Autonome besetzen das alte Gesundheitsamt

  Autonome besetzen das alte Gesundheitsamt


Münster. Rund 30 Autonome halten seit Karfreitag Abend das ehemalige städtische Gesundheitsamt an der Robert-Koch-Straße besetzt. Das dreigeschossige Gebäude steht seit Monaten leer. Auf Transparenten an der Hauswand fordern die Männer und Frauen ein selbstverwaltetes soziales und kulturelles Zentrum. Bereits Anfang vergangenen Jahres hatte die Gruppe die ehemalige Uppenbergschule besetzt. Als die mehrwöchigen Verhandlungen mit der Stadt scheiterten, räume die Polizei die alte Schule. Wir wollen mit der Stadt verhandeln, kündigte gestern einer der Besetzer an.

Die Gruppe sei bereit, die laufenden Kosten für das Gebäude zu bezahlen, wenn die Stadt es ihr als Zentrum überlasse. Wir sind in keinster militant, betonte einer der Männer, die ihre Namen nicht bekannt machen wollen. Wir warten ganz cool ab, gab Stadtdirektor Horst Freye gestern die vorläufige Linie der Stadtverwaltung vor. Das Liegenschaftsamt stehe als Ansprechpartner bereit, gleichwohl appellierte Freye an die Besetzer, das Rechtssystem zu beachten: Sich selbst verwalten, aber keine Miete zahlen wollen das geht nicht. Der Rat werde die Stadtpolitik nicht Dritten überlassen. Wir haben andere Pläne mit dem Haus. Dem Vorschlag der Polizei, das Gebäude am Freitag Abend sofort zu räumen, hatte Freye jedoch nichtzugestimmt.

Das Haus direkt am Zentralfriedhof soll nach Willen der Besetzer ein Treffpunkt für linkspolitische Gruppen, Infoläden, Therapiegruppen, Frauen/Lesben-Initiativen und alternative Musiker werden. Die Autonomen, die ihre Zahl mit auf jeden Fall über 30 angeben, wollen eine Volksküche und einen preiswerten Café-und Kneipenbetrieb einrichten.

Sie kritisieren, dass die Stadt ihre ehemalige Zusage nicht eingehalten habe, ein Ersatzgebäude für die inzwischen abgerissene Uppenbergschule zur Verfügung zu stellen. Einen städtischen Raum an der Grevener Straße halten die Autonomen nicht für akzeptabel: Der ist viel zu klein. Zurzeit ist die Lage an der Robert-Koch-Straße ruhig. Zu einem Konzert und anderen Veranstaltungen seien nach Auskunft der Presse AG der Besetzer bis zu 200 Menschen gekommen. Auch die Polizei meldet keine besonderen Vorkommnisse. In einem Fall mussten Beamten ruhestörenden Lärm unterbinden. Die Autonomen seien den Ermahnungen der Polizei unverzüglich nachgekommen, heißt es. Mit den Nachbarn möchten sich die Besetzer gut stellen: Die haben wir zum Kaffeetrinken eingeladen”.

Westfälische Nachrichten – 16. 04.2001, 23.30 Uhr


Soziales Zentrum Münster akut von Räumung bedroht!

  Soziales Zentrum Münster akut von Räumung bedroht!


Seit Freitag, den 13. April 2001, ist das alte Gesundheitsamt in der Robert-Koch-Str. besetzt, um dort ein unkommerzielles, selbstverwaletes soziales und kulturelles Zentrum (“Schwarz- Buntes Epizentrum”) aufzubauen.

Am heutigen Dienstag nachmittag (17.4.2001) gab es eindeutige Aussagen der Stadt, dass sie unsere Besetzung nicht dulden wird. Ab jetzt ist jederzeit mit einer gewaltsamen Räumung durch die Polizei zu rechnen!

Wir appellieren deshalb an alle solidarischen Menschen, gerade heute und morgen vorbeizukommen, um unser Projekt zu unterstützen und zu demonstrieren, dass viele mit der Linie der Stadt nicht einverstanden sind und die Idee selbstbestimmter Freiräume unterstützen!

Kommt alle!!! Her mit den Freiräumen!!


