Haus in der Kurfürstenstraße erneut besetzt

  Haus in der Kurfürstenstraße erneut besetzt


POTSDAM. Hausbesetzer sind am Montagmorgen trotz Absperrungen in das am Himmelfahrtstag geräumte Haus in der Kurfürstenstraße 5 eingedrungen. Nach Angaben der Polizei griffen die Beamten nicht ein. “Wir können erst etwas machen, wenn eine Anzeige vom Eigentümer des Hauses vorliegt”, sagte eine Sprecherin des Potsdamer Polizeipräsidiums. In einer Stellungnahme sprachen die Hausbesetzer davon, dass sie am Morgen “ihr Recht auf weitere Nutzung des Boumann’s” – der Szenekneipe im Haus – wahrgenommen haben. “Wir können und wollen nicht hinnehmen, dass die Kurfürstenstraße 5 durch Leerstand vor unseren Augen zerfällt”, hieß es weiter. Schließlich sei jahrelang mit Denkmalpflege und Eigentümer für den Erhalt des Hauses gearbeitet worden. Die Hausbesetzer wollen nach eigenen Angaben zusammen mit dem Hausbesitzer einen Bauantrag stellen, um die durch den Brand am Himmelfahrtstag entstandenen Schäden beheben zu können.

Hausbesitzer Frank Schuster zeigte sich am Montag verärgert über die Besetzung. “Ich empfinde das als einen Erpressungsversuch”, sagte Schuster. Er habe vor, dass Gebäude zu verkaufen. Mit der Besetzung soll nach seiner Meinung der Preis für das Gebäudes gedrückt werden. Einer der Interessenten sei durch das Auftreten der Hausbesetzer schon abgesprungen. Er bestätigte, dass die Besetzer angeboten haben, dass Haus für 400 000 Mark zu kaufen. “Ich habe jemanden beauftragt, mit den Leuten zu verhandeln”, sagte Schuster. Noch habe er nicht die Absicht, wegen der erneuten Besetzung Anzeige zu erstatten.

Das Haus in der Kurfürstenstraße war nach einem Brand am Himmelfahrtstag geräumt und gesperrt worden. Danach war es in der Innenstadt wiederholt zu Ausschreitungen gekommen.

Berliner Zeitung Brandenburg, 20.06.2000


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Wiederbesetzung des Boumans in Potsdam

  Wiederbesetzung des Boumans in Potsdam


Das am 1. Juni geräumte Haus in der potsdamer Kurfürstenstraße ist am frühen Morgen wiederbesetzt worden. Zur Zeit befinden sich auch ca. 40 Leute vor dem Haus. Die Polizei lässt keine Zweifel daran, dass sie das Boumann’s erneut räumen wollen. Trotzdem ist kein Bulle zu sehen. Lediglich aus einem Fenster im gegenüberliegenden Landgericht wird permanenet gefilmt und abfotografiert. Ein Räumungszeitpunkt wurde einer anwesenden Sozialarbeiterin telefonisch mitgeteilt, er verstrich aber, ohne dass Bullen auftauchten.

Weder der zuständige Bürgermeister, noch der OB, noch der Hausbesitzer stehen momentan zu Gesprächen bereit.

Am Abend soll es Verhandlungen geben.

Eventuell verzichten die Bullen bis dahin auf die Räumung.

Potsdamer Unabhängiger Linker Kreis (p.u.l.k.)


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Boumann’s in Potsdam wiederbesetzt!!!

  Boumann’s in Potsdam wiederbesetzt!!!


Das am 1. Juni geräumte Haus in der potsdamer Kurfürstenstraße ist am frühen Morgen wiederbesetzt worden. Zur Zeit befinden sich auch ca. 40 Leute vor dem Haus. Die Polizei lässt keine Zweifel daran, dass sie das Boumann’s erneut räumen wollen. Trotzdem ist kein Bulle zu sehen. Lediglich aus einem Fenster im gegenüberliegenden Landgericht wird permanent gefilmt und abfotografiert. Ein Räumungszeitpunkt wurde einer anwesenden Sozialarbeiterin telefonisch mitgeteilt, er verstrich aber, ohne dass Bullen auftauchten. Weder der zuständige Bürgermeister, noch der OB, noch der Hausbesitzer stehen momentan zu Gesprächen bereit. Am Abend soll es Verhandlungen geben. Eventuell verzichten die Bullen bis dahin auf die Räumung. |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| mit soli Grüßen Potsdamer Unabhängiger Linker Kreis (p.u.l.k.)

