Polizeiüberfall auf Supermolly

 Supamolly von Bullen dicht gemacht! (07.02.98) 


In der Nacht zum Samstag kam es während eines Punkkonzertes zu einem Polizeiüberfall auf den Supermolly (Konzert-Kneipe in Friedrichshain).
Angeblich wegen Ruhestörung wurde der Konzertraum von einer Hundertschaft Bullen getsürmt, und geräumt. Die “Verantwortlichen”, wer auch immer die Personen letztendlich auch waren, die sich hinter dem Tresen aufhielten, wurden mit Anzeigen wegen Ruhestörung und illegalen Alkohol-Ausschanks kriminalisiert. Voerst muß der Supermolly wohl erst mal geschlossen bleiben.
Darin ist eine klare Fortführung von Schönbohms Säuberungspolitik zu sehen.

[squat!net]


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Hausbesetzung in der Steinstraße 28

 Hausbesetzer nach 5.416 Minuten geräumt


Polizei beendet längste Neubesetzung unter Schönbohm. Erste Räumung in WBM-Haus

Die jüngste Hausbesetzung wurde gestern um 13.34 Uhr von der Polizei beendet. Das Haus in der Steinstraße 28 in Mitte war am Freitag abend gegen 19.18 Uhr besetzt worden. Es war damit die längste Neubesetzung seit dem Amtsantritt von Innensenator Jörg Schönbohm (CDU). Die Räumung verlief nach übereinstimmenden Angaben von Polizei und Besetzern ausgesprochen friedlich.

In der Nacht zu Dienstag hatten nach Angaben der Besetzer etwa 250 Gäste in dem Haus gefeiert. Gegen 4.30 Uhr sei die Polizei erstmals aufgetaucht, wegen nächtlicher Ruhestörung. Die mittags folgende Räumung lief auf Antrag der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM), der das Haus gehört. Es war die erste von der WBM beantragte Hausräumung, bestätigte WBM-Sprecherin Susanne Schmidt. “Wir haben von der Besetzung und auch von der Feier gewußt”, erklärte Schmidt. Durch die Party sei auch die Polizei auf die Besetzung aufmerksam geworden. Die Räumung sei aber ohnehin geplant gewesen, da das Haus verkauft werden soll. Die Steinstraße 28 stand seit Jahren leer. Auf einem Bauschild kündigt die WBM die Sanierung des Hauses ab 1991 an. Es wurden aber nur einige Fenster erneuert. Warum die Sanierung abgebrochen wurde, konnte die WBM-Sprecherin gestern nicht klären.

ga


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[squat!net] taz-Interview mit der Steinstraße

 “Kein Bock auf Schönbohmsche Lähmung”


Mitten in Berlin wurde am Freitag ein Haus besetzt. Bis gestern ließ die Polizei die neuen Bewohner gewähren. Sie suchen undefinierte Freiräume und vermissen linke Initiative gegen den Aufräummythos

Interview von Gereon Asmuth

taz: Alle besetzten Häuser sind geräumt, sagt Innensenator Schönbohm. Reaktionen gab es kaum. Man hat man den Eindruck, Hausbesetzungen sind passe. Warum habt ihr trotzdem ein Haus besetzt?

Christian: Hier war die Möglichkeit, und ich hab’ ab nächsten Monat keine Wohnung mehr. Da gab es trotz veränderter politischer Lage keinen Grund, es aufzugeben, ein Haus zu besetzen.

taz: Neubesetzungen der letzten Jahre wurden in kürzester Zeit geräumt. Auch hier ist eine Legalisierung unwahrscheinlich.

Igor: Da haben wir erst mal nicht drüber nachgedacht. Es muß Freiräume in einer Stadt geben, besetzte Häuser sind eine Variante davon. Ich habe keinen Bock, mich auf die große Schönbohmsche Lähmung einzulassen. Die Leute haben leider schon die Schere im Kopf, daß sie keine Häuser mehr besetzen. Aber es gibt ein Recht auf Wohnen, auch ohne Vertrag.

taz: Wäre für dich mit einer Legalisierung, also wenn es Verträge geben sollte, das Projekt beendet?