Wegbeschreibung zum Haus:

Mit der Bahn: Buslinie 11 (Richtung Gievenbeck), 12 (Richtung Horstmarer Landweg) oder 14 (Richtung Zoo): Haltestelle HÜFFERSTIFTUNG ca. 50m zurückgehen, 1.Str. rechts, an der näxten Kreuzung ist das Haus!

Mit dem Auto: Autobahn A1, Abfahrt Münster-Nord Richtung Zentrum immer geradeaus, bis zum Hindenburgplatz/Schloss(rechte Seite) danach rechts abbiegen (Gerichtsstr.) an der 2.Straße links (Himmelreichallee) 1. Straße wieder rechts das Haus ist nach etwa 300m auf der linken Seite

[squat!net]


Hausbesetzung fuer ein soziales Zentrum in Muenster (De)

  Hausbesetzung fuer ein soziales Zentrum in Muenster (De)


Pressemitteilung MS, 13.04.2001

HAUSBESETZUNG FÜR EIN SOZIALES ZENTRUM IN MÜNSTER!!

Seit dem heutigen Karfreitag existiert in Münster ein neues soziales und kulturelles Zentrum ! Das ehemalige Gesundheitsamt in der Robert-Koch-Straße wird hiermit nach mehrmonatigem Leerstand endlich wieder genutzt. Wie schon in der Uppenbergschule haben wir nun erneut einen Freiraum geschaffen, um unsere Idee von einem selbstverwalteten und nicht- kommerziellen Zentrum weiterzuentwickeln.

Linkspolitische Gruppen, Infoläden, Therapiegruppen, Frauen/Lesben-Initiativen, alternative MusikerInnen, Volxküche sowie preiswerter Café-/Kneipenbetrieb – all das wird schon zu lange von profitorientierten Entscheidungsträgern in Rat & Verwaltung an den Rand gedrängt. Diese Klientelpolitik setzt mit prestigeträchtigen Millionenprojekten wie der Musikhalle (oder York-Center, Hafenmodernisierung, Cineplex etc.) auf die Kommerzialisierung von Kultur und ungebremsten Konsum, statt gewachsene Strukturen und alternative Initiativen zu fördern bzw. erhalten. Exemplarisch für die einseitig ausgerichtete Stadtplanung ist der Abriss der Uppenbergschule im letzten Jahr, der einhergeht mit fortschreitender Vernichtung von bezahlbarem Wohn- und Lebensraum: Statt des angekündigten Sozialen Wohnungsbaus inkl. Medienkompetenz-Zentrum liegt das Gelände wenigstens drei Jahre brach – ein privater Investor wird gesucht ! Die Zusage der Stadtverwaltung, sich für ein entsprechendes Ersatzgebäude zur “Uppe” einzusetzen, wurde ebenfalls nicht eingehalten.

Diese herrschende Politik belohnt systematisch diejenigen, die ihr Leben rücksichtslos zum eigenen Nutzen gestalten und bestraft all jene, die ihr Leben sozial und solidarisch organisieren wollen. Wir wehren uns gegen das Prinzip der sozialen Ungleichheit und Ausgrenzung, gegen die alltägliche Verwertung und Entfremdung, Konkurrenz und Kämpfe untereinander.

Vom ersten Tag an besteht ein vielfältiges Veranstaltungsangebot, zu dem alle interessierten Menschen herzlich eingeladen sind !

Wir melden uns wieder …

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Veranstaltungen:

Freitag, 13.4.2001: 17 Uhr Konzert mit Katzenstreik (EmoPunk, Göttingen)

Samstag, 14.4.2001: 20 Uhr Konzert mit Mad Minority (HC-Punk, GÖ) und Daddy Longleg melodischer Punk , Münster)

Sonntag, 15.4.2001: 19 Uhr Wohnzimmerkino mit den Filmen: Harold & Maude (Hal Ashby, 71). Vorprogramm: Grota & Bello (eine stop-motion Animation von Miriam Paester) & Herr Rossi sucht das Glück.

Natürlich könnt ihr auch schon früher sehr gerne vorbeikommen!