19.40h

mr.riot


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Kein Zurück für die Hausbesetzer

  Kein Zurück für die Hausbesetzer


Für die Potsdamer autonome Szene wird es kein Zurück in das geräumte Haus Kurfürstenstraße 5 geben. Das erklärte der Eigentümer des Gebäudes, der Potsdamer Gastronom Frank Schuster, gestern gegenüber den “Potsdamer Neuesten Nachrichten”. Zur Begründung gab er an, eine Fortsetzung des alternativen Wohnprojektes und der Weiterbetrieb der Szenekneipe hätten dazu geführt, dass er sich “mitten in einem dauerhaften politischen und juristischen Konflikt befinden würde, der für mich nicht lösbar ist”. Schuster kündigte an, dass es in dem jahrelang besetzten Haus keinen Leerstand geben werde. Es gebe Interessenten für eine kleine Pension, denkbar sei auch der Verkauf des Hauses.

Wie Schuster weiter sagte, habe er bis zuletzt gehofft, in dem denkmalgeschützten Haus Wohnen zu sozialverträglichen Mieten realisieren zu können. Es habe auch die große Chance bestanden, dass die ehemaligen Hausbesetzer auf der Basis von Miet- oder Nutzungsverträgen in das Gebäude zurückkehren könnten. Ihm sei aber klar geworden, dass die Kurfürstenstraße 5 ein “politisches Symbol” darstelle. Schuster zitierte einen der Verhandlungsführer der Hausbesetzer mit den Worten, das Haus solle “ein politisches Haus bleiben, auch in fünf, in zehn Jahren noch”. Da aber das Verständnis für Legitimität in der autonomen Szene ein anderes sei als das der bürgerlichen Szene, würde er “ständig verschiedenen, sehr stark divergierenden Interessen ausgesetzt sein und zwischen diesen vermitteln müssen. Das übersteigt meine Kraft.”

Schuster hatte die Besetzung über mehrere Jahre hinweg geduldet. Nach einem Brand in der Nacht zum Himmelfahrtstag war das Gebäude geräumt worden. Daraufhin war es zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und der autonomen Szene gekommen. Schuster sagte, dass er weder von der Polizei noch den Hausbesetzern unter Druck gesetzt worden sei.

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Demo gegen die Räumung des Boumans in Potsdam

  Demo gegen die Räumung des Boumans in Potsdam


Am heutigen Pfingstmontag gingen etwa 350 Menschen gegen die letzte Woche erfolgte Räumung des “Boumans” in Potsdam auf die Straße.

Mit der Demonstartion, die gegen 14:00 Uhr am Platz der Einheit in Potsdam begann, gingen die Aktionstage zum Erhalt alternativer Lebensräume in Potsdam zuende. Unter dem Motto “Gegen den Sicherheitswahn und Kriminalisierung” ging die Demonstration, begleitet von zwei Lautsprecherwagen, durch die Potsdamer Innenstadt.

Die Demonstration, der auch viele BesucherInnen aus Berlin beiwohnten, verlief absolut friedlich. Die Polizei beschränkte ihr Treiben weitestgehend auf Filmen und hatte auch viele Beamte in Zivil in den Reihen der Demonstranten.


 und das schrieb die Berliner Zeitung in Ihrem Newsticker:

Potsdamer Hausbesetzer-Demo verlief ohne Zwischenfälle

Potsdam (ddp-lbg). Ohne Zwischenfälle verlief am Pfingstmontag in Potsdam eine Demonstration von mehreren hundert Angehörigen und Sympathisanten der Hausbesetzerszene in der brandenburgischen Landeshauptstadt. Der knapp anderthalbstündige Zug durch die Potsdamer Innenstadt endete am Nachmittag mit einer Abschlusskundgebung am Platz der Einheit, wie die Polizei mitteilte. Die Teilnehmer forderten, in ein ehemals besetztes Haus zurückkehren zu können. [squat!net]


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Interview zu Potsam aus der jungen Welt

  Interview zu Potsam aus der jungen Welt


jW fragte Gabi Setzer, Sprecherin des alternativen Kulturprojektes Boumann’s.

