Gutmann-Villa (Potsdam, D) geräumt…

  Gutmann-Villa (Potsdam, D) geräumt…


Am Freitag wurde in Potsdam die Gutmann-Villa geräumt, nachdem einige Bewohner des Hauses verdächtigt wurden Reifen bei geparkten PKWs zerstochen zu haben. Bei der Räumung, die als Hausdurchsuchung begann, wurden kurzerhand fünf Bewohner fetsgenommen.

Daraufhin wurden in der Nacht zum Sonntag beim Schloss Sanssouci und dem danebenliegendem Kavaliershaus Parolen angebracht (aufgesprüht):

“Zerstört Ihr unsere Kultur, zerstören wir Eure!”

“Keine Räumung von Kultur”

“Villa her, sonst krachts!”

Unterumständen stehen diese in direktem Zusammenhang.

Auch der städtische Jugenhilfeausschuss bezeichtene die Räumung als voreilig und forderte die Rückgabe des Hauses an die Besetzer.

[squat!net]


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Aktuelle Situation in Potsdam

Hausbesetzer-Krawalle Thema im Innenausschuß BerlinerZeitung

 Haus geräumt / Anträge auf Haftbefehle zurückgezogen
 

Die jüngsten Hausbesetzer-Krawalle in Potsdam haben ein parlamentarisches Nachspiel. Der Landtags-Innenausschuß wird sich morgen auf Antrag der CDU mit dem Thema befassen. Die Christdemokraten fordern eine sofortige Räumung aller besetzten Häuser in Brandenburg.

Vor dem Amtsgericht Potsdam scheiterte gestern ein Antrag der Staatsanwaltschaft auf beschleunigte Strafverfahren gegen 35 Sympathisanten der Hausbesetzer. Wegen fehlender Prozeßvoraussetzungen mußte die Anklagebehörde den Antrag auf Haftbefehle gegen die Jugendlichen zurückziehen. Sie waren am Montag nach der Randale in der Stadtverwaltung vorläufig festgenommen worden. Ihnen drohen nun normale Strafverfahren wegen Hausfriedensbruchs und in zwei Fällen noch wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Die jungen Leute wurden gestern auf freien Fuß gesetzt. Für ihre Freilassung hatten sich am Montag abend rund 40 Sympathisanten mit einer Mahnwache vor dem Polizeipräsidium stark gemacht.

Am Dienstag vormittag räumte die Polizei ein besetztes Haus in Babelsberg. Angehörige der Hausbesetzerszene nannten die Räumung “völlig überflüssig”. Es habe eine Vereinbarung zwischen den Bewohnern und dem Anwalt der Besitzerin des seit sieben Jahren besetzten Gebäudes über die freiwillige Räumung zum 15. September gegeben.ADN/ost


 Besetzes Haus in Potsdam geräumt (TAZ 27.08.97)
 

Potsdam (dpa) – In Potsdam wurde gestern erneut ein besetztes Haus geräumt, nachdem die Polizei schon am Samstag nach Krawallen ein Räumung vorgenommen hatte. Die gestrige Aktion sei friedlich verlaufen, teilte die Polizei mit. Die Staatsanwaltschaft Potsdam wollte noch am Dienstag gegen 35 Festgenommene aus der Hausbesetzerszene Haftbefehl beantragen. Ihnen wird vorgeworfen am Montag in der Potsdamer Stadtverwaltung randaliert zu haben, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

–snap–

interessant vielleicht noch folgendes: genannte 35 sollten im “Schnellverfahren” abgeurteilt werden, dat bezieht sich auf eine neue Gesetzgebung, die bisher noch nicht angewendet wurde. Dat ging aber erst mal in die Hose, das Gericht konnte den Ausfuehrungen ob der Dringlichkeit des Anliegens der Staatsanwaltschaft nicht so Recht Folge leisten und auch die Beweislage liegt nicht so ganz eindeutig.. daher die Aufhebung der Haftbefehle. Auf jeden Fall wird es aber deswegen noch zu Verhandlungen kommen. Quelle: ORB-Nachrichten [squat!net]


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Hausbesetzer sind in Potsdam unerwünscht

 Hausbesetzer sind in Potsdam unerwünscht


Nach einem Polizeieinsatz gegen ein Jugendzentrum drängt die CDU auf die Räumung der letzten elf besetzten Häuser. Landtag soll jetzt Entschließung fassen

Berlin (taz) – In Potsdam eskaliert der Streit um die Räumung besetzter Häuser. Nach heftigen Auseinandersetzungen kündigten Vertreter der CDU-Fraktion im Brandenburger Landtag für heute eine Sondersitzung des Innenausschusses an. Sie fordern eine sofortige Räumung aller besetzten Häuser in Brandenburg.