PS: Bitte keine Drogen! ***

(Robert-Koch-Str., gegenüber Geographie-Institut)

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Münster – Uppenbergschule nach der Räumung

  Münster – Uppenbergschule nach der Räumung


Nach der Räumung der Uppenbergschule ([squat!net] berichtete) wird in der Münsterschen Lokalpresse schon von Bebauungsplänen geschrieben.

Offensichtlich ist noch nicht kalr, was mit dem Areal passieren soll – aus diesem Grund wird jetzt angefangen zu denken.

  So schreiben die “Westfälischen Nachrichten”:

Neue Bebauung am liebsten »aus einem Guss«

Gelände Uppenbergschule: Wohnen für Senioren?

Münster (gh) – »Der Abriss der alten Uppenbergschule ist Anfang März beendet.« Davon geht Rudolf Schabbing, Leiter des städtischen Tiefbauamtes, aus. Rund 170 000 Mark, so schätzt er, werden diese Arbeiten kosten.

Die leere Uppenbergschule kurz vor dem Abriss Unmittelbar nachdem die Besetzer das fast 130 Jahre alte Schulgebäude am Donnerstag verlassen hatten, begann die Stadt an der Schulstraße mit den Abbrucharbeiten. »Wir möchten das Haus nicht einfach zusammen- schieben«, sagt Rudolf Schabbing. Um Recyclingkosten zu sparen, sortiert die Stadt die Baustoffe schon beim Abriss.

Anschließend ist die Stiftung Bürgerwaisenhaus gemeinsam mit der Stadt am Zuge. Beide teilen sich das Grundstück zwischen Schul-, Uppenberg-, Altum- und Grevener Straße als Eigentümer (80 Prozent Stiftung und 20 Prozent Stadt).

Ludger Wildenhues als Verwalter städtischer Stiftungen ist zwar an einer schnelle Umsetzung der Pläne gelegen, dennoch muss erst ein Bebauungsplan erstellt werden. »Wir können nur spekulieren,welche Probleme dieser Bebauungsplan mit sich bringt«, betont Wildenhues. Er stimmt den Fachleuten aus der Verwaltung zu, die in dem gesamten Areal mit zurzeit vier Gebäudekomplexen eine Bebauung aus einem Guss bevorzugen.

Der Stiftung schwebt als Nutzung eine Sonderwohnform vor. Wildenhues denkt unter anderem an Wohnraum für ältere Menschen oder an eine Hausgemeinschaft für behinderte und nicht behinderte Menschen.

[squat!net]


Besetzer halten nach Schulräumung am Anliegen fest

  Besetzer halten nach Schulräumung am Anliegen fest


Münster – “Mit einer schnellen Räumung sollten wohl Fakten geschaffen werden, offenbar hat man Angst vor einer weiteren Integration eines freien sozialen kulturellen Zentrums ,Uppenbergschule’ im Kreuzviertel”, stellte eine Sprecherin des BesetzerInnenrates nach der überraschenden Räumung am Donnerstag Morgen fest.

Trotz dieser Entwicklung wollen die Besetzer ihr Projekt, ein selbstverwaltetes Zentrum zu errichten, weiterhin forcieren. In vielfältigen Aktionsformen wollen sie ihr Anliegen auch in Zukunft publik machen.

so ist für den heutigen Samstag, 12. Februar, von ihnen eine Demonstration um 12 Uhr am Prinzipalmarkt geplant. Zitat einer Besetzerin: “Die Uppe war erst der Anfang!” Das Angebot der Stadt, die 1000 qm der alten Uppenbergschule gegen einen 65 qm kleinen Raum an der Grevener Straße einzutauschen, könne kein ernst gemeintes Angebot gewesen sein.

MZ-Online


Harsche Kritik an Schul-Räumung (Münster)

  Harsche Kritik an Schul-Räumung (Münster)


Münster (ha) – Die friedliche Räumung der Uppenbergschule durch die münsterische Polizei am Donnerstagmorgen bewegte die Gemüter bei den Grünen. »Die CDU hat sich als Partei präsentiert, die mit ihrer absoluten Mehrheit die Eigeninitiative junger Leute schlicht plattwälzt«, heißt es in einer Resolution von Bündnis 90/Die Grünen zur Räumung und zum Abriss der Schule. Die Stellungnahme wurde auf der Mitgliederversammlung am Donnerstagabend veröffentlicht. Das »Thema des Tages« bestimmte den Beginn der Versammlung.

