Seit einigen Wochen verdichten sich Informationen, die auf eine aktuelle Bedrohung der Roten Flora hindeuten. Für uns ist eine Situation entstanden, in der wir einen zeitnahen Angriff auf das Projekt für möglich halten. Das häufig wiederholte und zentrale Argument der etablierten Politik, um von einer vermeintlichen Entspannung im Konflikt um die Rote Flora zu sprechen, ist eine Bebauungsplanänderung, die ein Stadtteilkulturzentrum am geographischen Ort des Gebäudes festschreibt.
Hamburg: 17.12.2011 » access all areas « Aktionstag gegen kapitalistische Stadtentwicklung und Gentrifizierung
Städte sind weltweit Schauplatz ökonomischer Zwänge und repressiver Politik. Gleichzeitig sind sie umkämpfte Orte, die bestimmt sind von Auseinandersetzungen um Selbstbestimmung und Teilhabe. Wir erleben derzeit an vielen Orten Krisen, soziale Proteste und neue Bewegungen. Um diese Konfliktlinien auf dem Terrain der Stadt zu vervielfältigen, findet am Samstag, den 17. Dezember 2011 ein Aktionstag gegen kapitalistische Stadtentwicklung und Gentrifizierung statt. Dieser soll ein regionales und internationales Ereignis schaffen, das überall dort seinen Ort hat, wo ihr kämpft und lebt und euch solidarisch auf besetzte Projekte wie die Rote Flora bezieht. [weiter ..]
Hamburg: 17.12. – Aktionstag für den Erhalt der Roten Flora, gegen Gentrifizierung und kapitalistische Stadtentwicklung
Städte sind weltweit Schauplatz ökonomischer Zwänge und repressiver Politik. Gleichzeitig sind sie umkämpfte Orte, die bestimmt sind von Auseinandersetzungen um Selbstbestimmung und Teilhabe. Wir erleben derzeit an vielen Orten Krisen, soziale Proteste und neue Bewegungen. Um diese Konfliktlinien auf dem Terrain der Stadt zu vervielfältigen, findet am Samstag, den 17. Dezember 2011 ein Aktionstag gegen kapitalistische Stadtentwicklung und Gentrifizierung statt. Dieser soll ein regionales und internationales Ereignis schaffen, das überall dort seinen Ort hat, wo ihr kämpft und lebt und euch solidarisch auf besetzte Projekte wie die Rote Flora bezieht.
Hamburg: Ausschreitungen unweit der Roten Flora
Nach dem friedlich verlaufenen Schanzenfest ist es in der Nacht zum Sonntag zu den befürchteten Ausschreitungen gekommen. Nachdem Randalierer mehrere Feuer gelegt und den Eingang einer Bank zerstört hatten, marschierte die Polizei auf. Es wurden mehrere Wasserwerfer eingesetzt. Ein Sprecher der Polizei sprach von einem “Aufflackern von Krawallen”. Mehrere Personen wurden festgenommen.
Hamburg: Demo für Rote Flora und Zomia
6.5.2011
am 30.4. demonstrierten 5000 Leute für die Roten Flora und gegen die Räumung des Wagenplatzes “ZOMIA”
Versuch eines zusammenfassenden Berichtes und einer autonomen Einschätzung der Demo am 30. April und des Gefahrengebietes im Schanzenviertel rund um den 1. Mai in Hamburg Die Demonstration am 30.4. hat unsere Erwartungen übertroffen. Wir, das sind einige Leute aus dem Umfeld der Roten Flora, die wie viele andere aktiv an der Demo teilgenommen haben. Die Polizei schätzte die Anzahl der Teilnehmenden auf ca. 4000 Menschen, der Lautsprecherwagen sprach später von 6000 Menschen. Wir denken, diese Schätzung liegt vielleicht etwas zu hoch und welche will, nimmt einfach die Mitte mit 5000 Teilnehmer_innen.