Kurzen Prozeß mit “den Bunten” wollte die Behörde offenbar schon am Dienstag machen. Die Potsdamer Polizei nahm 35 Hausbesetzer fest, um sie per Schnellverfahren hinter Gitter zu bringen. Begründung: Sie hätten vor und nach der Räumung eines Jugendzentrums in der brandenburgischen Landeshauptstadt randaliert. Die Ausschreitungen, bei denen ein Bagger und ein Einsatzwagen angezündet wurden, seien von vermummten Polizisten gezielt provoziert worden, erklärten dagegen die Besetzer. Wegen mangelnder Beweise wurden die Festgenommenen wieder laufengelassen. Angefangen hatte der Zoff schon am vergangenen Freitag. Nachbarn des linken Jugendzentrums “Archiv” in Potsdam beschwerten sich über laute Punk-Musik bei einem Open-air-Konzert. Als die Polizei anrückte, eskalierte die Situation. “Generalstabsmäßig”, so ein Konzertbesucher, habe ein mit Werkzeug ausgerüsteter Trupp Maskierter die Lampen ausgeschaltet, den Asphalt aufgebrochen und eine Baumaschine angesteckt. Die Leute mit den Sturmhauben seien “szeneuntypisch gekleidet” gewesen und konnten unerkannt über ein benachbartes Schlachthofgelände entkommen, so der Augenzeuge. Daß die Polizei hinter der Aktion steckt, wurde von der Behörde zurückgewiesen.

Das Jugendzentrum in der Leipziger Straße soll nicht wieder geöffnet werden, beschlossen Vertreter von Stadt und Polizei schon zu Beginn dieser Woche. Während der Jugenddezernent Jann Jakobs am Dienstag den Hausbesetzern diese Botschaft überbrachte, stürmten 80 Protestierende das Büro des Dezernenten und warfen seine Aktenordner aus dem Fenster.

Gestern erklärte Jakobs, er wolle das “Konzept des Dialogs mit der Szene fortsetzen”, nun müßten allerdings die Besetzer “ihre Verantwortung gegenüber der öffentlichen Sicherheit definieren und konkret wahrnehmen”.

Ob die Auseinandersetzungen damit beigelegt werden können, ist fraglich. Der CDU im Potsdamer Landtag haben sie – ob provoziert oder nicht – einen willkommenen Vorwand geliefert, gegen die restlichen elf besetzten Häuser der Stadt vorzugehen. “Die Strategie der Deeskalation ist gescheitert”, erklärte der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Dierk Homeyer, gestern. Da Sach- und Personenschäden “nicht mehr hinnehmbar” seien, solle der Landtag einer Räumung aller besetzten Häuser zustimmen.

Constanze v. Bullion


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Springer-Presse zu Potsdam

 Hausbesetzung – Das Maß ist voll!
 Achtung SpringerPresse!

 Große Schäden nach Krawallen –
 Kritik am “Konzept der Gesprächsbereitschaft” wächst

Von Henner Mallwitz und Uwe Salomon

BM Potsdam – Die Potsdamer Deeskalations-Strategie im Umgang mit Hausbesetzern scheint gescheitert. Am Wochenende kam es gleich in zwei Nächten erneut zu Krawallen in der Landeshauptstadt. Dabei wurde ein Bereitschaftspolizist verletzt, es entstand erheblicher Sachschaden. Jetzt wächst die Kritik am “Konzept der Gesprächsbereitschaft”, das Jugendstadtrat Jann Jakobs (SPD) noch vergangene Woche verteidigt hatte.

Wie berichtet, kam es in der Nacht zu Sonnabend nach einem Rockkonzert im besetzten Haus Leipziger Straße 60 zu ersten Auseinandersetzungen zwischen Besetzern und Polizei. Daraufhin erließ die Stadt eine “Ordnungsverfügung”: Sonnabend nachmittag wurde das Gebäude an der Leipziger Straße geräumt, Veranstaltungen bis heute verboten. Nach Gesprächen mit Polizei und Vertretern der Stadt verließen 21 Besetzer freiwillig das Haus. Es wurde verschlossen. Heute soll es umfangreich gesichert werden.

Im Anschluß versammelten sich auf der Wiese am Brauhausberg rund 200 Besetzer und Sympathisanten. Ihnen standen mehr als 100 Polizisten gegenüber. Sie sprachen 68 Platzverweise aus, die drei Männer und eine Frau nicht befolgten. Sie wurden zeitweise in Gewahrsam genommen. Insgesamt stellte die Polizei Personalien von etwa 90 Personen fest.