Am Donnerstag vergangener Woche wurde das alternative Kulturprojekt Boumann’s in Potsdam nach einem Zimmerbrand von der Polizei aus Sicherheitsgründen geräumt. Wie ist die Lage eine Woche danach?

Eine Woche danach wurden uns die Räumlichkeiten noch immer nicht zurückgegeben. Nach Gesprächen mit dem Eigentümer hat es den Anschein, daß die Polizei die momentane Verfügungsgewalt über das Haus beansprucht.

Wie kommt Ihr zu dem Schluß?

Auf Nachfragen, was mit dem Schlüssel geschehen ist, erklärte uns der Hauseigentümer, daß die Polizei ihn noch nicht ausgehändigt habe. Die Türen waren nach dem Polizeieinsatz von der Sicherheitsfirma Sitex verriegelt worden. Nach Angaben der Polizei müßten die Ermittlungen nach dem Brand noch weiter geführt werden.

Das hört sich nach einem Großbrand an.

Nein, auf keinen Fall. Es hat in einem Zimmer im Hinterhaus gebrannt. Man muß sich eine Vorderhausfront mit zwei separaten Hinterhausflügeln vorstellen. In einem der Hinterhausflügel hat es in einem Zimmer gebrannt. Die Feuerwehr hat den Brand ziemlich schnell löschen können, so daß der größte Schaden eigentlich in dem Zimmer und in dem Dachstuhl darüber entstanden ist.

Der Besitzer hatte Euch an dem Abend nach Besichtigung der Räume zugesagt, daß Ihr das Haus wieder betreten könnt?

Ja, das ist richtig.

Inwieweit steht Ihr mit dem Eigentümer in Kontakt?

Wir stehen bestimmt schon seit einem Jahr mit dem Eigentümer im ständigen Kontakt und haben bereits verschiedene Baumaßnahmen mit ihm ausgehandelt. Dazu gehören Instandsetzungsmaßnahmen, die der Erlaubnis der Denkmalpflege bedurften. Eigentlich war die Verhandlung bis jetzt ganz gut. Daher gingen wir fest davon aus, das Haus bald wieder betreten zu können. Im Moment scheint aber nicht der Eigentümer, sondern die Innenverwaltung über das Anwesen zu bestimmen.

Die Polizeiaktion hatte noch weitere Konsequenzen. Es wurden mehrere Leute festgenommen. Wie viele sind noch inhaftiert?

Bei dieser Polizeiaktion ist der Vorbeugegewahrsam von vier Tagen in Brandenburg überhaupt das erste Mal angewandt worden. Erst am Mittwoch abend sind die letzten Inhaftierten plötzlich freigelassen worden. Wir vermuten, daß der öffentliche Druck und das Handeln der Anwälte zur vorzeitigen Entlassung der Inhaftierten geführt hat. Eigentlich hätten sie erst heute rauskommen sollen.

Die Räumung und das plötzliche Vorgehen gegen das Kulturprojekt wird von Euch in einem politischen Zusammenhang gesehen. Welche Indizien gibt es dafür?

Es ging hier schon vor einem Jahr durch die Presse, daß Potsdam für die Bundesgartenschau nächstes Jahr sauber sein soll. Die Innenverwaltung unter Jörg Schönbohm versucht also, alles Andersartige aus der Innenstadt zu entfernen. Dabei besteht eine gute Zusammenarbeit mit der lokalen Presse. Die Polizei führte am vergangenen Donnerstag Journalisten und Fotographen durch die einzelnen privaten Zimmer. Das ist ein übler Eingriff in die Privatsphäre, der nur Stoff für die Hetzkampagne der lokalen Presse gegen Hausbesetzer und Sympathisanten lieferte. Auf diese Kampagne werden wir angemessen antworten. So wird gegen den Kreisvorsitzenden der Jungen Union, Sebastian Schütze, eine Verleumdungsklage gestellt. Er hat uns in der Boulevardpresse bezichtigt, in den Räumen mit Drogen und Waffen gehandelt zu haben.

