[Goiás] 3000 MST Familien bestimmen den Prozess der Besetzung Dom Tomás Balduíno

Trotz vorläufigem Räumungsbeschluss stärkt die politische Situation die Gründung einer neuen Siedlung auf der Fazenda eines Senators von Ceará.Von Noa Pámies

Zum Tagesanbruch des vergangenen Sonntags, dem 31. August 2014, besetzten 3000 Familien der Landlosenbewegung MST die Fazenda Santa Mônica, die zwischen den Gemeinden Alexânia, Corumba und Abadiâna liegt. Es handelt sich dabei um eine von 91 ländlichen Immobilien, die der Gouverneurskandidat von Ceará, Eunício Oliveira (PMDB), im Bundesstaat Goiá besitzt. 20000ha niedriger Produktivität, auf denen die größte Aktivität vom Vieh ausgeht.

3000 organisierte Familien

Die Landnahme verlief friedlich, trotz der Anwesenheit von Repräsentant*innen des Grundstücks und 5 Polizeiwagen, die Mitten auf der Strasse die lange Reihe von Autos anhielten, und einige Fahrzeuge der Bewegung durchsuchten. Um 5 Uhr morgens fuhren mehr als 700 Fahrzeuge auf die Fazenda und die Familien begannen sofort, dass provisorische Camp für die zukünftige Siedlung aufzubauen, die auf den Namen Dom Tomás Balduíno getauft wurde, zu Ehren des grossen goiánischen Kämpfers und Aktivisten.

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Montag und Dienstag verliefen relativ ruhig, während die Familien sich organisierten und die nötigste Infrastruktur aufbauten. Wagen der Militärpolizei fuhren permanent am Eingang des Camps vorbei und konnten zusammen mit den Besitzern dabei beobachtet werden, wie sie auf den umliegenden Hügeln und an anderen strategischen Orten, aus der Ferne, das Vieh und die Bewegungen der neuen Besetzer*innen des Landes überwachten. Am Dienstag überflogen gegen 13h zwei Jäger der Luftwaffe das Gebiet. Die Landlosen sind Stunde um Stunde in Alarmbereitschaft und organisieren sich in Arbeitsbereiche und Gruppen, immer mit direkter und gleichberechtigter Teilhabe, in einem horizontalen System der Entscheidungsfindung. “Wir möchten nur ein Stück Land um zu arbeiten. Viele dieser Familien warteten seit zwei Jahren in ihren Camps auf diesen Moment”, informiert eine der Koordinatorinnen der Bewegung.

Vorläufiger gerichtlicher Räumungsbeschluss irrelevant

Während die konventionelle Medienberichterstattung seit Montag davon spricht, dass die Räumungsanweisung durch das Gericht des Bezirks Coumbá schon beschlossen wurde, kam bis zum Mittwoch den 3. September um 11 Uhr morgens kein Räumungsbescheid mit 48 Stunden Frist am Gelände und bei den Protagonisten der Auseinandersetzung an. Der Vertreter des Gerichts von Corumbá kam zwar zum Camp, begleitet von 5 Fahrzeugen der Polícia Militar und zwei Wagen der Tropas de Choque, seine Präsens führte jedoch dazu, dass sich ca. 1000 Menschen zum Eingang des Camps begaben und ihrer Verachtung für diese Person Ausdruck verliehen.

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Zur gleichen Zeit verhandeln bis Dienstag nächster Woche Teile der Koordination des MST und der Oberst, der abgewiesen wurde mit der Bewegung zu reden, mit verschiedenen politischen Akteuren, um den Konflikt zu lösen. Bisher wurde sich bereits an das Ministerium der Landreform gewandt, an INCRA, und an das Ministerium der Regierung. Die Hauptforderung des MST ist die Enteignung des Grossgrundbesitzes Oliveira’s, um die neue Siedlung Dom Tomas Balduino zu gründen; der Erhalt von Grundnahrungsmitteln; die Bereitstellung von Samen, um mit dem Anbau zu beginnen.

Polizei beschlagnahmt das Essen der Landlosen

Schon seit Montag durchsucht die Polícia Militar Autos auf der Strasse zum Camp und beschlagnahmt dabei Werkzeuge und Material, wie Planen um sich vor Regen zu schützen, bis hin zu Essen. Diesen Mittwoch kündigte das Gericht an, die Strasse zu sperren und keine Menschen zum Camp zu lassen. Nach einigen Telefonaten konnten am Nachmittag wieder Fahrzeuge auf das Camp fahren, die stichprobenartigen Durchsuchungen wurden aber fortgesetzt. Auf die gleiche Weise wie die Behörden des Staates, berauben auch die Sicherheitskräfte die mehr als 3000 Familien der Bevölkerung ihrer Nahrungsmittel, während Fahrzeuge genau dieser Ordnungskräfte um die Fazenda patrouillieren, um den Privatbesitzes eines grossen Unternehmers herum. “Beschützt die Reichen und tötet uns durch Hunger!” beklagt der Vater einer Landlosen Familie.

Politische Umstände vorteilhaft

Die Zeit vor den anstehenden Wahlen kommt dem MST zugute. Ob in Ceará oder in Goiás, die Gouverneurskandidaten Eunício Oliveira und Marconi Perilo können sich einen Monat vor der Wahl keine repressive Operation erlauben, die ein landesweites mediales Echo zur Folge hätte. Ebensowenig hat der Gouverneur des Bundesstaates Interesse, den Unmut der grössten und wesentlichsten Campesino Bewegung auf sich zu ziehen, hinter der ein grosser Teil des populären Sektors Brasiliens steht. Die Anwesenheit der Besetzung auf der Fazenda des Politikers lässt Unregelmässigkeiten im multi-milionen Besitz dieser Person zum Vorschein kommen, die bis heute ein Bild der Ehrlichkeit und das eines modernen Geschäftsmannes aufrecht erhielt. Die grosse Anzahl von Menschen auf dem Camp ist ebenso von grossem Vorteil.

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Das Ziel ist jetzt ein Treffen, mit Gouverneur Marconi in Goiânia und mit dem Ministerium der Agrar Reform, um die Verhandlungen nach Vorne zu bringen. Auf dem Camp jedenfalls ist die Wille der Menschen klar und stark. “Wenn uns die Polizei weiterhin belästigt, werden wir ebenfalls in Aktion treten”, versichert ein Landloser.

Übersetzt von http://passapalavra.info/2014/09/99290

Mehr Hintergünde zur Besetzung

A impressionante riqueza do senador Eunício Oliveira (auf portugiesisch):

http://www.mst.org.br/node/16487

Tomás Balduíno:

https://de.wikipedia.org/wiki/Tom%C3%A1s_Balduino

Mehr Infos zum MST

Webseite: http://www.mst.org.br/
Twitter: https://twitter.com/MST_Oficial
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Bewegung_der_Landarbeiter_ohne_Boden

Abkürzungen

MST – Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra (Bewegung der Landarbeiter ohne Boden oder Bewegung der Landlosen)
INCRA – Instituto Nacional de Colonização e Reforma Agrária (Nationale Behörde der Besiedlung und Landreform)