Die Grünen lobten den Einsatz der jugendlichen und autonomen Besetzer für die Durchsetzung ihrer Interessen. Nach der Räumung ließen sie heftige Kritik an den Christdemokraten laut werden: »Mit der Art wie hier Politik gemacht wird, zeigt sich die CDU als bürgerferne Prinzipienreiter-Partei«, schimpfte Ratsmitglied Hery Klas auf der Versammlung.

Nach der aktuellen Stellungnahme zur Räumung der Uppenbergschule standen die Planungen für die Arbeit als Oppositionspartei im Rat auf dem Programm. »Ein Schwerpunkt soll die Schul- und Bildungspolitik werden«, teilte Klas den Mitgliedern mit. »Wir wollen neue Technologien und eine praxisnahe Ausbildung an Münsters Schulen«, erklärte das Ratsmitglied weiter. Außerdem wollen sich die Grünen traditionell bei der Verkehrspolitik und bei Umweltthemen in die Ratsdiskussionen einmischen.

Der Landtagsabgeordnete Rüdiger Sagel gab den Mitgliedern einen Ausblick auf den bevorstehenden Landtagswahlkampf in Münster. Höhepunkt wird der Besuch von Außenminister Joschka Fischer am 2. Mai auf dem Domplatz sein.

Am Ende der Mitgliederversammlung wurden neun Teilnehmer für die Landesdeligierten-Konferenz vom 18. bis 20. Februar ihn Soest gewählt. Dort soll über das Wahlkampfprogramm abgestimmt werden. Die münsterischen Grünen werden bei der Landesdeligierten-Konferenz von Ramona Bongart, Monika Sedlaczek, Monika Schulz, Anna Laumeier, Sabine Otto, Carsten Peters, Rüdiger Sagel, Mark Dingerkus und Harald Wölter vertreten.

wn-online


Uppenbergschule geräumt

  Uppenbergschule geräumt


Münster – “Besetzt für die nächsten 1000 Jahre” verkündete das Transparent. Das hat nicht ganz geklappt. Am Donnerstag Morgen um 7.15 Uhr verließen die rund 20 verbliebenen Besetzer unter Protest die alte Uppenbergschule. Nicht freiwillig, aber friedlich.

Ein Großaufgebot von rund 200 Polizisten hatte den Jugendlichen zur frühen Morgenstunde jeglichen Spaß verdorben. Sie nutzten eine letzte Frist, die Einsatzleiter Horst Haase und der Vertreter der Stadt Münster, Rainer Uetz, ihnen gesetzt hatten. Um Punkt sechs Uhr klopften Haase und Uetz an die Tür der Schule. Eine halbe Stunde Zeit gab Haase den Besetzern, um freiwillig das Haus zu verlassen, und sicherte zu, keine Personalien aufzunehmen. Für den Fall des Widerstandes – alle Verhandlungen mit der Stadt waren bisher gescheitert – hatte Rainer Uetz, Büroleiter von Oberbürgermeister Tillmann eine Strafanzeige in der Tasche. Hätte er sie der Polizei gegeben, hätte diese die alte Schule geräumt. Doch so weit sollte es nicht kommen.

Bis 7.15 Uhr hatten die Jugendlichen Zeit, sich zu entscheiden. Drei Minuten vor Ablauf der Frist – der Polizeichef hatte den Einsatzbefehl schon auf den Lippen – öffnete sich die Tür. “Kein Tag ohne autonomes Zentrum”, riefen die Besetzer im Chor, versteckten sich hinter einem großen Transparent und verließen die Schule vorbei an einigen schmunzelnden Polizisten in Richtung Steinfurter Straße. Sie trugen bei sich, was sie auf die Schnelle zusammensuchen konnten:
Gummibaum, Fernseher, Lebensmittel. Draußen wurden sie von rund 80 Sympathisanten erwartet. Nach einer kurzen Denkpause startete die Gruppe eine Spontan-Demonstration – und legte den Berufsverkehr lahm.