Auch die Polizeipräsenz ist seither in Potsdam verstärkt worden. Am Montag wurden auf offener Straße 13 Leute festgenommen. Ihnen wurde vorgeworfen, auf dem Weg zu gewalttätigen Protesten gegen die ILA zu sein.

Ergo: Die Polizei will unter Federführung von Schönbohm die Innenstadt säubern, und Teile der lokalen Presse stehen ihr dabei zur Seite. Heißt das, daß der Hauseigentümer und die Mieter quasi entmündigt wurden?

Auf jeden Fall.

Interview: Harald Neuber

Am Montag (12.6.2000) findet eine Demonstration gegen die Räumung statt. Beginn um 14 Uhr vorm Deserteurdenkmal am Platz der Einheit in Potsdam

[squat!net]


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Räumung des Bouman’s in Potsdam

  Räumung des Bouman’s in Potsdam


Liebe Freundinnen und Freunde!

Hier einige Informationen aus Potsdam, zur aktuellen Situation in der Stadt nach der Räumung des Bouman´s und nach den Ereignissen der letzten Tage.

Am uns allen bekannten und berüchtigten “Herrentag” Donnerstag, den 1.6., wurde in einer ganz nebulösen Art und Weise eines der letzten in der Innenstadt besetzten Häuser, eins unserer wichtigsten Kultur- und Kommunikationszentren geräumt. Äußerer Anlass war ein Brand im Hinterhaus, der aus unerklärlichen Umständen in den frühen Morgenstunden ausbrach. (Innerer Anlass ist die “Endlösung der Hausbesetzerfrage” – so wie sich unser alter Innenminister Ziel auszudrücken pflegte – für das bevorstehende Preußen- und BUGAjahr 2001.) Es wurde die Feuerwehr gerufen, doch in ihrem Zuge kam die Bullerei und verwehrt uns noch heute aus Gründen der ?Spurensicherung? den Zutritt. Wir müssen davon ausgehen, dass sie uns – obwohl der Eigentümer sich gegen eine Räumung ausspricht – dort nicht mehr haben wollen. Eine ganz neue Erkenntnis für die Menschen, die in Potsdam und sicherlich auch bei Euch leben!

Aus diesem Grunde beschlossen rund 30 AktivistInnen, noch am selben Tag das Haus wieder zu besetzen. Kurz und gut: nach 3 Stunden Kampf hat sie das Tränen- und Pfeffergas sowie die anrückenden Roboter des SEK zum vorübergehenden Aufgeben gezwungen. In der Folgezeit gab es Spontandemos, Entglasungen von Banken, brennende Mülltonnen, Verschönerungen von Gebäuden … das gesamte Repertoire aus Ohnmacht und Wut, um sich irgendwie Gehör zu verschaffen.

In den letzten Tagen herrschte ein nicht ausgesprochener Ausnahmezustand in der Stadt, der über übliche Platzverweise und Innenstadtverbote für links oder irgendwie subversiv aussehende Leute hinausging. Das bedeutete die totale Überwachung der besetzten Häuser und Kulturobjekte, Observationen von AktivistInnen. Wer sich auf die Straße wagte, war weg. Insgesamt wurden bei den Auseinandersetzungen über 70 Leute verhaftet. Viele von ihnen werden noch bis Donnerstag im Knast sitzen. Es ist das erste Mal, dass hier in Brandenburg das 4tägige Vorbeugegewahrsam durchgezogen wurde. (Woran unser neuer Innenminister Schönbohm, der sich in Berlich schon einen Namen gemacht hatte, wahrscheinlich nicht ganz unschuldig ist.)

Wir kämpfen gegen alle Bestrebungen, aus Potsdam ein kleines, gelbes, preußisches Museum zu machen, durch das dann Horden von Touristen durchgejagt werden können.

Wir werden uns mit der Vertreibung aus der Innenstadt nicht abfinden und fordern die sofortige Rückgabe des Bouman´s und die sofortige Freilassung aller in Folge der Auseinandersetzungen gefangen gehaltenen Menschen.

In diesem Zusammenhang planen für Sonntag und Montag (10., 11.6.) Aktionstage.

Klar ist zumindest schon ein öffentliches Frühstück (So) und eine Großdemonstration für den Montag. Achtet bitte auf weitere Ankündigungen. Wir werden uns wieder melden. Das wars erst einmal. Solidarische Grüße.