Hamburg: Festspielwoche zum Erhalt der Roten Flora
15.12.2010
In dieser Woche beginnt in Hamburg eine Festspielwoche zum Erhalt der Roten Flora. Hintergrund ist ein drohender Angriff auf das Projekt ab März 2011. Bereits seit Anfang des Jahres gibt es Vollversammlungen und Treffen zur aktuellen Situation. Im Januar diesen Jahres fand eine erste Vollversammlung mit über hundert Teilnehmer_innen statt. In der Einladung wurden verschiedene Fragestellungen für kommende Auseinandersetzungen formuliert: “Die Geschichte der Flora ist geprägt von praktischen Interventionen und auch ein Kampf um deren Erhalt wird solche Formen annehmen. Die militante Verteidigung wird z.B. ein wesentlicher Aspekt unmittelbar vor und nach einer Räumung sein. Dies wird, wie auch andere Formen der Solidarität, kein Selbstläufer sein, sondern muss sich jenseits von Verbalradikalität entwickeln. Die Erfahrungen dafür lassen sich aus der Praxis aktueller Kämpfe von anderen Projekten oder Politikfeldern ziehen. […]
Hamburg: Zur akuellen Situation der Roten Flora
Hamburg: Zur akuellen Situation der Roten Flora |
http://de.indymedia.org/2010/09/289844.shtml
HH: Zur akuellen Situation der Roten Flora
13 September 2010
Im März 2001 wurde die Rote Flora von der Stadt Hamburg an einen Investor verkauft. Der Verkaufsvertrag enthält eine Vielzahl von Klauseln und Einschränkungen: Unter anderem muss die Immobilie als Stadtteilzentrum genutzt werden, im Falle eines Weiterverkaufs ist der erzielte Gewinn an die Stadt abzuführen, die Stadt behält sich ein Vetorecht vor. Nach zehn Jahren, also im März 2011, fallen einige der Klauseln weg, darunter das Vetorecht der Stadt, wodurch sich die Rahmenbedingungen für den Verkauf der Roten Flora ändern was zu einer Räumung und einem Abriss des Gebäudes führen könnte.
Im Zuge dessen bringt sich Investor K. in Stellung und versucht, die Stadt unter Druck zu setzen. Welche konkreten Ziele er momentan verfolgt, ist undurchsichtig. Erfahrungen in der Vergangenheit legen jedoch nah, dass sein Antrieb eigennützig ist. Sei es finanzieller Art, sei es in Form einer Ersatzimmobilie, oder sei es der Versuch einer Selbstbeweihräucherung als (Möchtegern)Kulturmäzen er wird schon nicht zu kurz kommen. Stadt und Bezirk scheinen dem Treiben etwas hilflos gegenüber zu stehen und die Medien spekulieren schon mal eifrig über die Zukunft des Projekts Rote Flora.
Besetze deine Stadt
Wir aber spekulieren nicht. Wir empfinden die jetzige Situation der Roten Flora nicht primär als Bedrohung, sondern vor allem als Chance, die Aktualität linksradikaler Positionen mit Gewicht in die Auseinandersetzung zu werfen. Dabei steht die Rote Flora nicht alleine. Kämpfe und Konflikte um städtischen Raum und gesellschaftliche Ressourcen nehmen zu, die Recht auf Stadt-Bewegung ist ein Ausdruck davon. Gleichzeitig verschärft sich die repressive Situation im Zusammenhang einer bürgerlichen Extremismusdiskussion. Hier wird suggeriert, dass linke Aktivist_innen die Hitparade des Extremismus in Sachen Gefährlichkeit anführen und damit besonders aggressiv überwacht und bekämpft werden müssten. Gerade unter diesen Bedingungen sind gesamtgesellschaftlich radikale Veränderungen hinsichtlich der Verteilung von Macht, Kapital und Raum notwendig, um eine emanzipatorische Politik zu realisieren.
