Heute früh wurde die Florastrasse 23 besetzt. Das Haus steht seit einem Jahr leer und hätte neu belebt werden sollen. Der Eigentümer erfreute sich jedoch nicht über diese Nachricht und schaltete kurzerhand die Polizei ein. Ein konstruktives Gespräch oder eine anderweitige Verhandlung zwischen den Besetzer*innen und dem Besitzer war leider nicht möglich. Das Haus wurde somit nach wenigen Stunden polizeilich geräumt. Festnahmen gab es keine.
Mit der Besetzung wurde dem Aufruf der Aktionstage „Gemeinsam gegen Leere! – Wem gehört der Raum?“ gefolgt.
Wem gehört der Raum? Was sind die Gründe für „Leer-Stand“?
Es gibt viele leere Häuser, Wohnungen und Büroräume in Basel und schweizweit. Die Gründe sind (kurz gesagt) Immobilien Spekulationen, Totalsanierungen bzw. Aufwertungsprozesse, Familienstreitigkeiten nach einer Erbschaft, ausstehende Bauvorhaben aufgrund von Vorschriften oder die Faulheit der Eigentümerschaft. Die Liste der Gründe ist lang und alle wissen um den andauernden Kampf für Wohnraum, den Kampf um die Stadt, den Kampf um den Raum – doch schwerwiegende Änderungen können in einem System wo das Kapital bestimmt wohl nicht zu erwarten sein. Der Kampf um Wohnraum bleibt an den Mieter*innen und ihren Unterstützer*innen hängen. Das Eigentum (somit die Eigentümerschaft) wird als höchstes Gut geschützt und jegliche Verantwortung abgegeben.
Mehr Informationen zur ernüchternden Sachlage „Wem gehört der Raum?“, sowie Fakten zur Immobilien Lage und deren Besitzer*innen in Basel sind zum Beispiel hier zu finden.
Während es sich die einen leisten Häuser jahrelang leerstehen zu lassen, haben Andere nur sehr begrenzt Zugang zu Wohnraum. Betroffen sind die Menschen, welche kein Dach über dem Kopf haben, sich keinen Wohnraum auf dem Markt leisten können, welchen der Platz durch bürokratische Prozesse und diskriminierende Standards verweigert wird. – alle die wenige Möglichkeiten auf ein menschenwürdiges selbstbestimmtes Zuhause haben!
Menschen die in Camps leben haben keinen Rückzugsort, keinen Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung, mussten während Corona teilweise in Bunkern auf engem Raum zusammenleben (siehe Broschüre 3rgg).
Menschen in der Nothilfe Struktur wird keinen Wohnraum zur Verfügung gestellt, sondern Gutscheine für die überfüllten Notschlafstellen verteilt. Notschlafstellen sind für Menschen ohne einen Schweizer Pass an etliche rassistische Hürden und Ausschaffung gebunden, wie das Beispiel im Februar 2021 zeigt. Einer Menschengruppe Romas wurde für zwei Wochen die Übernachtungskosten in der Notschlafstelle erlassen, mit der Bedingung sich innerhalb von zwei Wochen um die „Heimreise“ zu kümmern oder sich beim Migrationsamt zu melden und damit eine wahrscheinliche Ausschaffung zu riskieren. So blieb die Notschlafstelle nach kurzer Zeit wieder leer.
Im Raum Basel bietet die Notschlafstelle Platz für 25 Frauen und 75 Männer. Nur schon in der Stadt-Basel leben 175 Menschen in der Nothilfe Struktur, dazu Menschen ohne Obdach – nur schon diese Zahlen im Vergleich zeigen wie das System der Notschlafstelle nicht aufgeht. Zudem dient die Notschlafstelle – sowohl für Menschen in der Nothilfestruktur, als auch für andere Menschen ohne Obdach – nicht als Aufenthaltsort sondern ist von 8.00 bis 20.00 geschlossen. Wo sollen die Menschen ohne Zuhause ihre Tage während der Corona-Krise und generell verbringen? (siehe 3 Rosen Gegen Grenzen)
„Ein Zuhause für Alle“
Ein Zuhause ist für uns ein Raum, den alle brauchen und der niemandem verwehrt werden darf. Ein Raum, welcher bestärkend sein soll, ein persönlicher (kleiner) Freiraum, ein Schutzraum. Um gesund zu bleiben, jetzt mehr denn je, braucht es diesen Raum, die Möglichkeit nach Hygiene, die Möglichkeit zum Rückzug, nach Ruhe, die Möglichkeit sich physisch und psychisch zu pflegen.
Während Corona wurde die Situation für viele prekarisierte Menschen prekärer. Menschen mit k(l)einem Budget sind auf ein Zusammenleben auf engem Raum zurückgeworfen. FINTA-Personen sind dabei noch mehr häuslicher Gewalt, paralleler Kindesbetreuung und Homeoffice ausgesetzt. Die Liste von Missständen ist lange, welche mit der Problematik von „Wem gehört der Raum?“ zusammenhängen. Ein Zuhause ist jetzt wichtiger als je zuvor!
Die Kampagne aus Zürich „Ein Zuhause für Alle“ vom April 2020, hat eine handfeste Idee von Solidarität als Massnahme gegen die Krise. Menschen ohne Zuhause sollen leerstehende Häuser als Schutzraum nutzen können.
Besetzung als eine Möglichkeit um die viele ungenutzte Fläche zu füllen.
Wir schliessen uns den Vorschlägen aus Zürich „Ein Zuhause für Alle“ an und fordern:
• Bist du Hauseigentümer*in, und deine Liegenschaften stehen leer? Öffne sie denen, die kein Zuhause haben! Öffne sie den Menschen, die in Lagern eingesperrt sind
• Hotelzimmer als Wohnraum öffnen! Airbnb’s abschaffen
• Für alle anderen: Wenn Grosskonzerne und Andere ihre Liegenschaften nicht teilen wollen: Besetzt ein Haus. Teilt es mit denen, die keins haben. Verlange Gerechtigkeit.”
Mit dieser Besetzung bieten wir einen direkten Lösungsvorschlag für die Situation in Basel. Wir besetzen ein Haus, welches schon seit längerer Zeit leersteht und fordern die Besitzer*innen auf, dies uns gegen Kosten von Wasser und Strom zu überlassen.
Solidarität ist mehr als Seife und Abstand.
Für Basel zählen die gleichen Forderungen wie für Zürich und Überall:
• Für alle ein Zuhause. (Gemeinsam mit ihrem Haus gegen die Krise)
• Für alle die Möglichkeit, sich zu schützen.
• Für alle eine gesicherte Existenz.
• Alle Lager und Gefängnisse – sofort schliessen.”
GEMEINSAM GEGEN LEERE
gegenleere [at] immerda [dot] ch
https://gemeinsamgegenleere.blackblogs.org/
Einige Hausbesetzungen in Schweiz https://radar.squat.net/de/groups/country/CH/squated/squat
Einige Gruppen (Kollektive, soziale Zentren, Hausbesetzungen) in Schweiz https://radar.squat.net/de/groups/country/CH
Veranstaltungen in Schweiz https://radar.squat.net/de/events/country/CH
quelle https://gemeinsamgegenleere.blackblogs.org/2021/04/21/neue-besetzung-in-basel/