Einige PotsdamerInnen.


07.06.2000 Berliner Zeitung Nachrichten 13:15 Uhr

Potsdamer Studenten verlangen Rückgabe des geräumten Hauses

Potsdam (ddp-lbg). Studenten der Universität Potsdam haben das Verhalten von Stadt und Polizei bei der Räumung des Hauses in der Kurfürstenstraße 5 scharf kritisiert. Das Studentenparlament wandte sich in einem Antrag gegen die «Zerstörung alternativer Kultur» in Potsdam, wie der Allgemeine Studierendenausschuss (AstA) am Mittwoch mitteilte. Darüber hinaus erhoben die Studentenvertreter heftige Vorwürfe gegen die Polizei, die junge Leute nur wegen ihres «Aussehens» festgenommen habe.

[squat!net]


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Räumung in Potsdam nach Zimmerbrand

  Räumung in Potsdam nach Zimmerbrand


Hausbesetzung: Trotz Räumung Dialog und Deeskalation

Potsdams OB Platzeck: Raum für alternative Lebensentwürfe – aber Einhalten der Rechtsnormen

jm Potsdam – Die Potsdamer Stadtverwaltung setzt auch nach der am Himmelfahrtstag erfolgten Räumung des Hauses Kurfürstenstraße 5 (wir berichteten) auf den Dialog mit den Hausbesetzern. Der bereits vor fünf Jahren eingeschlagene Weg der Vernunft und der Deeskalation sei «im Wesentlichen von Erfolg gekrönt» gewesen, sagt Oberbürgermeister Matthias Platzeck (SPD). Potsdam mit einer Uni und studentischem Leben werde immer auch mit alternativen Lebensentwürfen konfrontiert sein. Aufgabe der Stadt sei dabei, die Einhaltung der Rechtsnormen und Sicherheit für alle Bürger zu gewährleisten.

Anfang der 90er-Jahre waren in Potsdam mehr als 30 Häuser besetzt.

Höhepunkt waren Straßenschlachten und brennende Häuser in der Gutenbergstraße. Heute seien noch maximal vier Häuser besetzt, sagt die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, Monika Keilholz (SPD).

Besonders der städtische Sanierungsträger hatte sich in der Vergangenheit für die Legalisierung von Wohnverhältnissen eingesetzt und den Bewohnern bei bevorstehenden Sanierungen Alternativen angeboten.

Den Dialog will Potsdam auch im Fall der Kurfürstenstraße 5 nicht abbrechen lassen. Für Montag seien Gespräche zwischen den ehemaligen Bewohnern, dem Hauseigentümer und der Verwaltung geplant, kündigt Frau Keilholz an. Auch Platzeck sieht die Frage eines möglichen erneuten Einzugs der jungen Leute als noch nicht entschieden an.

Die rund zehn Bewohner hatten den Seitenflügel des unsanierten Holländerhauses mit Duldung des Eigentümers genutzt. Ein durch ein offenbar unsachgemäß angeschlossenes Notstromaggregat verursachter Brand hatte zur Räumung des Hauses geführt.

Gutachter und Bauaufsicht haben nun über die Sperrung des Hauses zu befinden.

Auf Kritik stößt die städtische Anti-Gewalt-Strategie unter anderem bei der Jungen Union. Die besetzten Häuser seien «Keimzellen für Kriminalität», heißt es in einer Presseerklärung.

Der CDU-Nachwuchs fordert die sofortige Räumung aller besetzten Gebäude.


Straßenschlacht um ein besetztes Haus

Nach der Räumung in der Kurfürstenstraße will Stadt mit Besetzern und Eigentümer verhandeln

Katrin Bischoff

Das Haus in der Kurfürstenstraße 5 in Potsdam ist verrammelt.

Polizisten stehen vor dem Eingang. Eine Sicherheitstür aus Blech verhindert seit Donnerstagabend Eindringlingen den Zutritt zum Haus und auch in eine im Haus befindliche Szene-Kneipe. Am Donnerstag war es hier zwischen etwa 50 Angehörigen der Hausbesetzerszene und 130 Polizisten zu einer Straßenschlacht gekommen, als das Haus geräumt werden sollte. “Je eine Polizeistreife steht vor und hinter dem Haus”, sagt Polizeisprecherin Angelika Christen am Freitag. Die Lage sei ruhig. Trotzdem seien noch fünf Funkstreifenwagen in unmittelbarer Nähe des Hauses in der Kurfürstenstraße unterwegs, um eventuelle Ansammlungen von Hausbesetzern sofort auflösen zu können, sagte Christen.