Die Rote Flora ist nach wie vor besetzt. Unabhängig von städtischen und vertraglichen Gängelungen ermöglicht der Besetzt-Status den Nutzer_innen des Projekts, ein praktisches und radikales Infragestellen des herrschenden Status quo ohne Gefahr zu laufen, Gelder gestrichen, Mietverträge gekündigt oder sich mit Sanktionen des/der Eigentümer_in konfrontiert zu sehen. Hieraus entstehen Möglichkeiten, sich einer Fremdbestimmung und damit Bevormundung weitestgehend zu entziehen und damit weniger Sachzwängen, die sich aus der herrschenden Verwertungslogik ergeben, unterwerfen zu müssen. Die Rote Flora will sich nicht verkaufen und muss sich nicht verkaufen. Sie gehört sich selbst, auch wenn Herr K. und das Unternehmen Hamburg dies anders sehen mögen.
Der politische Weg, sich konsequent herrschenden Eigentumslogiken auch hinsichtlich der Frage der vertraglichen Legalisierung zu entziehen, erweist sich für uns nach wie vor als richtig. Das Risiko, mit diesem Weg die Rote Flora aufs Spiel zu setzen, bestand immer und besteht weiterhin. Wir gehen es nicht leichtfertig, sondern bewusst ein. Wie auch schon in der Vergangenheit lehnen wir weiterhin Verträge als Mittel oder Strategie der Befriedung politischer Verhältnisse ab. Nicht um anachronistisch alten Idealen nachzuhängen, sondern weil dieser Weg die politische Sichtweise des Projekts Rote Flora gleichzeitig repräsentiert und ermöglicht: Das Ablehnen vertraglicher Lösungen ist unser Ausdruck der Kritik an städtischen und gesellschaftlichen (Besitz)verhältnissen. Wir haben uns den Raum, den wir wollen, einfach genommen ohne irgendjemanden zu fragen. Für diese Unverschämtheit, für diesen Akt der Aneignung und der Revolte steht die Rote Flora als Symbol weit über die Grenzen Hamburgs hinaus. Ein Symbol, das durch sein wetterresistentes Dasein die scheinbar unumstößlichen Logiken der ökonomischen Sachzwänge, der Gesetze und des selbsterklärt gesunden Menschenverstandes tagtäglich infrage stellt und ihnen ein Stachel im Fleische ist.
In der 21-jährigen Geschichte der Roten Flora wurde von staatlicher Seite immer wieder versucht, diesen Stachel zu ziehen, das Projekt zu befrieden, zu integrieren, zu vereinnahmen. Zwei Mal 1993 und 2001 durch Legalisierung über Verträge und, unmittelbar nachdem der zweite Legalisierungsversuch zurückgewiesen wurde, durch den Verkauf des Gebäudes an einen angeblich uneigennützigen Mäzen. Nachdem auch dieser nicht bei uns landen und das Projekt befrieden konnte, wurde der Besetzt-Status des Gebäudes und sein linksradikales, autonomes und obrigkeitsfeindliches Innenleben nach und nach von der Stadt geduldet und über linke Kreise hinaus akzeptiert. Dies sehen wir als Erfolg unserer Kämpfe um die Rote Flora an; und zwar nicht nur als Erfolg für das Projekt selbst, sondern vor allem auch als durch Aktion begründete Änderung des öffentlichen Diskurses über die Legitimität und Durchsetzbarkeit von politischen Akten der Aneignung wie Hausbesetzungen.
Andererseits macht diese Akzeptanz es auch möglich, dass die Rote Flora mit ihrem pittoresken Abbruchambiente als alternatives Lokalkolorit und authentische Hintergrundkulisse prima zum Galão konsumiert werden kann. Die darin liegende Chance hat beispielsweise die Handelskammer schnell erkannt und die Rote Flora zum Standortfaktor für die Schanze erklärt. So ist das Projekt wider Willen zum Teil des Gentrifizierungsprozesses geworden, den es seit seinem Bestehen bekämpft hat. Diesem Mechanismus lässt sich nur entkommen, indem die Rote Flora sich stets neu widerständig ausrichtet und die Position als Stör- statt Standortfaktor fortlaufend neu definiert und erstritten wird.
Ja stören!