Igor: So, wie wir es angefangen haben, ja. Es muß Orte geben, die man frei gestalten kann. Gibt es erst einmal Verträge, dann ist der Spielraum eingeengt. Dann geht es nur um das Hausprojekt, und jeder rettet seinen eigenen Arsch.

Christian: Dafür brauchst du Zeit und gesicherte Verhältnisse.

Igor: Aber gesicherte Verhältnisse führen zu einer Etablierung. Die drei, die hier angefangen haben, wollen kein Hausprojekt.

taz: Was wollt Ihr dann?

Igor: Einen Freiraum, der sich entwickeln kann, für neue Ideen.

taz: Gibt es den in den legalisierten Häusern nicht mehr?

Christian: Was von Grund auf neu aufgebaut wird, bringt auch neue Leute und neue Ideen. Wir haben keinerlei Strukturen. Das ist unsere Chance. Selbstbestimmtsein heißt, persönliche Definitionen mitzubringen und damit das Haus zu füllen.

taz: Paßt Ihr unter das Schlagwort Autonome?

Markus: Ich würd’ mich nicht so bezeichnen. Für mich ist der politische Sprengstoff das Wichtigste, zu zeigen, in Mitte, also mitten ins Herz, ziehen auf einmal Leute, die da eigentlich nicht mehr hingehören. Ich bin erst kurz in Berlin, aber war frustiert, weil hier alles total gelähmt ist. Die Linke atomisiert sich in Grüppchen. Das Witzige ist ja, daß es für viele, die jetzt hier sind, die erste Besetzung ist.

Igor: Es gibt so einen komischen Jörg-Schönbohm-Mythos, daß die Stadt aufgeräumt werden soll…

taz: …aber es wird aufgeräumt…

Igor: …aber es wird immer auch Nischen geben und geben müssen. Wir müssen die erkämpfen. Wenn Schönbohm sagt, es wird keine besetzten Häuser mehr geben, dann muß man das austesten. Da oben sind doch auch nur Pappkameraden, die sagen, wir machen das jetzt so und so. Doch alle, auch aus der Linken, sagen, okay, das machen die jetzt so und so, also versuchen wir es gar nicht wieder.

taz: Welche Reaktionen gab es bisher von außen, von der Polizei?

Igor: Die sind nur vorbeigelaufen. Die wissen seit Freitag abend, daß wir hier sind. Vielleicht warten die erst den 1. Mai ab. Aber es ist mir in gewisser Weise auch egal.

Markus: Für mich grenzt es an ein Wunder, daß wir schon über sechzig Stunden hier sind. Das glaubt einem keiner. Es gibt sogar schon freundschaftliche Beziehungen zu Nachbarn.

taz: Würdet Ihr durch eine Räumung etwas verlieren?

Markus: Die Utopie zerfällt.

Christian: Ich hätte nichts verloren. Aber die Stadt würde die Möglichkeit verlieren, Nischen mit Funktion zu besetzen und nicht alles auf Fassade beruhen zu lassen, was für mich Inbegriff nicht nur von Schönbohms Politik, sondern auch von der des Stadtentwicklungssenators Strieder ist.

TAZ-BERLIN Nr. 5518 vom 28.04.1998 Seite 23 Berlin 115 Zeilen Interview Gereon Asmuth


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Zweiter Umzug der Schrottbar

 Hier eine neue Neuigkeit aus der Schweiz


Die Schrottbar in Biel ist ein weiteres mal umgezogen. Diesmal von einem Gelände zwischen Schrebergaerten und Städtischer Kompostieranlage auf den Übungsplatz der Stadtpolizei Biel. Das Gelände liegt etwa 200 Meter von der alten Schrottbar (inzwischen Abgebrochen, das alte Grundstück wird von der Bevölkerung als Kühlschrank- und Fernseherdeponie benützt.) entfernt und ist mitten im zukünftigen Expo 2001 – Ausstellungsgelände; was einer der Gründe für die erste Rämung war.

