Endlich sind die Flyer für das Waldfest online.
Das Waldfest wird am 13 und 14. April stattfinden.
Wir freuen uns, wenn ihr kräftig Plakate und Flyer ausdruckt und verteilt.
Hambacher Forst
Der Hambacher Forst oder Bürgewald oder die Bürge ist ein nach dem Ort Hambach benannter, ursprünglich 5.500 Hektar großer Wald. Seit 1972 gehört Hambach zur Gemeinde Niederzier im nordrhein-westfälischen Kreis Düren. Der Forst liegt zur Hälfte im Kreis Düren und im Rhein-Erft-Kreis. Zuständig als Untere Forstbehörde ist das Forstamt Eschweiler. Das ursprüngliche Waldgebiet musste weitgehend dem Braunkohletagebau Hambach weichen.
Die Bürge trennt die Jülich-Zülpicher Börde in die Jülicher Börde im Norden und die Zülpicher Börde im Süden; nasturräumlich wird sie als Untereinheit (554.0) der Haupteinheit Jülicher Börde (554) zugerechnet.
Geschichte
Seit dem 16. Jahrhundert sind Buschordnungen überliefert, die eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes regeln und legen zum Teil drastische Strafen bei Holzfrevel und Diebstahl fest. In den umliegenden Gemeinden versammelten sich zu festen Terminen die genossenschaftlich organisierten Nutzer und hielten Holzgedinge ab.
Seit 1978 wurde der Wald weitgehend für den sich weiter ausbreitenden Braunkohletagebau gerodet. Nordwestlich des ehemaligen Forstes befindet sich die künstlich angeschüttete Sophienhöhe.
Flora und Fauna
In den noch verbliebenen Resten des Forstes wachsen Hainbuchen und Stieleichen und der Wald beherbergt eine Kolonie der vom Aussterben bedrohten Bechsteinfledermaus.
Quelle: de.wikipedia.org
Erste Erklärung aus dem
Hambacher Urwald
Der Wald ist besetzt!
Quelle: de.wikipedia.org
Wir* besetzen einen Teil des Hambacher Forstes um ihn vor den Baggerschaufeln des Kohlestromriesen RWE zu schützen. Diese Besetzung beginnt während des Kulturfestes „Wald statt Kohle“, ist aber davon unabhängig. Auf dem Waldfest finden sich viele Menschen aus einem breiten Bündnis ein, um gemeinsam für den Erhalt des Hambacher Forstes und gegen den Abbau und die -Verstromung von Braunkohle aktiv zu werden. Der Hambacher Forst, nahe Köln gelegen, soll nach den Plänen des Energieriesen RWE komplett zerstört werden für den „Hambacher Tagebau“, das größte Baggerloch Europas.
Während des Festes werden Baumpatenschaften verteilt. So können verschiedene Menschen und Gruppen Bäume auf ihre Weise schützen. Wir übernehmen mit unserer Besetzung ebenfalls eine Baumpatenschaft und wollen die Bäume so auf unsere Art und Weise schützen. Die Besetzung findet einige Tage vor der Jahreshauptversammlung RWEs statt, gegen die ebenfalls Proteste geplant sind.
Warum wir besetzen?
Bei der Entscheidung für diese Aktionsform ist uns bewusst, dass sie die recht schmale Bandbreite rechtsstaatlich erlaubten Protestes überschreitet. Aus zwei Gründen haben wir uns dennoch dazu entschieden: Erstens, weil eine zu große Kluft existiert zwischen dem, was hier legal ist und dem, was wir als legitim betrachten. Wenn RWE diesen Wald zerstört um Braunkohle abzubauen und zu verbrennen und damit sowohl die regionalen Lebensgrundlagen zerstört, als auch das Weltklima und die Gesundheit der Menschen bis in den Großraum Köln hinein, dann ist das zwar rechtsstaatlich legal. Trotzdem können wir, wie wir es auch drehen und wenden, keine Legitimität dafür erkennen. Wenn wir diesen Wald besetzen ist das zwar nach den herrschenden Gesetzen nicht legal. Ihre Legitimität bezieht die Aktion aber daraus, dass sie versucht, der Wald- und Weltzerstörung durch RWE etwas entgegenzusetzen.