Vor diesem Hintergrund kann die Zukunft des Projekts nicht darin liegen, die Sportschuhe gegen Pantoffeln einzutauschen und es sich im erfolgreich erkämpften, scheinbaren Freiraum gemütlich zu machen. Stattdessen werden wir unablässig nach neuen Ansatzpunkten suchen, dem reibungslosen Ablauf von Privatisierung, Ausgrenzung und Vertreibung wieder stärker Sand ins Getriebe zu streuen und widerspenstiger Störfaktor zu sein. Dazu wird die Rote Flora intensiver nach außen treten, in aktuelle Auseinandersetzungen intervenieren oder neue Auseinandersetzungen vom Zaun brechen müssen. Wir wollen aufzeigen, dass es andere Möglichkeiten gibt, als sich an die bestehenden Zwänge und Normen anzupassen. Protest, Aneignungen, Besetzungen, die Infragestellung der herrschenden Begriffe von Legalität dies sind unverzichtbare Bestandteile einer emanzipatorischen Politik. Wir widersetzen uns einer repressiven Logik, die versucht, unsere Kritik zu kriminalisieren, unser Begehren zu betäuben und Friedhofsruhe als gesellschaftliche Norm des Zusammenlebens durchzusetzen.
Es geht uns um die Idee der Roten Flora als Projekt, nicht vorrangig um die Mauern dieses Hauses. Wir haben mit der Roten Flora aufgrund der speziellen Geschichte dieses Projekts und seiner Bedeutung über die Stadt hinaus die Möglichkeit, in aktuelle Ereignisse einzugreifen und ein linker, radikaler Kristallisationspunkt gesellschaftlicher Veränderung zu werden. Die Machtverhältnisse modernisieren sich und bilden sich nicht nur in Polizeiknüppeln und Wasserwerfern ab. Gerade staatliche Beteiligungsverfahren wie runde Tische versprechen Mitbestimmung und produzieren dabei nur allzu häufig Ausschlüsse. Denn wer sich am runden Tisch beteiligen darf und über was dort verhandelt wird, ist immer schon Teil von Vereinnahmungspolitik. Mitwirkung und Teilhabe sind eine klassische Form der Unterwerfung. Dies greift sowohl auf sozialpolitischer Ebene: Menschen, die unterstützende Leistungen beziehen, sind gezwungen, nahezu jede Tätigkeit, die ihnen angeboten wird, auch anzunehmen, um ihr mehr Über- als Leben zu sichern. Dasselbe Prinzip liegt auch so genannten Beteiligungsverfahren zugrunde: Nur wer sich im vorgegeben staatstragenden Rahmen beteiligt, darf mitreden; gefasste Beschlüsse sind dann meist ziemlich kritikresistent. Wir aber lehnen eine solche Form der Vereinnahmung und Unterwerfung ab. Auch linke Praktiken der Verweigerung, Intervention und des Protests müssen sich unter den gegenwärtigen Bedingungen weiterentwickeln.
Wir werden uns weder, sollte es überhaupt soweit kommen, widerstandslos von der Polizei aus dem Gebäude räumen lassen, noch unseren Widerstand in Moderationsverfahren selbst aus unseren Köpfen räumen. Wir wollen aufzeigen, dass radikale Kritik nicht nur legitim, sondern zwingend notwendig ist. In Zeiten, in denen sich die Menschen der Stadt und nicht die Stadt den Menschen anpassen sollen, kann nur eins gelten: Die Stadt gehört allen!
Die Kämpfe um das Ungdomshuset in Kopenhagen hatten internationale Bedeutung, weil der Kampf um Räume, Öffentlichkeit und ein Recht auf Stadt nicht nur auf lokaler, sondern auf globaler Perspektive geführt wird. Der Aufstand in Athen bewegte auch uns hier in Hamburg, weil die daran geknüpften Fragen und Hoffnungen eine ums Ganze gehende Systemfrage stellen. Zukunft ist für uns keine schale Metapher kapitalistischer Modernisierung, sondern ein umkämpfter Ort der Emanzipation und wir sind immer mittendrin. Es gibt keinen Grund, abzuwarten. Bewegung entsteht nur dort, wo wir die Dinge in Bewegung setzen. Also nehmen wir den Fehdehandschuh auf und fordern alle auf, aus der trostlosen Enge der kapitalistischen Normen, Werte und Zwänge auszubrechen. Wir wollen alles, und zwar anders.