Der Umzug mit den ca. 20 Wagen und Busse verlief problemlos. Er wurde von den Bullen eskortiert, die FahrerInnen auf Alkohol und Papierkram untersucht, was aber keine Beanstandungen gab.

[squat!net] – Eigener Bericht


Räumung der Brunnenstraße 6/7 – Hinterhaus

 Der General geht, ein Schlapphut kommt


Ende der Spekulationen: Schönbohm geht nach Brandenburg, Ex-Verfassungsschutzchef Werthebach wird Innensenator, Staatssekretär Branoner rückt doch zum Wirtschaftssenator auf. Krüger folgt auf Bergmann, gibt aber Frauenressort ab

Die Große Koalition hat sich wieder gefangen, das Regierungsteam ist komplettiert: Seit gestern steht als Nachfolger für den tatsächlich scheidenden Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Eckart Werthebach (parteilos) fest. Wirtschaftsstaatssekretär Wolfgang Branoner (CDU) ersetzt Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU). Das verkündete gestern der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU).

Auch bei der SPD sind die Würfel gefallen: Für Christine Bergmann (SPD) soll künftig der ehemalige Jugendsenator Thomas Krüger (SPD) das Arbeitsressort leiten, so die Pläne der SPD. Den Bereich Frauen, den Bergmann bislang ebenfalls führte, soll Finanzsenatorin Fugmann-Heesing (SPD) übernehmen. Diese Lösung wurde gewählt, um den Bedenken vieler Sozialdemokratinnen gegen einen Mann als Frauensenator gerecht zu werden.

Alle gestern vorgeschlagenen oder bekanntgewordenen Lösungen müssen in der kommenden Woche noch von den jeweiligen Parteigremien bestätigt werden. Dann geht die letzte Entscheidung an das Abgeordnetenhaus, das am 12. November – so sehen es die Pläne der Koalition vor – die neuen SenatorInnen wählen soll.

Am gestrigen Vormittag hatte der amtierende Innensenator Schönbohm seinen bevorstehenden Wechsel nach Brandenburg und seinen damit verbundenen Rückzug vom Senatorenamt bekanntgegegeben. Schönbohm sagte, daß der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) ihm keinerlei Ultimatum gestellt habe, sein Amt aufzugeben. “Ich habe mich selbst aus dem Amt gedrängt.” Seinen Entschluß habe er aus freien Stücken gefaßt. Er bedauerte, daß es nicht möglich gewesen sei, zugleich Innensenator und CDU-Landesvorsitzender in Brandenburg zu sein.

Die Entscheidung, nach Brandenburg zu gehen, sei ihm nicht leichtgefallen. Er gehe schließlich nicht ins “Schlaraffenland” oder auf eine “Südseeinsel”. Die CDU in Brandenburg hatte bei den Bundestagswahlen mit 20,8 Prozent ihr bundesweit schlechtestes Ergebnis erzielt. Die Brandenburger CDU- Spitze hatte den 61jährigen Schönbohm vor zwei Wochen aufgefordert, den Landesvorsitz der Union zu übernehmen und die Partei als Spitzenkandidat in die Landtagswahlen 1999 zu führen.

Bis zu einer möglichen Fusion zwischen Berlin und Brandenburg im Jahre 2004 werde er seine Aufgabe als CDU-Landeschef erfüllen. “Ich betrachte mich als Brücke”, sagte Schönbohm.

Zeitgleich mit der Erklärung, daß Werthebach Schönbohms Nachfolger wird, präsentierte der Regierende Bürgermeister gestern auch Wolfgang Branoner. Branoner gilt bereits seit über einem Jahr als potentieller Nachfolger von Pieroth. Innerparteiliche Widerstände hatten seinen Amtsantritt bislang ebenso verhindert wie Diepgens Bemühen, einen profilierten Kandidaten von außerhalb zu finden.

Noch am Donnerstag hatte Senatssprecher Butz eine solche “Außenlösung” angekündigt, die offenbar scheiterte. Jetzt erklärte er, Diepgen traue Branoner “als noch jüngerem Politiker” zu, “die Wirtschaftspolitik Berlins auch mit neuen Akzenten für eine lange Zukunft zu gestalten”. Der 42jährige, der als Vertreter des liberalen CDU-Flügels gilt, war schon nach der Wahl 1995 als ministrabel gehandelt worden.

