PM: Vom Abriss bedrohte Wohnungen in Freiburg-Herdern besetzt

Am Abend des 10. November 2011 besetzten mehrere Dutzend Studierende, Schüler und Schülerinnen, Auszubildende, Arbeitende und Arbeitslose mehrere Gebäude in der Johann-Sebastian-Bach-Straße in Freiburg-Herdern. Angesichts der untragbaren Wohnraumpolitik der Freiburger Stadtverwaltung, der lokalen Baugesellschaften und der städtischen Wohnraumgesellschaft Freiburger Stadtbau (FSB) haben wir beschlossen, gemeinsam zu diesem Mittel direkter Selbstermächtigung zu greifen, wohlwissend, dass die Behörden und wohnraumverwertenden Organisationen sich dadurch angegriffen fühlen werden.


Derzeit leben über 500 Menschen in Freiburg auf der Straße und keine der sogenannten demokratischen Institutionen ist in der Lage die Probleme zu lösen. Die Besetzung der Bachstraße soll auf die verfehlte Politik hinweisen und direkte Alternativen aufzeigen. Wir stellen uns gegen den bevorstehenden Abriss der Gebäude, das Mobbing der Stadtbau und die Verdrängung und Zwangsräumung der bisherigen BewohnerInnen.

 

Mit dem Abriss der Johann-Sebastian-Bach-Straße soll wieder einmal günstiger Wohnraum vernichtet werden, um noch mehr teure Eigentumswohnungen zu bauen. Diese Aufwertungspolitik wird von der Freiburger Stadtbau nach allen Regeln effizienter Marktwirtschaft betrieben, doch wie in anderen Stadtteilen führt das natürlich auch in Herdern zur vermeintlich unausweichlichen Verdrängung prekärer Gesellschaftsteile. Die ohnehin schon weit fortgeschrittene Teilung Freiburgs in einen armen Westen und einen reichen Osten wird somit weiter vorrangetrieben: In Herdern soll kein Raum mehr sein für Menschen ohne großen Geldbeutel. Der Freiburger Gemeinderat findet zwar viele schöne Worte und beklagt diese Situation unlängst in einem interfraktionellen Antrag – wenn es aber um konkrete Maßnahmen wie bei der Bach-Straße geht, so gibt er Verwaltung und Stadtbau nach wie vor freie Hand bei ihrer unsozialen Jagd nach Gewinnen und Prestige. Währenddessen lächelt Oberbürgermeister Salomon wie jeden Herbst von bunten Plakaten, um die FreiburgerInnen zu bitten, doch “mitzuhelfen” und Zimmer für Studierende bereitzustellen – gleichzeitig steht städtischer Wohnraum leer und Nutzungsversuche werden mit Polizeigewalt beantwortet. Unsere Aktion ist eine Antwort auf diese Farce.

 

Denn auch für Studierende ist die Situation immer schwieriger, es sei denn betuchte Eltern oder teure Bildungskredite füllen das durch Gebühren und Miet-Wucher entstehende Loch. Als sozial wird verkauft, dass studentische Eigentumswohnungen für 80.000 Euro anstelle zuvor besetzter Häuser errichtet werden – so geschehen zum Beispiel in der Günterstalstraße. Die heutige Besetzung soll besonders auf die Situation der Studierenden hinweisen, die derzeit in Horden teure Massenunterkünfte aufsuchen, bei Besichtigungen Schlange stehen müssen und mit viel Glück maßlos überteuerte Wohnungen ergattern. Um das elementarste Bedürfnis nach Wohnraum zu erfüllen, muss mensch sich im Wettkampf mit oft über 20 BewerberInnen um ein kleines Zimmer profilieren, während sogar städtischer Wohnraum leersteht

 

Unsere Solidarität geht jedoch an alle von ausgrenzender Stadtpolitik und Gentrifizierung Betroffene, die verdrängten RentnerInnen in dieser Straße und alle, die – wo auch immer – für freien Wohnraum und eine Stadt für alle kämpfen.

 

Für Solidarität und freie Bildung!

Gegen die Lügen der “alternativlosen” Politik!

Macht es selbst!

 

Pressekontakt: 01525 1868630

Quelle (linksunten.indymedia.org)