Baiz, Berlin: Investorengruppe kauft Haus

Die alternativkulturelle Institution BAIZ in der Torstraße ist durch die neuen Hauseigentümer in ihrer Existenz bedroht. Damit ginge eines der letzten Zentren progressiver Kultur Prenzlauer Bergs verloren. Das BAIZ-Kollektiv, Gäste und Mieter/innen des Hauses werden entschlossen für den Verbleib kämpfen.
Investorengruppe kauft Haus in der Berliner Torstrasse – Traditionsreiche Kultur- und Schankwirtschaft BAIZ vor dem Aus?  Die alternativkulturelle Institution BAIZ in der Torstraße ist durch die neuen Hauseigentümer in ihrer Existenz bedroht. Damit ginge eines der letzten Zentren progressiver Kultur Prenzlauer Bergs verloren. Das BAIZ-Kollektiv, Gäste und Mieter/innen des Hauses werden entschlossen für den Verbleib kämpfen.
Die Geschichte des Lokals geht bis in die DDR-Zeit zurück: Ob mit dem Namen Bummelant, Chapiteau oder Dom kultury Berlin – immer war die Ecke an der Christinenstraße ein Ort geselligen Beisammenseins und regen Austauschs. An diese Tradition der Kiezkneipe knüpft in den gleichen geschichtsträchtigen Räumen seit 10 Jahren das BAIZ als Kultur- und Schankwirtschaft an. „Für mich ist das BAIZ zu einem zweiten Wohnzimmer geworden.“ sagt Stadtplanerin Ariane Sept.

Regelmäßig stattfindende Lesungen bekannter und weniger bekannter Autor/innen, historische und aktuell politische Diskussionsabende und nicht zuletzt Vorführungen fast in Vergessenheit geratener cineastischer Perlen haben den Ort zu einem kulturellen Zentrum für eine bunte Mischung unterschiedlichster Milieus werden lassen. „Bierverkaufen alleine wäre uns auch zu langweilig“, bringt es der Wirt Matthias Bogisch auf den Punkt.

So ist über die Jahre eine einmalige Form der Berliner Eckkneipe mit den niedrigsten Getränkepreisen der Torstraße entstanden, wo der Arbeitslose neben dem Universitätsprofessor sitzt und die Schülerin mit dem Rentner plaudert, auch die Bewohner/innen des Hauses kommen gerne ins Lokal. “Hier ist einer der wenigen Orte in der Mitte Berlins, der nicht darauf angelegt ist, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen” ergänzt dazu der Historiker Uwe Sonnenberg. Dieses selten gewordene und solidarisch gelebte Miteinander zeigt sich auch nicht zuletzt in der großen Unterstützergemeinschaft für den Erhalt ihres BAIZ: Schon zu den ersten beiden Treffen kamen jeweils über 100 Gäste und Kiezbewohner/innen. Das BAIZ und seine Nachbarschaft gehören zusammen, betonte auch Nachbar Sebastian Mäter auf einer der Zusammenkünfte: „Wenn das BAIZ geht, müssen wir wahrscheinlich auch gehen und wenn wir nicht bleiben können, gibt es auch keine Perspektive fürs BAIZ.“

Ohne Wissen der Lokalbetreiber und der anderen Mietparteien verkaufte der Besitzer im Herbst 2012 das gesamte Gebäude an die Zelos Properties GmbH – hier gibt es übrigens interessanterweise personelle Überschneidungen mit der Grüezi Real Estate AG (Stichwort: Schrottimmobilien, Rücktritt Justizsenator Braun). Zelos wirbt, sobald es um lukrative Vertragsabschlüsse geht, für dieses Projekt zwar mit einer „ausgeprägten Kulturszene“ des Kiezes, für das Haus selber wird aber eine kulturelle und gastronomische Weiternutzung kategorisch ausgeschlossen, stattdessen wäre dort ein weiteres Büroprojekt geplant. Somit ist die Existenz des Lokals nur noch bis zum 31.10.2013 gesichert.

Auch für die Wohnungsmieter/innen ist die Lage alles andere als rosig: Laut der kürzlich zugegangenen Modernisierungsankündigung sind drastische Mietsteigerungen auf z.T. mehr als zu 300% avisiert. Speziell von den Mieter/innen unerwünschte Modernisierungsmaßnahmen wie der Anbau von Balkonen zur feinstaub- und lärmbelasteten Torstraße oder der Fahrstuhl für das Drei-Etagen-Haus, der zudem nur über mehrere Zwischenstufen zu erreichen wäre und auf halber Treppe zwischen den Wohnungen hielte, treiben den Mietpreis drastisch in die Höhe.

Wir wollen uns nicht damit abfinden, dass verschwindet, was den Kiez seit Jahrzehnten auszeichnet und lebenswert macht. Die Politik ist gefordert, den bestehenden Milieuschutz tatsächlich und zügig umzusetzen, sonst wird es bald kein schützenwertes Milieu mehr geben. Das weitere Ausbluten der kulturellen Identität dieser Stadt und dieses Kiezes, zu der auch zwingend das BAIZ gehört, muss gestoppt werden. Die Zeit drängt!

Die BAIZ-Unterstützer_innen

Hier noch eine Zusammenstellung mit weiterem Material zur Vertiefung:

Aktuelle Informationen gibt es unter:

 http://baiz.krassnix.de/ und  http://www.facebook.com/baizbleibt?ref=ts&fref=ts

Broschüre der Mieter/innen des Hauses

 http://baiz.krassnix.de/wp-content/uploads/2013/04/Brosch%C3%BCre-der-Mieter_innen.pdf

Mieterhöhungsbeispiele

 http://baiz.krassnix.de/wp-content/uploads/2013/03/mieterh%C3%B6hungsbeispiele.pdf

Weiterführende Informationen und Links zu den neuen Besitzern:

 http://baiz.krassnix.de/wp-content/uploads/2013/03/Zelos-Ansprechpartner-und-Informationen.doc

http://de.indymedia.org/2013/04/343377.shtml
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