Die Aufsplittung des bisherigen Ressorts Arbeit, berufliche Bildung und Frauen hat nach Angaben des SPD-Fraktionssprechers Peter Stadtmüller die scheidende Senatorin Christine Bergmann (SPD) vorgeschlagen. SPD-Fraktionschef Klaus Böger unterstütze die neue Aufteilung, weil damit auch der Ost-Aspekt berücksichtigt werde. Der künftige Arbeitssenator Thomas Krüger kommt aus dem Ostteil der Stadt.

Zur Zukunft der Kreuzberger Sozialstadträtin Ingeborg Junge- Reyer (SPD), die zunächst als Senatorin, dann als Staatssekretärin im Gespräch war, wollte sich Stadtmüller nicht äußern. Aus der SPD war zu hören, daß Junge-Reyer wahrscheinlich in Kreuzberg bleiben werde. Sie selbst wollte nichts dazu sagen. Als Frau aus dem Westen hatte sie keine Chance.

Nun bleibt nur noch die Staatssekretärsrochade offen. Bis gestern gab es noch keine Entscheidung darüber, wer Branoner in der Wirtschaftsverwaltung nachfolgen soll, mit wem Thomas Krüger arbeiten wird und gegen wen der in Ungnade gefallene Gesundheitsstaatssekretär Detlef Orwat ausgewechselt wird.

TAZ-BERLIN vom 24.10.1998

 Dem umstrittenen Innensenator weint kaum jemand eine Träne nach

Renate Künast: Worte zum Abschied

Der General a.D. wird endlich zum Senator a.D. Dies ist ein längst überfälliger Schritt. Schönbohm hat nicht erkannt, daß es ein Unterschied ist, ob man den Befehl auf einem Truppenübungsplatz hat oder ein Gemeinwesen regieren und gestalten soll. Er ist eine unpolitische Person: Oft hat er sogenannte Denkanstöße gegeben, zu denen er nachher nicht mehr stand. Das Ergebnis ist die gesellschaftliche Spaltung – wie beim Thema Multikulti, das für ihn ein Kampfbegriff ist. Den Verfassungsschutz hat Schönbohm für seine politische Ansichten mißbraucht. Er hat zugelassen, daß der Verfassungsschutz immer stromlinienförmiger wurde, sich immer mehr nach dem CDU-Parteibuch richtete. Das Ergebnis ist, daß Ex- Stasi-Mitarbeiter mit seinem Segen die BRD-Verfassung schützen und Kriminelle beim Verfassungsschutz hoffähig werden. Wichtige Konzepte zur Reform des Verfassungsschutzes, die aus dem Jahr 1992 stammen, hat Schönbohm nicht umgesetzt. Auch die wirklichen politischen Gefahren hat er nicht gesehen: zum Beispiel den Rechtsextremismus, der an manchen Stellen in Berlin und Brandenburg für einige Menschen nahezu lebensbedrohlich ist. Statt dessen hat er immer Wert auf die Beobachtung der PDS gelegt.

Renate Künast ist Fraktionschefin der Grünen im Abgeordnetenhaus

Bei der Ernennung Schönbohms zum Innensenator hoffte der Türkische Bund, daß nach der fast schon als deutschnational zu bezeichnenden Politik des Amtsvorgängers Dieter Heckelmann ein Neubeginn möglich wäre. Doch lange Zeit unternahm Herr Schönbohm gar nichts, dann meldete er sich immer öfter zu Wort und zeichnete sich dabei durch große Oberflächlichkeiten und ein extrem konservatives Weltbild aus – zum Beispiel in seiner Äußerung, daß “die Respektierung der kulturellen Identität der ausländischen Mitbürger keinen gleichberechtigten Wettbewerb der Kulturen im Gastland” bedeuten könne.