Zutritt verwehrt

Auslöser der Räumung war ein offenbar durch einen elektrischen Defekt ausgelöster Zimmerbrand im Hinterhaus des Gebäudes, bei dem niemand verletzt wurde. Bei der anschließenden baulichen und elektrischen Begutachtung des Hauses hatte ein Sachverständiger die Sicherung des Gebäudes empfohlen. Den in dem Haus wohnenden Jugendlichen wurde der zuvor zugesagte Zutritt verwehrt. Daraufhin drangen etwa 30 Hausbesetzer und Sympathisanten gewaltsam in die Räume ein und verrammelten die Türen. Flaschen flogen, die Polizei setzte Tränengas ein. Kurz vor 19 Uhr verließen die Hausbesetzer friedlich das Gebäude. Sie wurden zunächst zur erkennungsdienstlichen Behandlung mitgenommen.

Monika Keilholz (SPD), die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, ist über die Räumung des Hauses alles andere als zufrieden. “Ich hatte am Donnerstagabend, als ich in die Kurfürstenstraße kam, den Eindruck, dass nicht etwa der Brand vom Morgen Grund für die Räumung war. Dafür war das Polizeiaufgebot einfach zu groß”, sagt sie. Zumal die Verantwortlichen über den Zustand der elektrischen Leitungen im Haus schon lange vorher informiert waren und der Hauseigentümer die zehn im Haus lebenden jungen Leute geduldet hatte. “Mir ist die Aktion völlig unklar.” Jedoch wolle das Jugendamt der Stadt am Montag mit dem Eigentümer des Hauses im Holländerviertel und den Besetzern des Gebäudes beraten. Bis dahin müssten die Hausbesetzer bei Freunden unterkommen. “Es wäre schön, wenn wir auch dort ein zunächst auf ein Jahr befristetes Wohnprojekt für junge Leute starten könnten, wie es schon mit anderen besetzten Häusern in Potsdam geschehen ist”, sagt Monika Keilholz.

Die Junge Union in Potsdam begrüßt hingegen die Polizeiaktion in der Kurfürstenstraße. “Es sollten alle besetzten Häuser in der Stadt – und das sind nach meiner Information noch sieben – geräumt werden”, sagt der stellvertretende Kreisvorsitzende der Jungen Union, Sebastian Schütze. Die Krawalle am Donnerstag hätten gezeigt, wie gewaltbereit “diese Kriminellen” seien. Die Häuser seien eine Keimzelle der Kriminalität. “Jeder Schüler weiß, dass in der Kurfürstenstraße 5 mit Drogen und Waffen gehandelt wird. Das haben Razzien der Polizei in der Vergangenheit bewiesen”, sagt der Potsdamer JU-Vizechef.

“Tolerierungspolitik gescheitert”

Das erneute Aufflammen des Konfliktes zeige, dass die jahrelange Tolerierungspolitik der Stadt gegenüber den Besetzern gescheitert sei. “Als es Anfang der 90er-Jahre noch einen gewissen Wohnungsmangel in Potsdam gab, wurden Hausbesetzungen geduldet”, sagt Schütze. Jetzt wohnten aber nur noch Leute in den Häusern, die für Nichts in der Innenstadt leben wollen und sich ihr Geld durch einen illegalen Kneipenbetrieb und Bettelei verdienen.” Dies verletze das Sicherheitsbedürfnis der Potsdamer und Touristen.

Dass in der Kurfürstenstraße 5 in der Vergangenheit mit Drogen und Waffen gehandelt wurde, kann Polizeisprecherin Angelika Christen nicht bestätigen. “Wenn es dort zu kriminellen Handlungen gekommen wäre, hätten wir dieses Haus mit Sicherheit schon früher geräumt”, sagt sie.


