Statement – 22.03.2021
Unsere aktuelle Situation:
Am 04. Februar erhielten wir ein offizielles Schreiben mit dem Räumungsbegehren des Köpiwagenplatzes (aka Køpiplatz) zum 28. Februar, das die Startezia GmbH vor Gericht eingereicht hatte. Nach mehr als 20 Jahren glaubt die Startezia GmbH uns ohne weiteres vertreiben zu können. Natürlich kamen & kommen wir dieser Forderung nicht nach, denn wir werden unser Zuhause keineswegs einfach aufgeben. Bisher gibt es keinen Gerichtstermin, doch dieser kommt bestimmt und das wahrscheinlich eher früher als später. Schon des Öfteren waren die Køpi und der Køpiplatz von Verkauf & Räumung bedroht, doch die fortschreitende Gentrifizierung und die immer näher rückenden Neubauten machen die Lage jetzt ernster als je zuvor.
Fakten über die Eigentümerin der Køpi
Das Startezia GmbH – Konstrukt, derzeitige Klägerin:
2013 hat die Startezia GmbH die Køpi & den Køpiplatz im Rahmen einer Insolvenzauktion von der Novum Köpenicker Straße 133-138 (Geschäftsführer Besnik Fichtner) erworben. Davor besaß Fichtner zusammen mit Siegfried Nehls eine Nebenfirma namens Plutonium 114 GmbH (vorher Vitalis Altbauten, ebenfalls im Besitz von Nehls). Aus Plutonium 114 wurde dann die Novum Köpenicker Straße 133 – 138.
2013 wurde die Novum Grundbesitz und Beteiligungs AG gegründet; ehemaliger Geschäftsführer ist Yervand Chuckhajyan, der jetzige Geschäftsführer und Eigentümer der Startezia GmbH. Dadurch wird der Anschein erweckt, dass die Startezia GmbH die Immobilie Köpenicker Straße 133-138 von ihrer eigenen Firma Novum Grundbesitz und Beteiligung AG, (zuvor Novum Köpenicker Straße 133-138) übernommen hat. Die Akteure sind immer dieselben. Es sieht so aus, als wären alle die zuvor genannten Unternehmen Teil der Sanus AG, dem „Flaggschiff“ von Nehls. Laut einem Bericht schulden Nehls & 10 seiner Unternehmen der Stadt Zossen, der Steueroase für Unternehmen in Deutschland, Steuern in Höhe von 3,2 Millionen Euro.
Da es sich bei Startezia offensichtlich nur um eine Briefkastenfirma handelt, gehen wir nicht davon aus, dass sie in nächster Zeit die Absicht haben das Gelände tatsächlich zu bebauen, wohl eher werden sie dieses für weitere Spekulationen leer stehen lassen. Die Baugenehmigung liegt schon seit 2015 vor, aber erst jetzt wird geklagt, da diese im November 2021 abläuft.
Warum wir die Bedrohung ernst nehmen:
Berlin verändert sich drastisch, viele selbstorganisierte Räume wurden bereits verdrängt, geschlossen oder geräumt.
Das in den 70 er Jahren eröffnete Jugendzentrum Drugstore in Schöneberg musste im Januar 2019 für immer seine Tore schließen. Kurz darauf wurde die kollektive Bar Syndikat, die im Stadtteil Neukölln befand, nach 35 Jahren im August 2020 geräumt. Um ein weiteres Wahrzeichen, das queer-feministische Hausprojekt Liebig 34, im Oktober 2020 gewaltsam zu räumen, wurden 2.680 Polizisten entsandt.
Die Liste der vertriebenen autonomen Räume lässt sich mit Sabot Garden, Diesel A, G17A, Friedel 54 und Berlins größtem Obdachlosenlager an der Rummelsburger Bucht fortsetzen. Letzteres wurde als „humanitäre“ Räumung getarnt obwohl sie in Wirklichkeit nur den Weg für den Bau eines riesigen Aquariums ebnete.
Will der Berliner Senat erneut millionenschwere Räumungen verantworten, statt einen Weg zu finden alternative, selbstorganisierte Räume zu schützen & deren immensen Wert für die kulturelle Vielfalt unserer Stadt zu erhalten?