Einzelne Besetzer-Gruppen zogen später in Richtung City und Babelsberg – die Beamten konnte nicht alle Gruppen überwachen. Erst Sonntag morgen zeigte sich das Ausmaß der Zerstörung:

  • Schmierereien an der Wilhelmgalerie, verbogene Verkehrsschilder am Luisenplatz
  • eingebeulte Straßenbahntüren
  • zwei zerstochene Reifen eines Reisebusses an der Hegelallee
  • besprühte Tramwaggons
  • zerschlagene Scheiben am Truppendienstgebäude der Bundeswehr an der Großen Weinmeisterstraße
  • eingeworfene Scheiben bei der Berliner Bank in Babelsberg
  • eine zerstörte Lkw-Seitenscheibe in Potsdam West
  • eine ausgebrannte Telefonzelle Berliner/Ecke Mangerstraße.

Polizei-Hauptkommissar Dieter Richter: “Der Schaden dürfte mehrere zehntausend Mark betragen.”

Der innenpolitische Sprecher der Fraktion, Dierk Homeyer, forderte Innenminister Alwin Ziel (SPD) auf, den Innenauschuß des Landtages noch in dieser Woche über die Hintergründe der neuerlichen Krawalle zu informieren.

Die Besetzer weisen jede Schuld von sich. Die Ausschreitungen seien “von einer Gruppe vermummter Polizisten inszeniert worden”.

©Berliner Morgenpost 1997 (Springerpresse)

Bild aus Potsdam hier ist noch ein Bildchen von nem demolierten Bullenwagen


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News aus Potsdam (taz-Artikel) / [squat!net]

 Neuigkeiten aus Potsdam (12.08.97)

Potsdam: Schaden durch Randale

Bei den Hausbesetzer-Randalen in der Nacht zum Sonntag in Potsdam sind in der Innenstadt Schäden zwischen 50.000 und 100.000 Mark entstanden. Dies geht aus einer ersten Schadensbilanz der Polizei hervor. Auch fünf Einsatzfahrzeuge der Polizei waren beschädigt worden. Mindestens einer der vier durch Steinwürfe oder Schläge verletzten Beamten, ein 53jähriger Polizeihauptkommissar, müsse auf absehbare Zeit dem Dienst fernbleiben. Acht Personen im Alter zwischen 17 und 28 Jahren waren kurzfristig festgenommen worden.

dpa

TAZ-BERLIN Nr. 5302 vom 12.08.1997


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Potsdam: Dortustraße 5 geräumt

 Dortustraße 5 geräumt- Seuchengefahr


28 Hausbesetzer festgenommen – Stadtkonservator über zertrümmerte Tür verärgert

RM Potsdam – Das seit fünf Jahren besetzte Haus an der Dortusstraße 5 in der Potsdamer Innenstadt ist gestern morgen gegen 5.15 Uhr von Polizisten geräumt worden.
Es bestand Seuchengefahr, wir mußten handel” begründete Jugend-und Gesundheitsstadtrat Jann Jakobs (SPD). 28 Hausbesetzer, darunter elf Mädchen und Frauen wurden vorläufig festgenommen teilte das Polizeipräsidium mit.

“Die verlief ohne größere Zwischenfälle!” sagte Jakobs. Der Politiker war Augenzeuge der Räumung. In der Ordnungsverfügung heiße es so Stadt-Sprecherin Regina Thielemann daß das gesamte Grundstück mit Exkrementen von Hunden und Menschen, verdorbenen Speise- und Lebensmittelresten, Abfällen, Sperrmüll und Schrott in Höhe bis zu drei Metern auf dem Hofgelände verunreinigt ist” Jakobs kündigte sofortige Entrümpelung und Rattenbekämpfung an.

Als Stadtkonservator Andreas Kalesse gestern gegen zehn Uhr das geräumte Domizil in Augenschein nahm. stellte er fest: “Die Hoftür zur Straße wurde zertrümmert” “Damit ist bei der Räumung historische Bausubstanz zerstört worden.”- Weil das Haus zu den denkmalgeschützten Bauten der Zweiten Barocken Stadterweiterung zähle, hätte sein Amt vorab über die Maßnahmen informiert werden müssen. Kalesse: “Wie können wir Hausbesetzern die Zerstörung geschützter Bausubstanz vorwerfen, wenn die Stadt so handelt?” “Ein Versäumnis”, gesteht Jakobs. “Darauf hätte Rücksicht genommen werden müssen.” Drohende Seuchengefahr hätte aber ein schnelles Handeln notwendig gemacht. “Wir werden aber die hofseitige Tür vorsichtig heraushebeln, damit wenigstens sie später restauriert werden kann.”

