Das “Alte Sportamt” in Bremen ist jetzt seit 6 Monaten besetzt. Die Verhandlungen mit der Stadtgemeinde Bremen haben wir nun abgebrochen und einen offenen Brief formuliert. Das ganze feiern wir mit ordentlich Programm am Wochenende. Das Alte Sportamt bleibt!
Bisheriger Verlauf der Verhandlungen:
03.04.15 – https://altes-sportamt.de/2015/04/das-sportamt-ist-besetzt/
07.05.15 – https://altes-sportamt.de/2015/05/yeah-seit-ueber-einem-monat-besetzt/
16.07.15 – https://altes-sportamt.de/2015/07/altes-sportamt-bleibt-weiterhin-besetzt/
Programm am Wochenende: https://altes-sportamt.de/2015/10/6-monate-besetzt/
Offener Brief:
An die Vertreter_innen der Ib und der Stadtgemeinde Bremen
Nach sechs Monaten und acht Verhandlungsrunden haben wir uns dazu entschlossen an dieser Stelle die Verhandlungen für gescheitert zu erklären. Wir erkennen, dass unsere Vorstellungen eines offenen Raumes und die damit verbundenen Forderungen nach einem selbstverwalteten, mietfreien und dauerhaften Ort in diesem System Stadt keinen Platz finden werden.
Das alte Sportamt ist ein Raum, an dem viele Leute teilhaben, unabhängig von finanziellen Mitteln und Leistungserwartung. Das lässt sich nur in einem selbstverwalteten Kontext verwirklichen.
Selbstverwaltet bedeutet für uns sowohl die Freiheit den Raum selber zu gestalten und zu organisieren als auch finanzielle Unabhängigkeit. Wir wollen nicht kontrolliert werden, wir wollen keine Anträge stellen müssen, wir wollen nicht, dass unsere Existenz an Bedingungen geknüpft ist. Dies ist in einer städtischen Immobilie nicht möglich, denn die Stadt, als Teil dieses Gesellschaftssystems, ist an die Regeln der Bürokratie und der kapitalistischen Verwertungslogik gebunden. Daran ändern auch persönliche Beteuerungen nach „einer friedlichen und für alle Seiten vertretbaren Lösung“ nichts. Denn diese Lösungen sind keine: Sie sind immer verbunden mit Anpassungen an das Verwertbare und Nutzbringende.
Die kapitalistische Stadt hat zwar Interesse an bunter Vielfalt, im Sinne der Standortaufwertung, jedoch nur solange diese gut kontrollierbar und leicht wieder zu entfernen ist.
Seit April haben wir euch, der IB und der Stadt Bremen, die Möglichkeit gegeben mit uns über die Bedingungen eines langfristigen Vertrages zu verhandeln. Wir sind diesen Weg ein Stück weit gegangen obwohl für uns jede Art von Vertrag schon einen Kompromiss darstellt. Unsere Forderungen wurden dabei als unmöglich zurückgewiesen. Stattdessen wurde uns erneut eine zweijährige Nutzung in Aussicht gestellt, die nach Ablauf dieser Zeit aber definitiv enden würde.Damit wollen wir uns nicht zufrieden geben, da dies unseren Grundforderungen entgegensteht.
Als Alternative wird uns die Suche nach einer Ersatzimmobilie empfohlen. Das kommt für uns nicht in Frage. Wir haben ein jahrelang leerstehendes Gebäude nutzbar gemacht und einen Veranstaltungsort aufgebaut, der vielfältig genutzt wird und unseren Bedürfnissen entspricht. Wir sind hier nachbarschaftlich akzeptiert und bieten mit dem Alten Sportamt eine der wenigen Möglichkeiten in Bremen, wo unkommerzielle Veranstaltungen sowohl draußen als auch drinnen umsetzbar sind. Dieser Ort ist für uns nicht austauschbar.
Aus all diesen Gründen ziehen wir den Schluss, dass für uns eine Nutzung ohne Vertrag die einzige Möglichkeit ist, um diesen Ort weiterhin selbstverwaltet zu nutzen. Da es hier letztendlich Gesetze und Eigentumsverhältnisse sind, die eine langfristige legale Nutzung unmöglich machen, ist ein Weg außerhalb von Gesetzen notwendig. Wie die letzten 6 Monate gezeigt haben, kommen wir wunderbar ohne aus.
Die Lösung ist einfach: wir bleiben besetzt. Denn ihr müsst akzeptieren, dass es uns und die Idee der Selbstverwaltung gibt und weiterhin geben wird. Auch wenn ihr uns Orte wie das alte Sportamt nehmt, sind wir trotzdem da und kommen immer wieder.
Die Sportamt-Nutzer_innen und Unterstützer_innen
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