Solidarität mit den „Corralas“ und der Bewegung gegen Zwangsräumungen in Spanien!

In Spanien nehmen immer mehr Menschen die Lösung der Wohungsfrage in die eigenen Hände. Fast wöchentlich gibt derzeit Nachrichten über ein neues Haus, das von Familien besetzt wurde, die in die Obdachlosigkeit getrieben wurden. Es sind Menschen jeglichen Alters und mit sehr unterschiedlichen Hintergründen, die in die Häuser einziehen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich aus der Not heraus den leerstehenden Wohnraum aneignen und politische Forderungen artikulieren. Neben der Forderung nach einen Recht auf würdiges Wohnen für alle und der Entschuldung von Menschen, die die Hypotheken nicht mehr zahlen können, fordern sie, dass sie in den Häusern zu einer sozialen, d.h. für sie bezahlbaren Miete wohnen bleiben können.

Es gibt auch eine Bezeichnung für diese neue Art von Hausbesetzung: In Andalusien werden diese Häuser mittlerweile „Corrala“ genannt. Auf dieser Seite wollen wir Informationen über die Corralas verbreiten und die Bewegung damit unterstützen.

Hintergründe

Wie sind die „Corrallas“ entstanden?

Ausgehend von den Informationspunkten für Betroffene von Zwangsräumungen, die in allen Stadtteilen Sevillas entstanden, schlossen sich Anfang 2012 erstmals 36 Familien zusammen, um die Besetzung eines seit drei Jahren leerstehenden Hauses zu planen. Im Mai 2012 zogen sie dann in das Haus ein – und gaben dem Haus den Namen „Corrala de las vecinas la Utopía“. Die Besetzer_innen erklärten auf Videos im Internet ihre Motive. Angesichts von 120 000 leerstehenden Wohnungen in Sevilla und 20 000 Familien, die in den letzten drei Jahren in der Stadt zwangsgeräumt wurden, konnten sie damit die öffentliche Meinung auf ihre Seite ziehen. Der Corrala Utopía folgten im Sommer die „Corrala Quintana“ und die „Corrala la Alegría“, die jeweils von fünf Familien besetzt wurden, im Herbst 2012 folgten die „Corrala la Esperanza“ und die „Corrala la Libertad“. Während die letztere sich mittlerweile mit der Immobilienfirma, in deren Besitz das Gebäude ist auf einen für die Bewohner_innen akzeptablen Mietvertrag geeinigt hat, ist die Lage der anderen Häuser unklar. Die „Corrala la Alegría“ wurde nach wenigen Wochen geräumt. Den 36 Familien der „Corrala la Utopía“ wurde durch die Stadtregierung der Strom und das Wasser abgestellt und die über Staatsgelder gerettete Sparkasse, in deren Besitz das Haus ist, weigert sich, die Räumungsklage zurückzuziehen und den Besetzer_innen einen Mietvertrag zu geben. Mittlerweile gibt es weitere „Corralas“ in anderen Städten Andalusiens.

Was bedeutet „Corrala de las vecinas“?

Corrala bezeichnet in Spanien eine bestimmte Art von Mietshaus, wie sie um die Wende zum 20. Jahrhundert in den neu enstehenden Arbeitervierteln gebaut wurden. Typisch für diesen Typ des Mietshauses ist die Architektur: Die Wohnungen sind um einen Innenhof herum gebaut. In den Corralas bildete sich eine Kultur der gegenseitigen Hilfe und des Widerstandes heraus. Auf diese Tradition verweist die „Corrala Utopía“ mit ihrem Namen. Die Benutzung der weiblichen Form (vecinas – Nachbarinnen) verweist darauf, dass es vor allem Frauen waren, die die Besetzung organisierten.

 

Source : http://mietenwahnsinn.rechtaufstadt.net/corralas/ueber-uns