Raeumung des besetzten Hauses in Gelsenkirchen

  Raeumung des besetzten Hauses in Gelsenkirchen


Am heutigen Samstag morgen wurde das besetzte Haus Hohenzollernstrasse in Gelsenkirchen geräumt. Gegen sechs Uhr erwarteten die Besetzer des Hauses die Polizei, da gegen halb sieben die Schuttabfuhr bestellt war.

Als gegen acht Uhr die Polizei immer noch nicht angerückt war, verliessen die Besetzer das Haus, um weitere persönliche Habe in Sicherheit zu bringen. Kurze Zeit später kehrten sie zur Hohenzollernstrasse zurück und mussten feststellen, dass die Räumung des Hauses leider ohne sie stattgefunden hat. Das Abbruchunternehmen riss das Haus bis zum Mittag ab.

Damit geht zunächst die Geschichte der Hohenzollernstrasse dem Ende entgegen… es sei denn… Aber wir werden ja sehen.

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Interview mit den Besetzern aus Gelsenkirchen (D)

  Interview mit den Besetzern aus Gelsenkirchen (D)


?: Ihr habt ein Haus in Gelsenkirchen besetzt – Seit wann?

!: Es ist seit dem 16. September besetzt!

?: Wieviel Leute sind denn bei der Besetzung dabei?

!: Wir haben es zu dritt besetzt. Und die meiste Zeit waren wir auch zu dritt. Aber es gibt vielleicht noch so zehn Leute die sich mit drum gekümmert haben.

?: Habt Ihr auch die ganze Zeit in dem Haus gewohnt?

!: Ja!

?: Ist das dieses Jahr die erste Besetzungsaktion in Gelsenkrichen?

!: Es ist die erste Besetzung in Gelsenkirchen seit 17 Jahren.

?: Gibt es denn nicht viel Unterstüzung von Nacbarn oder anderen Leuten?

!: Ach, das mit der Unterstützung war eigentlich schon ok. Die meisten Leute fanden es doof, dass das Haus hier abgerissen werden soll. Es soll nämlich am Montag, 2. Oktober abgerissen werden. Und es haben schon viele Leute ihren Zuspruch abgegeben. Aber es gab keine Sachspenden oder so. Es war halt mehr eine Unterstützung durch Worte.

?: Was ist das denn überhaupt fürn Haus – Wie ist denn der Status des Hauses? Seit wann steht es leer?

!: Es sind zwei Gebäude, die seit 1985 abgerissen werden sollen. Und seit dem hat die GGW, die gemeinnützige Gelsenkirchener Wohnungsbaugesellschaft, den Auftrag von der Stadt die Häuser zu entmieten. Es ist auch noch garnicht so lange her, dass der letzte Mensch hier ausgezogen ist – Das war etwa vor zwei Monaten. Und aus dem anderen ist erst seit etwa 4 Wochen der letzte Mensch ausgezogen.

?: Was macht Ihr denn die ganze Zeit in dem Haus, oder ist das nur einfach ein Wohnhaus?

!: Wir haben uns erstmal so provisorisch eingerichtet und wohnen auch erstmal da – Die Planung war aber schon auch sowas wie ein Stadtteilzentrum oder ein Stadtteilladen einzurichten. Da ist halt noch mehr Platz ausser zum Wohnen. Das ist daber leider flachgefallen, weil wir das einfach zu dritt nicht auf die Beine stellen konnten.

?: Warum wohnt Ihr denn nur zu dritt in dem Haus – Warum sind das nicht mehr Leute?

!: In Gelsenkirchen gibt es einfach nicht mehr so eine grosse Szene, die sich für sowas interessiert. Und naja, die meisten Leute sind halt mit was anderem beschäftigt – Uni zum Beispiel, Arbeiten und sind einfach zu faul sich das einzurichten.

?: Was braucht Ihr denn jetzt in dieser Situation?

!: Uhh, ja das ist auch alles gerade ganz schlimm – Wir waren gestern im Stadtrat, denn die Grünen haben für uns einen Antrag eingereicht, dass nochmal über das Haus gesprochen wird und dass der Abriss nochmal ausgesetzt wird, ehe ein Gutachten darüber erstellt wurde. Das alles wurde leider vom Rat abgelehnt – also werden wir wahrscheinlich morgen geräumt.

?: Wie? Morgen wird jetzt sicher geräumt?

!: Ja! Wir haben heute auch noch mal Verhandlungen mit der GGW geführt, die und Wohnungen angeboten haben. Die haben uns auch nochmal gesagt: Wenn wir heute abend noch drin sind, sollten wir uns drauf einstellen, morgen sehr frueh aufstehen zu müssen. Für morgen ist halt der Räumungstermin angesetzt. Und so wie das alles klingt, auch von der Stadt aus, wird das morgen auch durchgezogen um am Montag abzureissen.

?: Und besetzt Ihr auch in den nächsten Tagen weiter?

!: Also bis morgen werden wir auf jeden Fall noch hier sein, und ob es danach noch mal ne Besetzung in Gelsenkirchen gibt wage ich massiv zu bezweifeln. Die Motivation unter uns dreien ist auch erstmal weg – Nur noch zwei von uns können sich vorstellen, weiter zu besetzen und das ist dann sehr unrealistisch.

?: Danke nochmal fürs Interview!

!: Find ich auch gut, dass Du auch angerufen hast! Hier sind noch mehr Infos über die aktuelle Situation. Hier die Meldung zur Besetzung.