Dortusstrasse Die Polizei prüfte gestern, ob die Hausbesetzer weitere Straftaten begangen haben. “Es besteht Diebstahlsverdacht”, so die Sprecherin der Polizei, Angelika Christen. Es müsse jetzt die Herkunft von sichergestellten Gegenständen ermittelt werden. “Darunter sind auch hochwertige Fahrräder.”

Das Liegenschaftsamt hatte am 9. Juni, nach dem Verstreichen der letzten Frist zur freiwilligen Räumung, Anzeige wegen Hausfriedensbruch gegen Unbekannt er stattet Der Grund: Die Stadt will endlich das Haus verkaufen. Der Käufer aber wollte weder eine be- setzte Immobilie noch, so Clais Henning von Mirbach, eine Müllkippe kaufen.

Die 16 Hunde der festgenomme nen Besetzer haben gestern eir neues Heim in einem Inzwischen legalisierten Haus an der Dortustra ße 65 erhalten. Zwölf Häuser sind noch besetzt. Noch eine Woche vor der Räu mung hatte die Grüne Liga einer Spendenaufruf für die “Dortu s’ gestartet. Liga-Sprecher Norbert Wilke: “Wir unterstützen Projekte alterbativen Wohnens!”

aus Interim Nr. 427


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Berliner Zeitung: Neuigkeiten aus Potsdam

 Neuigkeiten aus Potsdam (Berliner Zeitung 11.08.97)

 Vier Bullen bei Krawallen verletzt

Bei Ausschreitungen der Hausbesetzerszene in Potsdam sind in der Nacht zum Sonntag vier Polizisten durch Steinwürfe und Schläge verletzt worden (könnten ruhig noch mehr sein). Nach Angaben der Polizei schlugen zeitweise bis zu 100 Randalierer Fensterscheiben von Banken und Geschäften ein, demolierten fünf Einsatzfahrzeuge der Polizei sowie mehrere Autos Müllcontainer sowie Gartenstühle eines Hotels in Brand. Acht Personen wurden festgenommen. Erst der Einsatz von 100 Polizisten beendete die Krawalle. Zu den Ausschreitungen war es gekommen, nachdem sich Anwohner über Lärm bei einem Fest der Szene beschwert hatten.


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Archiv in Potsdam wiedereröffnet

 Archiv in Potsdam wiedereröffnet…


Seit ca. einer Woche ist das Archiv in Potsdam wiedereröffnet. Nach zähen Verhandlungwen mit der Stadt, wurde das Archiv in die Verantwortung der Arbeiterwohlfahrt gegeben, welche dann mit den ehemaligen Besetztern Nutzungsverträge aushandelte (Nutzung für die nächsten 2 Jahre umsonst dafür mussen die Sanitären Anlagen und die Stomversorgen Ordnunggemäß instandgesetzt werden).


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Häuserräumungen und Randale in Potsdam

Die “Bunten” sollen raus aus Potsdam

Häuserräumungen und Randale. Die Stadt Potsdam gibt die Deeskalation auf

Potsdam (taz) – Das Drehbuch steht, die Rollen sind verteilt, den Text können alle im Schlaf hersagen. Seit einer Woche sind “die Bunten” und “die Bullen” das Thema Nummer eins. In wenigen Tagen wurden zwei Häuser geräumt und ein drittes durchsucht, das Geschrei ist groß – auf allen Seiten. Von Sachschäden um die 150.000 Mark spricht die Polizei. Über sinnlose Provokation klagen Jugendbetreuer und Streetworker. Wer schuld ist an Krawallen und eingetretenen Türen, wer das Klima anheizt und wer davon profitiert, ist umstritten. Heute wird sich der brandenburgische Innenminister Alwin Ziel (SPD) vor dem Innenausschuß des Landtages zu den Räumungen äußern.

Lokale Politgrößen werden reden. Dierk Homeyer etwa, der innenpolitische Sprecher der Landtags-CDU. Der will alle besetzten Häuser Brandenburgs räumen lassen. Einen “Grundkurs in Rechtsstaatlichkeit” möchte ihm die Landtagsabgeordnete Andrea Feth (SPD) erteilen, über Räumungen hat nicht der Landtag zu befinden. “Völlig überzogen und unsinnig” findet PDS-Mann Harald Petzold, den Abschied von der Deeskalationsstrategie der vergangenen Jahre.