Der zweite Punkt ist, dass wir glauben, dass die Kluft zwischen Legalität und Legitimität immer existieren wird, aus dem einfachen Grund, dass es keinen objektiven Standpunkt gibt von dem aus etwas Legitimes in Recht gegossen werden könnte, weil jede_r stets ihr_sein eigenes Bewusstsein darüber mit sich trägt was legitim ist und was nicht. Es gilt also freie und lebendige Formen der Auseinandersetzung zu etablieren, darüber was legitim oder sinnvoll ist, anstatt dies aus dem oft Jahrhunderte alten Recht abzuleiten, welches dazu noch stets die Interessen der gesellschaftlichen Eliten vertritt.
Diese Besetzung ist ein Versuch, einen lebendigen Aushandlungsprozesses in Gang zu bringen darüber, wie wir mit der Problematik der Klima- und Umweltzerstörung umgehen sollten. Es ist ein lautes Nein an jene, deren Lösung es ist, so weiter zu machen wie bisher und dabei noch aufs Gas zu drücken – wie RWE beim Bau neuer Braunkohlekraftwerke.
Wenn wir nun mit Polizeigewalt geräumt werden sollten, ist das eben die Antwort eines repressiven Staates, der versucht jeden horizontalen, lebendigen Organisationsprozess zu unterbinden. Diese Staatslogik ist genauso wie kapitalistische Konzerne viel zu unflexibel – und haben zudem die falschen Maxime für ihre Handlungen – um sinnvolle Antworten für die Problematiken unserer Zeit zu finden. Sie werden untergehen, genauso wie einst die Dinosaurier die sich nicht auf veränderte Bedingungen einstellen konnten.
Allerdings kann es nicht darum gehen, bestehende Ausbeutung- und Unterdrückungsverhältnisse einfach nur flexibler zu gestalten, sondern zu überwinden.
Gegen Kohleverstromung – Hier und Überall
Unsere Besetzung richtet sich im Generellen gegen die Verstromung von Kohle, weil sie die CO2-intensivste Form der Energiegewinnung ist. Das Rheinische Braunkohlerevier ist Europas Klimakiller Nummer 1. Dabei stammt aber auch ein großer Teil der hier verbrannten Kohle aus ganz anderen Teilen der Welt, wie zum Beispiel aus Kolumbien, wo ihr Abbau mit extremen Menschenrechtsverletzungen einher geht. Weltweit spitzen sich die Konflikte um Kohleabbau und -Verbrennung zu, besonders in Südostasien, wo in den letzten Jahren mehrere Aktivist_innen beim Widerstand gegen die Kohleindustrie ermordet wurden. Wir wollen hier ein Bewusstsein für diese Kämpfe schaffen, um die Bewegungen dort zu stärken. Dafür wollen wir in zukünftigen Erklärungen auch jeweils auf die Situationen in einzelnen Regionen näher eingehen und Aktivist_innen von dort zu Wort kommen lassen.
Außerdem erklären wir uns solidarisch mit radikalen Anti-Kohle-Kampagnen wie dem Coal-Action-Network aus Großbritannien, rising-tide-Gruppen in Australien und Nord-Amerika, oder der Kampagne „wij stoppen steenkool“ aus den Niederlanden. Diese Gruppen haben uns mit ihren direkten Aktionsformen inspiriert und wir hoffen unsererseits mit unserer Aktion weltweit andere Gruppen zu inspirieren.
Ein Wald für alle!
Die Besetzung des Waldes soll ein Akt des „re-empowerments“ der lokalen Bevölkerung sein. Der „Besatzungsmacht“ RWE soll die scheinbare Legitimität entzogen werden, mit der sie über diese Region fremdbestimmt und rücksichtslos die lokalen und globalen Lebensgrundlagen zerstört. Stattdessen sollen von nun an alle Menschen kooperativ entscheiden können, was in diesem Wald passieren soll. Dieser Raum soll wirklich für alle offen zugänglich sein und auf der Basis eines gleichberechtigten Umgangs genutzt werden. Dazu ist es notwendig, dass die anwesenden Menschen hinterfragen, welche Rollenbilder und Handlungsweisen sie reproduzieren, und inwiefern sie Herrschaft ausüben oder indirekt unterstützen. Wir erachten es als wichtig, dass wir uns gemeinsam bemühen sexistische, rassistische und andere diskriminierende Verhaltensweisen abzubauen und zu intervenieren, falls wir diese doch beobachten.
