Berlin: Syndikat Bleibt! Neuer Räumungstermin am 7. August

! Kiezversammlung / Kundgebung !
Sonntag, 14.06. | 16 Uhr | vor dem Syndikat (Weisestr. 56)
Aktuelle Infos, Termine & Material und Raum für Austausch und Ideen. Und natürlich solidarisch und laut klar machen: Syndikat Bleibt!

Corona ist vorbei!? – der Senat lässt wieder räumen…

Corona war für uns bisher ein Auf- und Ab der Gefühle. Auf den sehr plötzlichen Shutdown und die Angst, ohne richtigen Abschluss den 1. Räumungsversuch am 17. April erleben zu müssen, folgte dann kurz vor knapp dessen Absage. Daraufhin eine lange Hängepartie, finanzielle Sorgen und die Unklarheit, ob wir jemals wieder in irgendeiner Form öffnen können. Dann letzte Woche die recht überraschende Nachricht wieder unter bestimmten Bedingungen öffnen zu können. Die Freude hielt leider nicht lange, denn an unserem 2. (halb-)offenen Tag erreichte uns wieder Post von Obergerichtsvollzieher Bossin: der zweite erste Räumungsversuch soll nun am Freitag, den 7. August um 9 Uhr stattfinden.

Auch wenn uns die Nachricht wütend und traurig macht, so kommt sie natürlich nicht überraschend. Uns war klar, dass die Corona-Pandemie weder unseren sogenannten Eigentümer Pears Global zu Vernunft bringt, noch dass die viel beschworene Solidarität und Rücksichtnahme von Seiten der Politik irgendeinen nachhaltigen Effekt nach sich zieht. Oder gar ein rot-rot-grüner Senat mal auf die verrückte Idee kommt, dass Wohnraum und soziale Orte wichtig und so schützenswert sind und deshalb nicht zwangsgeräumt werden dürfen. Die Botschaft ist eindeutig: die Maschinerie muss wieder laufen wie zuvor und dazu gehört auch die der Verdrängung.

Wir sehen das wenig überraschend anders. Aber zumindest eines wird sicher bleiben wie zuvor und das ist unser Protest gegen die Räumung und das drohende Ende des Syndikats.

Die Corona-Krise hat noch einmal gezeigt, dass unser Kiez und ganz Berlin nicht weniger Orte wie das Syndikat brauchen, sondern viel mehr davon. Solidarische Orte des Zusammenkommens, die allen Menschen – unabhängig von Geldbeutel, sozialem Status, Hautfarbe und geschlechtlicher und sexueller Identität – offen stehen und wo genau die Netzwerke geknüpft und vertieft werden können, die in unsicheren Zeiten wichtiger sind, denn je.

Unsere Zwangsräumung könnte eine der ersten nach dem Shutdown sein, es wird sicher nicht die Letzte. Liebig34, Potse und Meuterei sind ebenfalls weiterhin akut bedroht. Und generell stehen unzählige Menschen, Kleingewerbetreibende und sozialen Projekte nach Jobverlust, Kurzarbeit oder Shutdown vor einer unsicheren Zukunft und während Maßnahmen der Politik außschließlich die Mieteinnahmen der Eigentümer:innen absichern, brauchen wir Ersparnisse auf, verschulden uns oder sparen an allem anderen bis es quietscht.

Der Kampf um den Erhalt des Syndikats ist deshalb nicht nur ein Kampf um die reine Existenz und weitere 35 Jahre bierselige Abende, sondern steht auch symbolisch für den generellen Widerstand gegen Ausgrenzung und Verdrängung und für eine ganz andere Form des gemeinsamen Wohnens, Lebens und Arbeitens. Für eine Stadt für Alle, in der die Bedürfnisse aller dort lebenden Menschen im Mittelpunkt stehen und nicht allein der Profit weniger Menschen und Unternehmen.

Mit Sorge blicken wir aber nicht nur auf unsere und all die anderen drohenden Räumungen, sondern auch auf die vielen anderen Verwerfungen die jetzt (wieder) deutlich zu Tage treten, oder die sich anbahnen. Schon jetzt werden Rufe laut, das die Kosten dieser Krise wieder die üblichen Verdächtigen tragen sollen: wir. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass Gesetzesverschärfungen und Grundrechtseinschränkungen in Krisen-Zeiten danach nur selten wieder zurück genommen werden, während gleichzeitig reaktionäre und autoritäre Bewegungen und Regierungen im Aufwind sind und gefühlt täglich neue rechtsradikale „Einzelfälle“ (oder Einzelfall-Netzwerke) in den Sicherheitsbehörden aufgedeckt werden. Die EU hat ihr letztes bisschen geheuchelten Humanismus verloren und trägt Corona nun vor sich her, um Geflüchtete in Elendslagern an den Grenzen vegetieren oder im Mittelmeer ertrinken zu lassen. Und da war ja noch irgendwas mit Klima.

Die Liste ist lang und mehr als unvollständig, aber sie zeigt wohin die Reise geht.

Also lasst uns gemeinsam dagegen halten, ob im Kampf für eine solidarische Stadt und den Erhalt der bedrohten Projekte, gegen sozialen Kahlschlag, Rassismus in Staat, Sicherheitsbehörden und Gesellschaft, das Patriarchat oder für offene Grenzen und sichere Fluchtrouten. Und lasst uns natürlich in den nächsten 8 Wochen bis zum zweiten ersten Räumungsversuch nochmal klar und deutlich machen: Jetzt Erst Recht! – Syndikat Bleibt!

Syndikat
Weisestr. 56, 12049 Berlin
syndikatbleibt [at] riseup [dot] net
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