Wir starten jetzt!
Wir warten nicht ab, was die Propagandist_innen des Standorts Hamburg, von Kommerzkultur und Law and Order für unsere Zukunft bereithalten. Wir starten jetzt mit der Kampagne Unverträglich glücklich, die nicht auf rein defensive Konservierung des Gebäudes und seiner Inhalte ausgerichtet ist, sondern den Charakter der Flora als Ausgangs- und Knackpunkt emanzipatorischer Kritik nicht nur im Stadtteil weiterentwickelt und verstärkt. Beteiligt euch an Debatten und Aktionen, tut euch mit anderen zusammen, zettelt eigene Aktionen, Veranstaltungen, Veröffentlichungen, an!
UNVERTRÄGLICH GLÜCKLICH – ROTE FLORA BLEIBT
SENAT UND MÖCHTEGERN-INVESTOREN ABMELDEN!
http://www.rote-flora.de/
Hamburg: Rote Flora, Verkaufsgespräche geplatzt
Hamburg: Rote Flora, Verkaufsgespräche geplatzt |
03.08.2010
Der formale Eigentümer der Roten Flora in Hamburg, Klaus-Martin Kretschmer hat ein für heute angesetztes Gespräch mit Vertretern der Stadt Hamburg platzen lassen.
In Interviews u.a. in der Hamburger Springerpresse hatte der formale Eigentümer der Roten Flora Kretschmer für seine Visionen einer “Marke Rote Flora” (!) in den vergangenen Tagen werben dürfen. Er regte zuletzt eine Zukunftswerkstatt für die AnwohnerInnen des Schanzenviertels an, in der diese über die Zukunft der bis jetzt besetzten Flora hätten mitbestimmen sollen. In einem Container gegenüber der Flora sollten nach Kretschmers Vorstellung entsprechende Ideen gesammelt werden. Kretschmer, der im März 2001 das seit Ende 1989 besetzte Projekt für damals 385.000 DM von der Stadt gekauft hatte und dort nach wie vor Hausverbot hat, hat damit seinen kruden Vorstellungen der Vergangenheit neuen Schwachsinn hinzugefügt. Am heutigen Dienstag sollte es nun ein Treffen mit Vertretern aus Hamburger Behörden geben. Dabei sollten die unterschiedlichen Interessen und Vorstellungen über die Zukunft der Roten Flora ausgetauscht und erörtert werden. Von Seiten der Stadt sollte demmnach Kretschmer vermittelt werden, dass ein möglicher Rückkauf der Stadt sich an dem aktuellen Verkehrswert des Grundstücks von 1,2 Millionen Euro als Höchstpreis orientieren werde. Kretschmer behauptete im Vorfeld des Treffens, ihm lägen Angebote bis zu 19 Millionen Euro vor. Nun aber hat er aber das von ihm selbst geforderte Gespräch mit städtischen Vertretern am gestrigen Abend kurzfristig abgesagt. Damit lässt er schon zum zweiten Mal in diesem Jahr einen entsprechenden Termin mit der Stadt platzen. Hintergrund der geplanten Gespräche ist das Vorkaufsrecht der Stadt, das im März 2011 ausläuft. Theoretisch kann ab 2011 Kretschmer ohne Zustimmung der Stadt das Gebäude verkaufen. Allerdings wäre auch ein Käufer an die grundbuchlich festgeschriebene Nutzung als “Gemeinbedarfseinrichtung” zunächst gebunden.