Aktuell sind noch mehr Projekte bedroht: Das Hausprojekt Rigaer 94; die autonome linke Bar Meuterei hat bereits einen Räumungstermin für den 25. März 2021 hat; das Jugendzentrum Potse und wir – der Køpiplatz.
Der Verdacht drängt sich auf, daß restriktive Pandemibekämpfungsmaßnahmen auch dazu ausgenutzt wurden & werden, protestgenerierende Maßnahmen mit martialischem Bulleneinsatz gerade jetzt durchzuziehen.
Weltweit dienen derzeit Strategien wie diese dazu, auf die Menschen physischen und psychischen Druck auszuüben, damit es uns schwerer fällt, uns zu organisieren und uns gegenseitig zu unterstützen.
Ein Angriff auf einen von uns, ist ein Angriff auf uns alle. Wir halten zusammen! Solidarität ist unsere Waffe!
Wie wir leben wollen:
Wir sind der festen Überzeugung, dass unsere nicht-hierarchischen, selbstorganisierten Räume einen großen Einfluss auf das Bewusstsein der Menschen haben. Bei uns steht Solidarität im Vordergrund, auf kapitalistische Verwertungslogistik haben wir keinen Bock. Wir haben eine Gemeinschaft geschaffen, in der Menschen nicht einfach nur wohnen. Wir lernen, wachsen, entwickeln Ideen, kreieren Kunst, tauschen Fähigkeiten aus und verwirklichen uns selbst. Wir bestehen nicht darauf, dass sich jeder an unserer Lebensweise orientieren muss, aber wir erwarten, dass unsere Entscheidung so zu leben respektiert wird. Die Berliner Kultur & Subkultur sorgt für die wachsende Attraktivität unserer Metropole. Ohne uns verkommt Berlin zu einer homogenen Masse aus Beton mit anonymen Glasfassaden.
Wir kämpfen nicht nur für unsere Häuser, sondern auch für eine integrative Gesellschaft, an die wir fest glauben.
Die Køpi existiert nun seit bereits 31 Jahren. Am Anfang war das Haus nicht bewohnbar. Eine kleine Gruppe engagierter Hausbesetzer:innen erschuf hier etwas, das später die Heimat vieler Aktivist:innen, Musiker:innen und Freaks werden sollte. Außerdem bietet die Køpi Raum für eine Vielzahl von Kollektiven. Wir haben verschiedene Veranstaltungsorte für Live-Musik, Performances, Soli-Events und Food not Bombs. Ein Kino, einen Infoladen, Probe- und Aufnahmeräume, eine Sporthalle sowie eine Fahrradwerkstatt, eine Siebdruckerei und andere Werkstätten.
Dies alles wird von uns ohne einen einzigen Cent von der Regierung oder Institutionen aufrechterhalten. Wir haben uns entschieden, auf eine Art und Weise zu leben, die vielleicht nicht den „normalen“ Standards entspricht, aber wir glauben fest daran, dass diese Lebensweise richtig ist. Wir werden nicht einfach alles für irgendwelche Immobilienspekulationen aufgeben.
Wir haben uns einen unbewohnbaren Ort genommen und zu einem bunten Lebensraum gemacht. Das wird er bleiben!
Køpi & Køpiplatz vereint! Der Kampf um unser Zuhause geht weiter!
Wie ihr uns unterstützen könnt, achtet auf weitere Updates. Halten euch den 15. und 16. Mai frei.
Køpi & Køpi Wagenplatz 133 – 138
Köpenicker Straße, 10179 Berlin
https://squ.at/r/d
https://koepi137.net/
Wagenplatz in Berlin: https://radar.squat.net/de/groups/city/berlin/topic/wagenplatz
Gruppen in Berlin https://radar.squat.net/de/groups/city/berlin
Veranstaltungen: Berlin https://radar.squat.net/de/events/city/Berlin
Stressfaktor https://radar.squat.net/de/stressfaktor
Gruppen: Deutschland https://radar.squat.net/de/groups/country/DE
Veranstaltungen: Deutschland https://radar.squat.net/de/events/country/DE