Dann irritierten seine Äußerung zur Auflösung sogenannter Ghettos die nichtdeutsche Bevölkerung, schließlich kam der Vorschlag der Wiedereinführung der Zuzugssperre. Bei der Abschiebediskussion zeigte er sich hart, das Einbürgerungsverfahren wurde weiter erschwert, auch die Familienzusammenführung war unzulänglich. Insgesamt hat sich die Situation für die Nichtdeutschen während der Amtszeit Schönbohms verschlechtert.

Kenan Kolat ist Geschäftsführer des Türkischen Bundes in Berlin- Brandenburg

Hätte Schönbohm sich auf die Flüchtlinge eingelassen, mit ihnen und ihren Vertretern gesprochen, wäre er früher nach Bosnien gefahren, um sich auch dort von der Bundeswehr beraten zu lassen, dann hätte er die geschützt, die unseren größten Schutz bedürfen – Menschen, die gegen ihren Willen aus ihrer Heimen vertrieben wurden, die Folter und Massaker überlebt haben und die für die Aufnahme in Berlin dankbar sind, aber dennoch leiden, weil sie nicht zurückkönnen. Die Vertreiber, die Verbrecher leben in den Häusern der Flüchtlinge, sie sind an vielen Orten noch an der Macht. Gegen sie und nicht gegen ihre Opfer muß Macht und Einfluß geltend gemacht werden. Hätte Schönbohm mit den Flüchtlingen über ihre Angst gesprochen, “die größer ist als ganz Berlin”, hätte er vielleicht über die eigene Angst sprechen können, die er als Flüchtlingskind erlebt hat und die er bis heute nicht vergessen kann. Er würde die Menschen nicht im Morgengrauen aus dem Bett holen lassen, um sie abzuschieben – womit die Erfolge unserer langjährigen psychologischen Betreuung mit einem Schlag zunichte gemacht werden.

Bosiljka Schedlich ist Geschäftsführerin des Südost-Zentrums

Mit Schönbohms Positionen zu den Themen Ausländer und Sicherheit haben wir große Probleme; als oberster Dienstherr aber war der Innensenator ein verläßlicher Partner für die Gewerkschaft ÖTV. Wir haben die Vereinbarung zur Beschäftigungsicherung im Landesdienst mit ihm abgeschlossen, der Ausschluß betriebsbedingter Kündigungen war für ihn ein Garant für den sozialen Frieden. Er hat sich schützend vor die Landesbeamten gestellt, im letzten Jahr hat er ganz deutlich gemacht, daß von Berlin keine Initiative zur Kürzung des Weihnachtsgeldes ausgeht. Nach dem, was wir aus dem Bundesgebiet von seinem Nachfolger Eckart Werthebach kennen, steht zu vermuten, daß ihm Schönbohms Augenmaß fehlt.

Susanne Stumpenhusen ist Landesvorsitzende der ÖTV.

Wie ein Nilpferd

Innensenatoren kommen und gehen. Die autonomen Freiräume aber bleiben bestehen. Nun sind wir ihn endlich los, diesen militaristischen, engstirnigen Schönbohm, der eine Toleranz hat wie ein Nilpferd, das nur seinen eigenen Sumpf kennt. Meines Erachtens ist sein Rücktritt nur ein vorweggenommener Schritt, bevor die Gerichte ein endgültiges Urteil zur Räumung des besetzten Hauses Kreutziger Straße 21 im November 1997 gesprochen haben. Hier läuft noch immer ein Verfahren, das beweisen soll, daß die Räumung illegal war.

Dennoch hat Schönbohm sein erklärtes Zeil, Berlin von Besetzten Häusern zu säubern, nicht erreicht. Denn wir wissen von noch zwei besetzten Häusern. Für die BrandenburgerInnen können wir nur wünschen, daß Schönbohm die Wahl zum Vorsitzenden verliert und in die politische Bedeutungslosigkeit abstürzt.