Schon im vergangenen Jahr hatte Kretschmer sich beschwert, von der Roten Flora gingen keine für ihn erkennbaren Impulse aus, im übrigen sei das Projekt von Linksradikalen übernommen worden. Seine Ahnungslosigkeit über die Strukturen und Inhalte des Projekt wird eigentlich nur von seiner Dreistigkeit übertroffen. Auf der Architektur-Biennale in Sao Paulo/Brasilien präsentierte er 2009 das von im in Hamburg bekämpfte Projekt, als wenn er Betreiber und Förderer der Roten Flora wäre. In der Öffentlichkeit erweckt er gerne den selbstlosen Eindruck, dass er die laufendenden Betriebskosten zahlen würde – tatsächlich zahlt er lediglich Grundsteuern, Feuerkassenbeiträge und die Gehwegreinigung, alles Kosten, die nur der Grundeigentümer erbringen kann. Die wesentlich höheren monatlichen laufenden Betriebskosten werden seit Jahr und Tag durch die NutzerInnen in Eigenleistung erwirtschaftet. Fakt ist, dass Kretschmers Kalkül, mit der Flora-Immobilie Prestige und finanziellen Gewinn erwirtschaften zu können, nicht aufgeht. Zumal er sich 2001 gegenüber der Stadt vertraglich verpflichten musste, jeden Gewinn, der über den Verkehrswert hinaus geht, an die Stadt abzuführen. Das bedeutet aktuell, dass er bei einem angeblichen Angebot von 19 Millionen Euro ohnehin davon ca. 17,8 Millionen an die Stadt abführen muss (und dabei zugegebenermaßen imer noch einen netten Gewinn machen würde).
Die NutzerInnen jedenfalls haben immer wieder deutlich gemacht, dass die Zukunft des besetzten Hauses nicht an formalen Rechten welcher Eigentümer auch immer hängt, sondern allein von denen bestimmt wird, die das Haus nutzen. Und das die Rote Flora immer nur genau das ist, was in sie hineingetragen wird. In diesem Sinne: Rote Flora bleibt.
…und… am 4.9.2010,auf nach Hamburg, Schanzenfest durchsetzen! Wir feiern wo und wie wir wollen!
unverträglich
Hamburg: Flora bleibt Rot!
Hamburg: Flora bleibt Rot! |
Zwei Schritte vor und drei zurück – das Scheitern städtischer Privatisierung als Konfliktregulationsmodell
2010-06-02 – http://www.nadir.org/nadir/initiativ/roteflora/news/20100029.html
Wie wir der Presse entnommen haben, plant die Stadt zur Zeit einen Rückkauf der Roten Flora. Wir sehen einen möglichen Rückkauf der Flora durch die Stadt als politisches Ende des Versuches, sich den Konflikt um das Projekt durch eine Privatisierung vom Hals zu schaffen.
Wir begrüßen dieses Scheitern und hoffen, dass die privatwirtschaftliche Deregulierung auch an anderen Punkten rückgängig gemacht wird, etwa bei Krankenhäusern, den Wasserwerken oder der öffentlichen Grundversorgung. Privatisierungen treiben die Durchsetzung kapitalistischer Verwertungsprinzipien voran und verschärfen gesellschaftliche Ungerechtigkeiten. Sie dienen der Aushebelung einer kritischen Öffentlichkeit durch eine Verschiebung der Auseinandersetzung aus dem Bereich des Öffentlich-Politischen in die entpolitisierte Sphäre des privaten Eigentums, die heilige Kuh der bürgerlichen Gesellschaft.
Wir sehen einen Rückkauf der Flora gleichzeitig jedoch nicht als einen Akt der Entspannung. Auch nach dem Auslaufen der bisherigen vertraglichen Regelungen von Stadt und Investor im März 2011 bleibt die Rote Flora besetzt und der lebendige Ausdruck unseres Aufbegehrens gegen die Verhältnisse. Bezirk und Senat sind für uns keine Partner, mit denen es etwas auszuhandeln gäbe, sondern die Verantwortlichen für eine Politik von Standortdenken und Marktradikalität auf der einen, von Ausgrenzung, Vertreibung und Repression auf der anderen Seite. Unsere Vorstellung von Stadt, von Teilhabe und Anwesenheit auf den Straßen, Grundversorgung und gesellschaftlicher Veränderung unterscheidet sich radikal von denen der etablierten Politik. Wir verweigern uns einer Logik der Standortinteressen, die das Soziale dem Ökonomischen unterordnet und auf Widerstände mit einer Zunahme von Repression und Mitwirkungspflichten reagiert.