Daß die uniformierte Patrouillen in Potsdams Straßen die Bösewichte sind, finden jedenfalls alle, die vor dem Jugendtreff “Oase” auf dem Pflaster sitzen. Wer hier hartgesottene Straßenkämpfer sucht, der wird enttäuscht. Viele kommen aus Pfarresfamilien, erzählt eine Abiturientin, “Kirche von unten und so, meine Eltern unterstützen mich voll”. Daß die 20jährige vor ein paar Tagen “im Knast gesessen” hat, kam etwas weniger gut an zu Hause. Aber da wollte sie eigentlich sowieso weg, wollte ins “Archiv” in der Leipziger Straße ziehen. Doch der Treff der linken Szene in Potsdam, in dem bis vor kurzen Musikbands geprobt haben, wo man Material über die rechte Szene gesammelt, Filme gezeigt und Theater gespielt hat, wurde geräumt. Nach einen Open-air-Konzert flogen Steine, ein Bagger wurde abgefackelt, dann griff die Polizei zu. In der Szene glaubt keiner mehr, daß es bei den bisherigen Räumungen bleibt.

Um Lebensmodelle geht es in Potsdam, um den Umgang mit einer Szene, die sich ins gefällige Bild vom Potsdam der Unesco, vom Potsdam der Schlösser und der Bundesgartenschau nicht einfügen will. 3.861 Wohnungen stehen leer in der Stadt, 270 Gebäude sind unbewohnbar. Und viele der denkmalgeschützten Häuser, die vor drei Jahren geräumt wurden, lassen zerstrittene Erbengemeinschaften oder bankrotte Alteigner verfallen.

“Mit den Investitionen wird das sowieso nichts hier”, sagt eine Schülerin. “Die ziehen trotzdem durch”, meint ein blonder Jüngling, der über dem Lenker seines Fahrrades hängt und die uniformierten Patrouillen nicht aus den Augen läßt. Eine Art Maßnahmenkatalog mit den Adressen aller besetzten Häuser hat er gefunden, als er mit seinen Kumpel das Büro des Jugenddezernenten stürmte, um “Akteneinsicht” zu nehmen. Nur wann und wo geräumt werden könne, sei da überlegt worden, von Verhandlungslösungen für die Besetzer war keine Rede mehr. Jetzt hat er eine Klage wegen Hausfriedensbruchs am Hals. Und ist sich um so sicherer, wo der Feind steht.

Während Streetworker Klaus Hugler darüber redet, daß “die linken Jugendlichen systematisch aus der Potsdamer Innenstadt ausgegrenzt” werden, wird das nächste Haus durchsucht.

Constanze v. Bullion

TAZ vom 01.09.1997


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Neuigkeiten aus Potsdam 03-09-97 vom [squat!net]

Bündnisgrüne: Brandenburg setzt auf Eskalation

Potsdam soll hausbesetzerfrei werden, damit Potsdam 2001 “aufblühen” kann

Die Potsdamer Bündnisgrünen haben der Landesregierung vorgeworfen, im Umgang mit den Hausbesetzern offen auf Eskalation zu setzen. Anlaß waren Äußerungen von Innenminister Alwin Ziel (SPD) am Vortag im Innenausschuß des Landtages, wo er das konsequente Vorgehen von Polizei und Stadt begrüßt hatte. Damit träten “SPD und Landesregierung in die Fußstapfen der SED, die zu einschlägigen Festivals auch mit Platzverweisen und Vorsorgegewahrsam agierte”, sagte Frank Wernick-Otto vom StadtsprecherInnenrat von Bündnis 90/Die Grünen.

Jetzt werde mit gleichen untauglichen Mitteln versucht, Potsdam für die Bundesgartenschau 2001 “aufblühen” zu lassen. Der belagerungsähnliche Zustand der vergangenen Woche füge dem Image der Stadt und der Polizei Schaden zu.

Jörg Lehmann vom Landesvorstand Bündnis 90/Die Grünen sagte, Ziel stehe “mit seinem Aufruf, nunmehr bewaffnete PolizistInnen in die Auseinandersetzung zu schicken, in schlechter deutscher Tradition des gewaltsamen Unterdrückens sozialer Proteste”.

Jüngste Ausschreitungen in der Potsdamer Szene hatten nach Jahren relativer Ruhe in Brandenburg die Diskussion um die Hausbesetzungen in der Landeshauptstadt wieder angefacht.

dpa

TAZ vom 03.09.1997


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