[Update: Während der Wiederbesetzung gab es 11 Verhaftungen wegen Vergehen. Der Prozess gegen die Genossen wurde auf den 13. Februar vertagt. Anwaltskosten sind reichlich vorhanden, Ihre finanzielle Unterstützung wird geschätzt.]
Am Samstag, den 9. Dezember 2023, wurde das Steki Ano Kato Patission von 80 Genoss:innen wiederbesetzt. Nach der Besetzung versammelten sich 250 solidarische Menschen vor dem Gebäude und wurden von Polizist:innen angegriffen. Viele konnten nicht flüchten und wurden in Wohnhäusern, in den angrenzenden Wohnheimen und im Steki selbst eingeschlossen. Im Zuge des Angriffs warf die Polizei Tränengas in Autos hinein und drohte den Menschen brüllend damit, sie bei lebendigem Leib zu verbrennen. Einige Leute wurden verhaftet, andere verprügelt. Obwohl die Cops das Steki umstellten und Tränengas hineinwarfen, verteidigten sich die Menschen und es gelang ihnen die Besetzung zu halten. Dennoch gibt es verletzte Genoss:innen, die ins Krankenhaus mussten und etwa 19 Menschen wurden verhaftet. Am Sonntag 10. Dezember gibt es eine Solidaritätskundgebung für die Verhafteten (um 11:00 Uhr, Dikastiria, Evelpidon).
Die Ano-Kato-Wiederbesetzung fand im Rahmen der landesweiten Aktionstage in Solidarität mit den besetzten Häusern statt. Dabei gab es auch eine Demonstration in Monastiraki in Athen. Die Angriffe auf unsere besetzten Häuser bestätigen einmal mehr, dass Solidarität, Selbstorganisierung und autonom geführte Kämpfe für den Staat ein gewaltiger Dorn im Auge sind. Dieser Aufruf wurde von den Squats Ano Kato Patission, ASP (Autonomes Polytechnikum Steki), Evagelismos und Zizania veröffentlicht.
UNSERE KÄMPFE SIND NICHT VORBEI,
UNSERE IDEEN LASSEN SICH NICHT EINSPERREN
SOLIDARITÄT MIT DEN BESETZTEN HÄUSERN
Stellungnahme zur Steki Ano-Kato Patission Wiederbesetzung:
Wir haben gesagt, dass wir nicht gehen werden und das meinen wir ernst.
Wir sind froh, dass wir heute unsere Worte in Taten umsetzen konnten und
dass wir mit Beharrlichkeit und Zuversicht ein Stück unseres Lebens zurückgewonnen haben. Wir haben uns den Garten zurückgeholt, in dem wir aufgewachsen sind und in dem wir gelernt haben, was es bedeutet zu leben. Zusammen mit Dutzenden Genoss:innen, Freund:innen und solidarischen Menschen haben wir dieses Haus wiederbesetzt. Wir verteidigen unseren Platz in der Stadt, indem wir diesen verlassenen Raum für uns und die kommenden Generationen zurückerobern. Wir feuern heute unsere Holz-und Backöfen wieder an und verwandeln das Feuer zu einem Aufruf zum Widerstand der Squatter-Bewegung. Mit in den Himmel gestreckten Fäusten klettern wir auf die Terrasse unseres besetzten Hauses und senden unsere herzlichsten Grüße an all diejenigen auf der ganzen Welt die weiterkämpfen.