Durch den Verkauf der “Immobilie Flora” an Investor Kretschmer hat sich 2001 für uns weder das Besitzverhältnis noch der Status Quo verändert: Das Projekt ist besetzt und geht keine Kooperation mit dem Investor ein. Gleichzeitig begreifen wir uns politisch weiterhin im Konfliktfeld mit der Stadt, da wir Privatisierungen als Variante von Konfliktregulierung und gesellschaftlicher Steuerung generell ablehnen. Der Verkauf öffentlicher Institutionen, Gebäude und Grundstücke dient in erster Linie der Deregulierung von Arbeits- und Lebensverhältnissen sowie der Ausweitung von Kontrolle und Repression unter dem Feigenblatt des Schutzes von Privateigentum. Sollte die Stadt die Rote Flora zurückkaufen, ist die Auseinandersetzung auch förmlich wieder dort angelangt, wo sie sich nach unserem Verständnis immer befand. In der Auseinandersetzung um das Recht auf Stadt und die Frage der Aneignung des öffentlichen Raumes.
Wir sind auf eine mögliche Auseinandersetzung um die Rote Flora vorbereitet. Wir sehen die Offerte der Stadt auch als Reaktion auf die unmissverständliche Haltung, am unverträglichen Status Quo des Gebäudes festzuhalten. Wir werden auch in Zukunft weder den ökonomischen Standortinteressen der Stadt noch denen anderer Investoren nachgeben oder sonst wie Kreide fressen und einen systemoppositonellen Ort wie die Rote Flora ruhig stellen lassen. Mag ja sein, dass Investoren und Bezirk gerne hätten, dass sich im Schanzenviertel die Uhren anders drehen und nun der gesamte Stadtteil zur gleichgeschalteten Konsummeile durchstrukturiert wird. Zu einem Ort, an dem noch mehr Freizeitindustrie angesiedelt und die Marke Hamburg aufgeblasen wird, bis sie vor Überheblichkeit platzt. Doch diese Entwicklung findet nicht ohne Widerstände statt. Das Schanzenfest, die geplante Music Hall im Real Markt, die Außengastronomie in der Susannenstraße, das Bernhard-Nocht-Quartier oder die Ansiedlung von Ikea markieren politische Konflikte zwischen Stadt und Anwohner_innen, die sich weiterdrehen werden.
Dabei wird sich die hier grundsätzliche Frage nach einem Recht auf Stadt nicht im Rahmen von Runden Tischen oder durch Verfahren mit Bürgerbeteiligung beantworten lassen. Die städtischen Partizipationsangebote sind darauf gerichtet, den neoliberalen Umbau der Stadt zu optimieren und Zustimmung zu erzeugen. Sie suggerieren demokratische Mitbestimmung, die es in Wirklichkeit aufgrund der Rahmenbedingungen überhaupt nicht gibt und die auch gar nicht angestrebt wird. Ist das Ergebnis solcher Regulationsprozesse aus Sicht des Senates positiv, dient es der Durchsetzung umstrittener Entscheidungen, ist es negativ, wird es eben übergangen. Alternativen zu der Ungerechtigkeit des Kapitalismus gibt es stattdessen nur außerhalb bestehender Sachzwangdiskussionen und weichgeklopfter Symptomfrickelei.
Die selbstbestimmte politische und kulturelle Praxis des Projektes Rote Flora ist eine der vielen möglichen Antworten, an dieser “Systemlogik” zu kratzen. Denn mit der Flora geht es uns nicht um den Erhalt von Nischen oder darum, bestehende Konflikte zu befrieden, indem die allerschlimmsten Auswüchse ein wenig abgemildert werden, sondern ums Ganze.