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Am 30.09. droht Räumung des besetzten Hauses in Gelsenkirchen

  Am 30.09. droht Räumung des besetzten Hauses in Gelsenkirchen


Am 30.09. droht Räumung des besetzten Hauses in Gelsenkirchen

Räumungsultimatum für besetztes Haus in Gelsenkirchen läuft am 30.09. aus !!!

Trotz aller Verhandlungsangebote der Besetzer bleiben die Stadt Gelsenkichen und die städtische Gelsenkirchener Gemeinnützige(?) Wohnungsbaugesellschaft (GGW) hart und bestehen auf einer Räumung des seit dem 16.09.00 besetzten Hauses in der Hohenzollernstraße 250, im Gelsenkirchener Stadtteil Bismarck. Bereits am letzten Wochenende hat die GGW den Besetzern Strom und Wasser abgedreht. Der von GGW-Geschäftsführer Hacker in der Presse großspurig angekündigte Ersatzwohnraum wurde bisher nicht angeboten. Gelsenkirchens jungdynamischer CDU-Oberbürgermeister Oliver Wittke ist zu keinen direkten Gesprächen mit den Hausbesetzern bereit.

In einem Nachbarschaftscafe am Mittwoch haben die Besetzer viel Unterstützung von Anwohnern und den lokalen Medien erfahren. Am heutigen Donnerstag wollen sie ihrer Forderung nach Erhalt des idylischen Zechenhauses, durch einen Besuch beim Oberbürgermeister Wittke (14 Uhr Treffen vor dem Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen) und bei der öffentlichen Sitzung des Gelsenkirchener Stadtparlamentes (15 Uhr Ratssaal Hans-Sachs-Haus), Nachdruck verleihen. Vermutlich wurde die Abbruchgenehmigung für das Haus unter falschen Voraussetzungen erteilt, da ein Gutachten über die angebliche Baufälligkeit des Hauses, sich nur auf einen auf dem Grundstück gelegenen Anbau und nicht auf das Hauptgebäude bezieht. Da auf dem Gelände lediglich eine Kleingartenanlage erweitert werden soll, handelt es sich also um eine illegale Zweckentfremdung von billigem Wohnraum. Die Hausbesetzer bieten der Stadt weiterhin an, dass Haus in Eigeninitiative instandzusetzen und wollen heute der Stadt Unterschriften für den Erhalt des Gebäudes überreichen.

Am Freitag Abend sind dann alle Sympathisanten und Unterstützer zum ultimativen Besetzerfest in das Haus an der Hohenzollernstraße eingeladen. Wer irgend kann, sollte möglichst auch die gesamte Nacht im Haus verbringen. Am Samstag früh geht es dann darum, mit vielen Menschen und starker Medienpräsens, die für den Vormittag angekündigte Räumung zu verhindern. Also, laßt uns alle gemeinsam die Räumung des einzigen besetzten Hauses im Ruhrgebiet verhindern!!!

Kontakt zur Besetzerinfohotline unter: 0175/ 7575792

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Hausbesetzung in Gelsenkirchen

  Hausbesetzung in Gelsenkirchen


Schöner Wohnen, aber ohne Stunk

Drei Jugendliche halten seit Samstag ein baufälliges Haus an der Hohenzollernstraße besetzt. Heute, 12 Uhr, läuft das Ultimatum für die Räumung ab.

Ein geräumiges Haus mit Garten, Platz für viele Freunde und für “Mütze”, den Hund – im Moment haben Jörg (18), Björn (22) und Malte (20) alles, was sie sich immer gewünscht haben. Dumm nur: Weder das Haus gehört ihnen, noch der Garten, noch sonst irgendetwas, was das alternative Wohnen für die Twens in Bismarck so attraktiv macht: Die drei sind Hausbesetzer.

Damit gehören sie zu einer Spezies, die seit ca. 20 Jahren als ausgestorben galt. Damals wurden Hausbesetzungen noch als probates Mittel angesehen, sich Wohnraum zu beschaffen, der (angeblich) anders nicht zu kriegen war. Krach mit Vermietern und der Polizei standen damals, etwa in der Erler Auguststraße, auf der Tagesordnung.

Von Krach ist das Trio von der Hohenzollernstraße aber so weit entfernt wie das 21. Jahrhundert von den frühen 80-er Jahren. “Wir wollen keinen Stunk, sondern auf unsere Situation aufmerksam machen”, befinden die Jugendliche, die gern als WG leben würden, aber im genormten 75-qm-Wohnungsbau bislang nicht fündig geworden sind. So stiegen sie am Samstag in den leergezogenen, auf Abriss stehenden Backsteinbau neben der alten Schraubenfabrik Hadtstein ein, legten Matratzen aus, schlossen den Kohleofen an und versuchten, es sich gemütlich zu machen. Herzklopfen inklusive. Denn dass das, was hier läuft, nicht rechtens ist, wissen die Jungs. natürlich. “Trotzdem haben wir es riskiert”.

Die GGW verwaltet das heruntergekommene Haus und hat sich gestern mit den ungebetenen Gästen kurz geschlossen. “Man hat uns Mietwohnungen als Alternative angeboten”, bestätigen die Besetzer, die sich bis heute, 12 Uhr, entschieden haben müssen. Bis dahin muss das verwuselten Paradies geräumt sein, oder die Twens werden selbst geräumt. Das hat die Polizei gestern beim Ortstermin klar gemacht. “Morgen rücken wir wieder ab”, hieß es denn auch am Nachmittag beim “Kriegsrat” im Garten. Randale will das Trio der Polizei und der GGW ersparen. Und sich selbst auch. J.B.S. (waz gelsenkirchen, 19.09.00)

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