Lange hat es gedauert. 15 Jahre nach der Besetzung der „Casa Pound“ in der Via Napoleone III im Dezember 2003 durch die neofaschistische Bewegung der „CasaPound Italia” hat sich der Stadtrat von Rom entschlossen, eine Resolution zur Räumung der Zentrale der „Faschisten des 3. Jahrtausends“ zu verabschieden. Ende Januar votierten dreißig Abgeordnete der Parteien „Partito Democratico“ und „Movimento5Stelle“ (Fünf-Sterne-Bewegung) für die Räumung in dem Stadtteil Esquelino. Vier Stimmen von der rechtspopulistischen „Lega“ und der (post-)faschistischen „Fratelli d‚Italia“ wandten sich gegen die Resolution.
Es wird sich aber noch zeigen, ob eine Entscheidung der Stadtoberen Roms ausreicht, die “fascisti del terzo millenio” aus ihrem illegalen Hauptsitz räumen zu können. Die Besitzverhältnisse der Immobilie sind derart, das nicht klar ist, wer die Entscheidungshoheit über einen Polizeieinsatz hat. Die Befugnisse dürften derzeit bei dem neuen Innenminister, dem völkischen Nationalisten Matteo Salvini liegen. Dieser war aber schon 2015 in dem Parteienbündnis “Sovranità — Prima gli Italiani” (dt.: Souveränität — Italiener zuerst!) ) mit den Faschist*innen liiert und er und weitere Minister und Abgeordnete der Lega fallen immer wieder durch ihre Nähe zu den Mussolini-Nostalgikern auf. So erklärte Salvini auch prompt, dass er in seinem für das Jahr 2019 vorgesehenen Räumungs-Marathon besetzter Objekte in Rom, die „Casa Pound“ nicht als vorrangiges Objekt sieht.
Würde es dennoch zu einer Räumung des 11,8 Millionen Euro teuren Immobilie kommen, würde die Bewegungspartei „CasaPound Italia“ nicht nur lukrative Wohn- und Arbeitsflächen und ein politisches Zentrum verlieren. Ihr angeblicher Kampf um Wohnrechte für ethnisch „rein italienische“ Familien wäre schwer angeschlagen. Denn die Bilanz nach 18 Jahren national-revolutionären Wohnraumkampf sieht mager aus. Ebenso würde der „CasaPound Italia“ ihr internationales Aushängeschild als national-revolutionäre Bewegung genommen. Über ein Jahrzehnt haben sich die Neofaschist*innen über den Besetzungs-Mythos als national-revolutionäre Bewegung in Szene gesetzt und sich mit diesem Label erfolgreich ein transnationales Markenzeichen gegeben. So erschien z.B. im neurechts-völkischen Compact-Magazin von Jürgen Elsässer ein Dossier über “Rechte Hausbesetzer” (3÷2018). Dort wurden in die Community der national-revolutionären Bewegungen nicht nur “CasaPound” aus Italien, “Hogar Social Madrid” aus Spanien und Bastion Social aus Frankreich gestellt. Am national-revolutionären Ruhm der ausländischen Kameraden sollten auch die deutschen Identitären partizipieren und die Gruppe “Kontrakultur Halle” und das angemietete Haus in der Adam-Kuckhoff-Straße in Halle/Saale wurden in diese faschistische Strömung eingemeindet und als “jung, patriotisch, rebellisch” gebrandet.
Wie auch immer die Entscheidung ausgeht, zu den diesjährigen Europawahlen will „CasaPound Italia“ mit einer eigenen, unabhängigen Liste antreten. Dafür wird sie im Februar anfangen, die notwendigen 150.000 Unterstützungsunterschriften zu sammeln.
Quelle: Heiko Koch, antifra* http://antifra.blog.rosalux.de/raeumung-des-casapound-in-rom/