Unterdessen begannen Arbeiter mit Aufräumarbeiten in der Schule. Die Besetzer haben sich dort seit Silvester eingerichtet, um die Stadt zur Schaffung eines selbstverwalteten sozio-kulturellen Zentrums zu bewegen. Küche, Raucherzimmer, Schlaftrakt (“Rauchen und Alkohol verboten!”), Aufenthaltsraum – das Gebäude wurde großflächig genutzt. Als die Polizisten die Räume betraten, stand das Frühstück noch auf dem Tisch: Nuss-Nougat-Creme, Müsli (“Das Sparsame”), dazu Linsen-Eintopf aus der Dose.

Noch einmal durften die Besetzer in kleinen Gruppen ins Gebäude, um nach Wertsachen zu suchen. Dann rückte der Bagger an.

“Besser hätte es gar nicht laufen können”, freute sich Polizei-Einsatzleiter Haase am Ende der Aktion. Auch Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann – er war nicht vor Ort – zog eine positive Bilanz: “Es ist uns gelungen, die gesetzeswidrige Aktion im letzten Moment doch noch ohne Kriminalisierung der Hausbesetzer zu beenden.”

Erst am Mittwochabend hatte der Rat der Stadt mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP den Abriss des Gebäudes an der Schulstraße beschlossen, um das Gebiet neu bebauen zu können. Die Grünen reagierten am Donnerstag “empört” auf die Räumung. “Das Haus hätte ohne weiteres noch zwei Jahre genutzt werden können”, meinte Vorstandssprecher Wilhelm Achelpöhler.

Stefan Bergmann, WN, online ausgabe


Überraschung am Morgen

  Überraschung am Morgen


Münster – Ein jähes und gewaltfreies Ende fand am Donnerstag in den frühen Morgenstunden der Traum von einem selbstverwalteten sozial-kulturellem Zentrum in der alten Uppenbergschule, die seit der Jahreswende besetzt gehalten wurde.

Um 7.10 Uhr verließen die etwa 20 Besetzer die “Uppe”, unter lautstarkem Protest zwar – “Kein Tag ohne autonome Zone” – und in allerletzter Minute, aber angesichts des Polizeiaufgebotes doch freiwillig. Um 6 Uhr hatte die Stadt ihnen durch die verschlossene Eingangstür das definitive Angebot unterbreitet, von einem Strafantrag abzusehen, so sie die alte Schule verließen.

Die Beratung im Haus, offenbar hatten die meisten noch geschlafen, zog sich hin, es wurde um Verlängerung gebeten: “Der Kaffee muss erst wirken.” Die gewährte Polizei-Einsatzleiter Horst Haase. “Wenn sie noch eine halbe Stunde brauchen, bekommen sie ein halbe Stunde. Wir wollen niemanden kriminalisieren.” Polizei und Stadt hatten für die morgendliche Überraschungs-Aktion die Losung der so behutsamen wie konsequenten Räumung ausgegeben. Da die illegale Besetzung schließlich aufgegeben wurde, wurde auf Strafanzeige und Feststellung der Personalien verzichtet.

Der friedliche Auszug der Besetzer vom hermetisch abgeriegelten Schulgelände wurde begleitet von skandierenden Rufen einiger Mitstreiter, die sich inzwischen vor der Schule zusammengefunden hatten. “Wir kommen wieder”, riefen sie, taten sich zur Spontan-Demonstration zusammen, die zwar den Berufsverkehr an der Kreuzung Grevener Straße/ Schulstraße beeinträchtigte, von der Polizei jedoch toleriert wurde. Auch der Bitte der jungen Leute, noch einmal ins Schulhaus zu dürfen, um noch persönlichen Dinge zu holen, wurde entsprochen.

Die Ex-Besetzer wollen ihre Vorstellung vom selbstbestimmten Leben nicht versanden lassen. “Wir machen weiter. Uns geht es um eine gerechtere Art der Lebensgestaltung. Wir wollen ein Zentrum, das offen ist für Menschen, die sich kommerzielle soziale und kulturelle Angebote nicht leisten können”, erklärten sie. Mit Pfiffen und Rufen, Trauer und Wut, quittierten sie das Anrücken der Abbruch-Unternehmen. Um eine Wiederbesetzung zu vermeiden, wurde umgehend damit begonnen, das Haus unbewohnbar zu machen.