Protestformen wie Hausbesetzungen sind kein Anachronismus, sondern auf der Höhe der Zeit. Dies hat zuletzt die Besetzung des Erotic Art Museums gezeigt. Wir wünschen den Aktivistinnen beim Kampf gegen das Bernhard-Nocht-Quartier viel Erfolg bei zukünftigen Aktionen und Besetzungen und verstehen uns als Teil dieser Kämpfe. Die Auseinandersetzungen, die mit einer Räumung der Flora zu Recht befürchtet werden, sind längst im Gange, lodern auf und tauchen wieder ab, um an anderen Stellen wieder sichtbar zu werden. Es geht dabei aus linksradikaler Perspektive nicht um einzelne Projekte oder Interessen, sondern eine kollektive Infragestellung der herrschenden Werte, Normen und Besitzverhältnisse. Es geht darum, ein anderes Leben denk- und vorstellbar zu machen, Orientierungspunkte und Aussichtstürme zu besetzen, die radikale Kritik am Bestehenden und den Blick auf andere Verhältnisse möglich machen.
Wir geben uns nicht der Illusion hin, mit einem Rückkauf der Roten Flora durch die Stadt wäre die Option einer gewaltsamen Räumung vom Tisch und aus dem Horizont städtischer Begehrlichkeit verschwunden. Ein Projekt wie die Rote Flora, das sich als Spiegelbild gesellschaftlicher Kämpfe und Veränderungen sieht, kann nie wirklich sicher sein, bleibt immer prekär und in Bewegung. Wir werden weiterhin ein Störfaktor im kapitalistischen Normalbetrieb sein. Ort der Intervention, des Aufruhrs und der Unruhe, rauschende Ballnächte feiern und das Leben auf uns regnen lassen.
Wir wissen nicht, wie sich die Situation in den nächsten Monaten entwickelt. Wir wissen aber, dass wir etwas daran ändern können, sollte sich das Händereiben hinter den Kulissen in irgendeiner Art zu einem polizeilichen Angriff entwickeln, mit dem Ziel, den besetzten Status zu beenden. Wir bereiten uns deshalb weiter darauf vor, das Projekt zu verteidigen, die Ordnung der Stadt von oben nach unten zu krempeln und herrschende Machtdiskurse zu unterlaufen. Organisiert den Widerstand und seid solidarisch!
Support your local squats!
Für den städtischen Flächenbrand um das Recht auf Stadt!
Kampagne “Unverträglich glücklich” & Plenum der Roten Flora
Unverträgliche Flora-Demo zu Springer, STEG und Lerchenwache
Unverträgliche Flora-Demo zu Springer, STEG und Lerchenwache |
Ca. 500 Leute demonstrierten heute für die Unverträglichkeit und Unverkäuflichkeit der Flora. Auf dem Weg vom Gänsemarkt zur Flora machte der kraftvolle Jubelumzug bei Springer, der STEG und vor der Lerchenwache Halt, um den dortigen Repräsentanten von Hetzpresse, P-Schicht-Wache und Umstrukturierungsgesellschaft ganz besondere Geschenke der Flora zu übergeben…
Eisig war das Wetter, und doch war es ein lautstarker Jubelumzug, der die Unverträglichkeit der Roten Flora betonte. Auch zur aktuellen Entwicklung, dem möglichen Verkauf des Hauses an eine Privatperson wurde Stellung bezogen. Verlesen wurde die Presseerklärung der Flora zum Thema, Parolen aus dem Stegreif gab es sowieso – Gerda Gerda wir grüßen Dich – unser Haus, das kriegst Du nicht!
Doch sollte nicht nur die Flora thematisiert werden, sondern mindestens genauso die politischen Inhalte, für die die Flora stand und steht. An drei Orten an der Demoroute überreichten die DemonstantInnen Repräsentanten von Presse, Polizei und Stadt ganz spezielle Geschenke, während in Redebeiträgen der Hintergrund erläutert wurde…
Am Springerhaus gab einen schwarz-rot-goldenen Scheißhaufen hinreichend bekannte Pressearbeit des Verlages, die Lerchenwache erhielt den goldenen Schlagstock für die rassistischen Polizeiübergriffe im Schanzenviertel, verübt insbesondere von der P-Schicht, und schließlich wurde der STEG ein Standortwichtel in den Nationalfarben übergeben.
Eine Open-Air-Vokü am Seiteneingang der Flora beendete den demonstrativen Jubelumzug.
[squat!net]