Kristallisationsort
Die Besetzung des Hambacher Forstes ist eine direkte Aktion, die sich dem Unrecht direkt in den Weg stellen will. Sie soll aber auch mehr sein: Nämlich ein Ort an dem sich Menschen mit verschiedensten Hintergründen treffen und vernetzen können. Menschen, die bisher nur gemeinsam hatten, dass sie gegen Braunkohle aktiv sind, können hier zusammenkommen und sich austauschen über die sonstigen Verhältnisse die sie unterdrücken. Über diesen Austausch kann und soll eine Vernetzung und eine Organisierung entstehen – für den weiteren Widerstand, aber auch darüber hinaus.
Wir brauchen Orte, an denen Menschen selber planen, wie eine klimagerechte Zukunft aussehen soll, oder kann. Erstens weil die herrschende Politik bei der drängenden Frage des Klimawandels offensichtlich total versagt hat und weiter versagt und zweitens weil Organisierung von unten sowieso viel mehr Spaß macht. Vielleicht könnte durch diese Besetzung hier ein solcher Ort entstehen. Eine Keimzelle einer neuen Welt im Herzen des fossil-nuklearen Kapitalismus.
Warum Erklärung, warum Hambacher Urwald?
Der Name dieses Textes ist entstanden in Anlehnung an die Zapatistas aus Mexiko und ihren „Erklärungen aus dem Lakandonischen Urwald“. Den Zapatistas gelang es sich ein „würdiges“ Leben aufzubauen innerhalb Mexikos ärmsten Bundesstaates durch ein direktes und entschlossenes Zurückdrängen der repressiven Polizei und Paramilitärs Mexikos. Wir sind nicht so vermessen, zu glauben, dass unsere Aktion vergleichbar wäre mit dem Geschehen in Chiapas, Mexiko. Unsere Zielsetzung ist aber die gleiche: Ein würdiges Leben und Selbstbestimmung zu erkämpfen inmitten eines Systems der Zerstörung und Unterdrückung. Wir glauben, dass erfolgreiche Kämpfe wie in Chiapas überall auf der Welt möglich und nötig sind und wollen hier erste Schritte in diese Richtung gehen.
Die Form der Erklärung wählten wir außerdem, weil wir es müde sind, unsere Inhalte zu verzerren und zu verkürzen, damit sie in die Form einer Pressemitteilung passen, um dann doch von der Presse total verdreht zu werden. Stattdessen setzen wir darauf mit dieser Erklärung, und denen die folgen werden, möglichst viele Menschen direkt zu erreichen.
Hambacher Urwald nennen wir den Wald, auch wenn wir wissen, dass diese Bezeichnung nicht korrekt ist, weil der Hambacher Forst immerhin einer der, in der Struktur, ältesten Wäldern West-Europas ist, und die größten Flächen einiger seltenen Habitate weltweit beheimatet. Anstatt ihn vollends zu zerstören, wie es die Pläne RWEs sind, plädieren wir ihn zu nutzen für ein Experiment eines möglichst naturnahen Waldes, auf dass er in einigen Jahrzehnten zu einem Urwald-ähnlichem Wald wird. Dann würden wir diesen Wald auch wieder freiwillig verlassen.
*Wenn hier die rede von „wir“ ist, dann geht es in Wirklichkeit nur um einige Aktivist_innen die an der Aktion beteiligt waren, weil zu viele Menschen an der Aktion beteiligt waren, als dass sich alle beim schreiben dieses Textes hätten einbringen können. Es ist nicht auszuschließen, dass einige mit den Inhalten dieses Textes nicht einverstanden sind. Deshalb soll dieser Text nicht für alle reden. Wenn einige an der Aktion beteiligten andere Standpunkte haben sind sie eingeladen diese ihrerseits zu veröffentlichen und ihren Text gleichberechtigt neben diesen zu stellen.