A.B. ist ehemaliger Hausbesetzer aus Friedrichshain

TAZ-BERLIN vom 24.10.1998


Die Situation in Berlin Anfang ’98

 Weiterhin zahlreiche ungeklärte Wohnverhältnisse


Nach der letzten Häuserräumung sind viele Gebäude immer noch zum Teil besetzt

Das offiziell “letzte besetzte Haus” hat Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) am Dienstag räumen lassen – die Bewohner waren ausnahmslos ohne Mietverträge. Dennoch gibt es weiterhin Häuser, in denen Bewohner einen unsicheren Status haben: “In vielen Gebäuden sind Teilflächen besetzt, oder die ungeklärten Eigentumsverhältnisse führen dazu, daß die Bewohner keine Miete zahlen”, erklärt Andreas Fichtner, parteiloser Bezirksverordneter in Friedrichshain. “Gerade im Osten sind vertragliche Probleme fast schon Standard.”

“Mischformen” nennt Fichtner solche Häuser, in denen die Mieter im Vorderhaus zum Beispiel Verträge für ihre Wohnungen haben, während Hinterhaus oder Seitenflügel offiziell leer stehen, aber dennoch bewohnt werden. In anderen Gebäuden gibt es für einige Bewohner Einzelmietverträge – aber eben nicht für alle. Sowohl Fichtner als auch Freke Over, PDS-Abgeordneter, kennen mindestens vier solcher Häuser im Ostteil. “Hinzu kommt, daß sich viele Altbauten im Rückübertragungszustand befinden”, erklärt Fichtner und verweist auf das Prinzip Rückgabe vor Entschädigung, das der deutsch-deutsche Einigungsvertrag vorsieht.

Oft gibt es keinen zuständigen Eigentümer für die Gebäude – und somit auch keine Miete von den BewohnerInnen. So seien laut Fichtner viele Häuser durch die ungeklärten Verhältnisse “räumbar”.

“Grundproblem in Friedrichshain ist, daß sich das Bezirksamt nicht um die Häuser kümmert”, ärgert sich Fichtner. Er verweist darauf, daß in dem Bezirk, verglichen mit Mitte oder Prenzlauer Berg, viel mehr besetzte Gebäude geräumt statt vertragliche Einigungen zwischen Bewohnern und Eigentümern erzielt wurden. Langfristiges Ziel sei es, die Kauf- oder Mietverträge, die oft kurz vor dem Abschluß ständen, abzuschließen, um die Gebäude für die BewohnerInnen sicher zu machen.

Kerstin Marx

TAZ-BERLIN 26.02.1998


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Randale in X-Berg

 Steine und Brandsätze auf Autos in Kreuzberg


An mehreren Autos in Kreuzberg sind gestern früh die Scheiben eingeworfen worden. Anschließen versuchten die fünf bis sechs Täter, die in der Nähe von Autohäusern in der Mariannenstraße Ecke Skalitzer Straße abgestellten Fahrzeuge anzuzünden, wie die Polizei mitteilte. Am Tatort wurden mehrere Brandsätze gefunden. Vermutlich wegen des Eintreffens einer Streife flüchteten die Täter, bevor die Brandsätze richtig zündeten. Nach Angaben von Justizsprecherin Michaela Blume könnten die Taten im Zusammenhang mit der Räumung des besetzten Hauses in der Pfarrstraße stehen, ebenso wie die Steinwürfe auf das Willy-Brandt-Haus in der Nacht zum Mittwoch. Dort sei ein Schaden von rund 100.000 Mark durch eingeschlagene Scheiben entstanden.

ADN/dpa/taz

TAZ-BERLIN 28.02.1998


 Scheiben eingeschlagen in SPD-Zentrale


Eine Gruppe von rund 15 Personen hat am Mittwoch abend das Willy-Brandt-Haus in Kreuzberg mit Pflastersteinen beworfen, teilte die Polizei mit. 28 Scheiben in einer Passage und weitere 15 Scheiben an der Außenfassade des Gebäudes wurden beschädigt. Kurz nach der Tat wurden vier Männer und eine Frau festgenommen. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen und prüft, ob die Tat im Zusammenhang mit der Räumung des letzten besetzten Hauses steht.

dpa

TAZ-BERLIN 26.02.1998


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Rämung Pfarrstraße 104

 Zur Rämung der Pfarrstraße 104 am 24. Februar 1998


Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’ s gänzlich ungeniert

Zur Räumung des letzten besetzten Berliner Hauses in der Pfarrstraße 104 erklärt der PDS-Abgeordnete Freke Over:

Die Pfarrstraße 104 wurde 1990 besetzt. Bis Ende des Jahres 1997 verhandelten die Besetzer unter Vermittlung des Bezirksbürgermeisters Wolfram Friedersdorff mit dem Eigentümer und Großinvestor Jost. Nach dem Abbruch der Verhandlungen durch den Eigentümer erklärten sich die Besetzer grundsätzlich bereit, in ein Ersatzobjekt umzuziehen. Noch vor Umsetzung dieses Projektes durch das Bezirksamt Lichtenberg und dem Sanierungsträger SPI schlug Ex-General Jörg Schönbohm wieder zu.
Am Dienstag, dem 24. Februar um 8 Uhr früh, begannen die Beamten der Direktion 6 mit der Räumung. Als erstes erschossen sie einen Hund, der sich nach Aussage der Besetzer völlig friedlich verhielt. Zum “unrechtlichen” Hintergrund erklärte der Leiter der Direktion 6, Herr Krömer, er hätte die Räumung angeordnet “zum Schutz der privaten Rechte des Investors, weil er den Zivilrechtsweg nicht gehen konnte”.

Hintergrund ist ein Strafantrag und Räumungsbegehren, daß der Großinvestor schon während der Verhandlungen im Sommer 1997 stellte. Eine Zustellung auch über den Gerichtsvollzieher sei nicht möglich gewesen, behauptet der Direktionsleiter. Dies wird vom Rechtsanwalt der Hausbesetzer, Herrn Endesfelder, aufs schärfste bestritten. Er verweist darauf, daß etliche Bewohner teilweise seit Jahren im Haus polizeilich gemeldet sind. Auch diesen wird durch die Polizei eine Rückkehr in das Haus verweigert, obwohl sie nur nach einer “erfolgreichen” Räumungsklaghe räumbar wären.

Innensenator Jörg Schönbohm setzt offensichtlich noch eins drauf in seiner langen Kette von halb- und illegalen Polizeiaktionen. Nicht nur durch die Tatsache, daß er sich über die Senatsmaßgabe, im Winter nicht zu räumen, hinwegsetzt, sondern vor allen Dingen dadurch, daß er einen Direktionsleiter Recht sprechen läßt, verläßt er Grundprinzipien des demokratischen Rechtsstaates. Autor: Freke Over


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Hier die neusten News aus der Schweiz:

 Hier die neusten News aus der Schweiz:


 Expo-Schweiz fordert ihr erstes Squatopfer.

Heute Freitag, den 26.6.98 um 19 Uhr ist die Schrott-Bar in Biel, fünf Tage Autobahnbrücke an der Solothurner Straße, umgezogen. Die tagelangen Vorbereitungen für den Umzug wurden anscheinend von den Bullen nicht bemerkt, die realisierten das Ereignis erst, als der Straßenverkehr zum Erliegen kam und zwei Zivi-Bullen, verzweifelt nach ihrer Telefonkarte suchend, ihre Zentrale informieren wollten.

Wie’s am neuen Ort weitergeht, ist noch nicht klar. Die Bullen meinten, dies sei eine politische Sache, und der Stadtrat solle darüber entscheiden.


Euro-Gegner stören Weihnachtsfeier in Utrecht

 Euro-Gegner stören Weihnachtsfeier in Utrecht


Utrecht (AP) Eine Gruppe von 50 Hausbesetzern hat in der niederländischen Stadt Utrecht die Weihnachtsfeier der niederländischen Zentralbank gestört. Sie protestierten am Montag abend gegen die Einführung des Euros zum 1. Januar und bewarfen das Veranstaltungsgebäude, die Vredenburg-Halle, mit Eiern und Steinen. Mehrere Fensterscheiben gingen zu Bruch. Bei dem Polizeieinsatz zum Schutz der 350 Teilnehmer der Weihnachtsfeier wurden nach niederländischen Fernsehberichten vom Dienstag fünf Demonstranten festgenommen.

22.12.1998 Berliner Zeitung Nachrichten 13:25 Uhr

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