Wir durchbrechen den Teufelskreis der Angst, indem wir das zurückfordern, was uns zusteht. Wir unterstützen die vom Staat gewährten Bürger:innenrechte nicht bedingungslos, vielmehr kämpfen wir gegen das Gesetz, um uns in der Stadt das zurückzuerobern, was uns gehört: Diejenigen Sachen, die wir mit unseren Händen und unserem Verstand aufgebaut haben, Sachen, die als abgestorben gelten, wenn sie nicht verwertet werden, wie die Tausenden von leerstehenden Häusern und Gebäuden in Athen. Wir entscheiden uns dafür, dem “toten” Eigentum Leben einzuhauchen und leere Räume in kollektive Orte des Widerstands zu verwandeln. Wir unterwandern kreativ den sozialen Kontext, in dem wir den Wert dieser Räume neu interpretieren: Es geht nicht um Gewinnerzielung, um Immobilienagenturen, um NGOs, sondern darum, unsere kollektiven Bedürfnisse und Wünsche zu decken und auch um über diese hinauszugehen. Wir betrachten besetzte Häuser als ein Labor, in dem wir mit kollektiven, kämpferischen, fürsorglichen und solidarischen Beziehungen experimentieren – jenseits der Institution der Familie, jenseits von Religion und Staat. Dies ist der Ort, an dem unsere Ideen zum Leben erweckt werden, an dem wir zusammenkommen, um uns neue mögliche Welten vorzustellen. Gegen die Normalisierung von Massakern und Grenzen, weder Gott noch Meister.
Wir betrachten unseren politischen Raum in der Naxou 75 und der Krassa-Straße (Koliatsou-Platz in Patissia) als ein solches Labor. In den letzten 27 Jahren war dies die Werkstatt, in der wir unsere subversiven Ideen und Aktionen gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Ungerechtigkeit zum Ausdruck brachten. Es waren 27 Jahre, in denen dieser Ort frei und offen für die Nachbarschaft war; gastfreundlich für alle Träumer:innen, ausgeschlossene Proletarier:innen, Punks, für die Verdammten der Welt, für die Kriminellen, die Untergrundkünstler:innen, Musiker:innen und Dichter:innen, die Freaks, die kompromisslosen Geister, die Süchtigen und die Jungen. In diesen 27 Jahren haben wir uns gegen diese beschissene Gesellschaft gewehrt in der Rassist:innen und Polizist:innen unsere Leute gewaltsam ermorden, eine Gesellschaft in der Femizide, Pushbacks und “Schiffbrüche” an den europäischen Grenzen normalisiert sind, in der das Ertrinken von Menschen in den Häfen und der “Zusammensturz” von Infrastruktur der “Normalzustand” ist, der uns aufgezwungen wird. In diesen 27 Jahren haben wir gelernt, was es heißt, kollektiv zu leben, und wir haben entdeckt, was für Kampfmöglichkeiten es gegen die Herrschaft gibt.
In diesen 27 Jahren haben wir die Welt des “Privateigentums” verspottet und wir werden so lange hier bleiben, wie es nötig ist, auch wenn das bedeutet, dass wir alles noch einmal machen müssen. Dies ist unser Viertel, wir sind hier zur Schule gegangen, wir haben hier unsere ersten Freund:innen getroffen, wir leben und arbeiten in diesem Viertel. Wir haben uns hier mit unseren Nachbar:innen zusammengeschlossen und wir haben auch in diesem Viertel zum ersten Mal gelernt, die von den Reichen ausgeübte Gewalt zu hassen. Wir kämpfen, um uns all das zurückzuholen, was uns gestohlen wurde. Wir werden nicht zulassen, dass die Familie Papaoikonomou, diese reichen Erben, die in den nördlichen Vororten der Stadt leben und Dutzende von Grundstücken in Patissia und auf verschiedenen Inseln besitzen, uns einfach das Haus wegnehmen. Wir sagen ganz klar, dass sie uns nicht so schnell loswerden werden. Unser Widerstand wuchert im Viertel. Wir umschlingen die große Zypresse des besetzten Hauses.
27 Jahre Hausbesetzung
27 Jahre Ano Kato Patission
Wir bleiben hier.
Αυτοδιαχειριζόμενο Στέκι Άνω Κάτω Πατησίων
Steki Ano Kato Patission, Naxou 75, Athen, Griechenland
anokato [at] espiv [dot] net
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