Polizei nimmt Hausbesetzer in Gewahrsam

Polizei nach Räumung eines Hauses in Alarmbereitschaft

POTSDAM. In Potsdam ist es am Sonntag erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Hausbesetzern und der Polizei gekommen. Nach Polizeiangaben versammelten sich am Nachmittag rund 60 Personen, vorwiegend Jugendliche, mit Hunden und Transparenten auf dem innerstädtischen Bassinplatz. Als die Beamten die Menge auflösen wollte, habe sich ein Großteil der Gruppe Platzverweisen und einer Feststellung der Personalien widersetzt. An einem Funkwagen wurden die – und Frontscheibe zerstört. Die Polizei nahm rund 30 Personen in Gewahrsam. Derzeit werde geprüft, ob für sie beim Amtsgericht Vorbeugegewahrsam beantragt wird. Von dieser Maßnahme sind bislang zehn mutmaßliche Randalierer betroffen. Sie können bis zu vier Tage festgehalten werden.

Die Unruhen waren aufgeflammt, nachdem die Polizei am Donnerstagabend rund 30 Jugendliche gezwungen hatte, ein Haus im Potsdamer Holländerviertel zu verlassen. Dort war es zuvor zu einem Zimmerbrand gekommen, der nur geringen Sachschaden anrichtete. In dem Haus lebten Angehörige der autonomen Szene mit Duldung des Hauseigentümers. Die Szene befürchtet nun, dass solche Gebäude stadtweit geräumt werden sollen.

In der Nacht zum Sonntag hatte die Polizei drei Hausbesetzer in Vorbeugegewahrsam genommen. Sie hätten Passanten in den Bahnhofspassagen angepöbelt, sagte ein Sprecher der Polizei.

Damit erhöhte sich die Zahl der festgesetzten Hausbesetzer auf zehn. Sieben der Festgenommenen sollen morgen, die Übrigen am Donnerstag wieder auf freien Fuß gesetzt werden.

Schaufenster eingeschlagen

Nachdem es in der Nacht zum Freitag zu teilweise erheblichen Sachbeschädigungen gekommen war, hatten die Beamten zwölf Personen vorläufig festgenommen. Bei den Zusammenstößen wurden vier Polizisten und einer der Hausbesetzer verletzt.

Einem Beamten sei eine Eisenstange ins Genick geschlagen worden, sagte Polizeisprecher Geerd Piorkowski. Bei fünf Bankfilialen demolierten Randalierer die Scheiben. Auch das Schaufenster einer Buchhandlung ging zu Bruch. Piorkowski machte deutlich, dass die Polizei gegen Randalierer hart durchgreifen werde. Dabei sei jedoch nicht etwa geplant, alle zehn bis 15 Häuser in Potsdam zu räumen, wo die Bewohner bislang von den Eigentümern geduldet werden.

Oberbürgermeister Matthias Platzeck (SPD) und Bürgermeister Jann Jakobs erklärten, dass sie weiter mit Hausbesetzern verhandeln wollen. (dpa)

Artikel vom 5. Juni 2000 / Aktueller Newsticker BerlinOnline


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Potsdamer Wagenburg soll geraeumt werden

  Potsdamer Wagenburg soll geraeumt werden


Eine Wagenburg am noerdlichen Postdamer Stadtrand soll nach dem Willen der Stadtverwaltung geraeumt werden.

Am Mittwochmorgen (3.11.’99) haetten Vertreter von Bauaufsichtsamt, Ordnungsamt und Polizei eine sogenannte Beseitigungsanordnung an die 20 Bewohner der Wagenburg uebergeben, teilte der Verein “Argus” am Donnerstag mit. Sollte das Brachland an der Bundesstrasse 2 nicht binnen einer Woche freiwillig verlassen werden, haetten die Behoerden mit einer Zwangsraeumung gedroht.

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Polizeieinsatz in besetzter Potsdamer Villa

  Polizeieinsatz in besetzter Potsdamer Villa


In einer besetzten Potsdamer Villa hat es am Freitagvormittag einen Polizeieinsatz gegeben. Die fünf Bewohner wurden zur Feststellung der Identität auf die Wache gebracht, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage bestätigte. Sie stehen im Verdacht, in der vorangegangenen Nacht einem Anwohner die Autoreifen zerstochen und einen Feuerlöscher auf ein weiteres Fahrzeug geworfen zu haben.

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