Gestern (09.12) wurde das besetzte Caferağa im Istanbuler Stadtteil Kadıköy von den Bullen geräumt. Hier eine zusammengebastelte Übersetztung vom englischsprachigen und türkischsprachigen Bianet Artikel.
Während die Polizei das besetzte Caferağa Nachbarschaftshaus Im Istanbuler Stadtteil Kadıköy am frühen Morgen räumte, leisteten die Aktivist*innen passiven Widerstand und rufen für heute Abend um 19:30 auf, sich vor dem Haus zu treffen.
Polizei blockiert die Zugänge der Strasse
Letzten Freitag, dem 5. Dezember, schickte die Bezirksverwaltung Kadıköy’s den Räumungsbescheid. Caferağa rief zusammen mit der Nachbarschaft auf, sich am Tag der Räumung vor dem Haus zu versammeln. Die Räumung began am frühen Morgen und war um 10:30 beendet.
Die Polizei sperrte die Strassenzugänge ab. Allen, auch der Presse, wurde nicht erlaubt, die Strasse zu betreten. Alle Gegenstände im Haus wurden von einem privaten Umzugsunternehmen entfernt.
Musik und Tanz vor den Polizeibarrikaden
Aktivist*innen protestierten tanzend und mit Musik gegen die Räumung. Die Polizei griff diese hörbare Solidarität an. Dann versammelten sich die Menschen vor den Polizeibarrikaden. Nach einiger Zeit stiessen Rythms of Resistance zur Blocakde hinzu.
“Wir haben dieses Haus in der Nachbarschaft, hier versprachen, dass wir hier bleiben, dann kommt die Polizei vorbei und wir bekommen Tränengas ab. Wir werden uns wehren” sagten Demonstrant*innen.
Während des Protests riefen Aktivist*innen “Nachbarschaftshäuser gegen Paläste”, als Anspielung auf Recep Tayyip Erdoğan’s neue Unterkunft in Ankara.
Polizei räumt und verlässt das Viertel
Nach der Räumung und dem Rückzug der Polizeieinheiten, kamen die Aktivist*innen zurück auf die Strasse vor dem Haus. Fenster und Türen des Hauses wurden von der Polizei zugeschweisst.
Zerstörung im Haus
Durch ein offenes Fenster war sichtbar, dass die Polizei alle Poster von den Wänden riss, und den Kohleofen samt Abzugsrohren mitnahm.
Aufruf zu Aktionen am Abend
Obwohl ca. 100 Aktivist*innen trotz der frühen Uhrzeit vor Ort waren, entschieden sie sich, das Haus nach dem Abzug der Polizei nicht zu betreten, da sie vereinbart hatten, nur passiv Widerstand zu leisten. Daher wurde zu einem Aktionstreffen am selben Abend, um 19:30 aufgerufen.
Aus dem Gezi Widerstand entstanden
Nach den Gezi Protesten 2013 gründeten verschiedene Foren und Gruppen des Parks Nachbarschaftsgruppen und besetzten leerstehende Häuser.
Istanbuls erstes besetztes Haus befand sich im Stadtteil Yeldeğirmeni. Später, Im Januar 2014, wurde ein anderes leerstehendes Gebäude zum Caferağa Nachbarschaftshhaus umgewandelt.
Nach Angaben von Caferağa, wurden die Eigentumsrechte des Gebäudes im Jahr 1838 einem Bürokraten namens Arab Ali übertragen. Seitdem besitzt seine Familie die Eigentumsrechte.
2008 wurde das Haus dann vom “Turkey’s Foundation Institute” wegen Steuerschulden gepfändet.
“Gut, die Steinwände und Erkerfenster, die Gravuren und Wanddekorationen aus dem 19. Jahrhundert, erzählen uns, dass das Haus Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde. Wer aber war der erste Besitzer? Dieser Punkt, wie viele andere unserer Geschichte, bleiben vorerst im Dunkeln.”
“Es gibt keine Informationen zu den besitzverhältnissen vor 1938, aber eins ist klar: Es gehörte einer Familie der armenischen, griechischen oder jüdischen Minderheiten, die ihren Besitz wegen diskriminierenden staatlichen Verordnungen verloren haben.”
Mehr Infos:
Twitter: https://twitter.com/direncaferaga
(Englisch)
http://www.bianet.org/english/print/160635-caferaga-neighborhood-house-evicted-by-police
http://www.dinamopress.it/multilanguages/solidarity-from-rome-to-caferaga-evicted-in-istanbul