Für Ärger indes sorgte eine Farbschmiererei auf einer Häuserwand, die im Umfeld der Räumung gemeldet wurde. Anzeige wegen Sachbeschädigung wurde gegen unbekannt erstattet.

Hintergrund Uppenberg-Einsatzes ist der Ratsbeschluss vom 9. Februar, den Baublock Schulstraße neu zu nutzen. Dazu gehört auch das Grundstück der Schule, dass der städtisch verwalteten Stiftung Bürgerwaisenhaus gehört. Sie will dort Wohnungen errichten, um so weiterhin im Sinne des Stiftungszweckes soziale Leistungen erbringen zu können.

“Ich freue mich, dass es gelungen ist, die gesetzwidrige Aktion ohne Kriminalisierung der Hausbesetzer zu beenden”, sagte Dr. Oberbürgermeister Berthold Tillmann. “Eine Stadt und ihre Bürgerschaft können sich nicht erpressen lassen.” Die Besetzer hätten verstehen müssen, dass es zweierlei Recht nicht geben dürfe. Bürgeranträge müssten die sich an den politischen und finanziellen Möglichkeiten messen lassen. “Es geht nicht an, dass die bevorzugt werden, die sich durch selbst gesetztes Recht einfach nehmen, was sie wollen.”

BRUNI FROBUSCH, www.westline.de/mz,


Uppenbergeschule in Münster geräumt

  Uppenbergeschule in Münster geräumt


Am Morgen des 10.2.2000 wurde die ehemals leerstehende Uppenbergschule nach 41tägiger Besetzung geräumt.

Mit einem martialischen Polizeiaufgebot wurden die 25 anwesenden BesetzerInnen genötigt, das Gebäude zu verlassen. Der Vertreter der Stadt, Herr Uetz hatte ihnen um 6.00 Uhr mit Anzeige und Zwangsräumung durch die über 200 anwesenden Polizisten gedroht.

Die BesetzerInnen verhielten sich jedoch besonnen und verhinderten so eine Eskalation. Eine Vertreterin der BesetzerInnen meinte dazu: “Wir lassen uns auch zu dieser frühen Stunde nicht von Schägertrupps mit Schlagstöcken und Helmen provozieren. Es ist heute klar geworden, von wem die Gewalt ausgeht.”

Als die BesetzerInnen der “Uppe” gegen 7.10 Uhr das Gebäude verliessen, wurden sie von den zahlreichen UnterstützerInnen mit lautstarkem Applaus empfangen. Gemeinsam zogen die ca. 100 Personen zur Steinfurter Straße, wo sie in einer Spontandemonstration ihrem Unmut Luft machten.

Direkt nach dem Verlassen des Gebäudes durch die BesetzerInnen wurde von der Stadt mit den Abrissarbeiten begonnen, Fenster wurden eingeschlagen und Holzplanken aus dem Boden gerissen.

Erst am Vorabend der Räumung wurde der Abriss der Uppenbergschule vom Rat der Stadt Münster beschlossen. Nur Grüne und PDS widersetzten sich geschlossen dem Antrag von CDU und SPD. Die Grüne Ratsfraktion hatte in einem eigenen Antrag gefordert, die Uppenbergschule für zwei Jahre den BesetzerInnen zur Verfügung zu stellen, da die Aufstellung des Bebauungsplan eine Nutzung des Geländes nicht vor diesem Zeitpunkt vorsieht. Stattdessen drohe nun für lange Zeit eine eingezäunte Schutthalde. “Mit einer schnellen Räumung sollten wohl Fakten geschaffen werden, offenbar hat man Angst vor einer weiteren Integration eines freien sozialen und kulturellen Zentrums “Uppenbergschule” im Kreuzviertel.” stellte eine Sprecherin des BesetzerInnenrates fest.

Bestätigung dieser These sahen die BesetzerInnen auch in dem Verhandlungsverhalten der Stadt. So erschien die Rechtsdezernentin zu einem vereinbarten Gesprächstermin am 1.2. nicht. Stattdessen wurde wenige Tage später ein Nachricht mit dem Angebot geschickt, die über 1000 qm der Uppenbergschule gegen einen 65qm kleinen Raum an der Grevener Straße einzutauschen. Die Besichtigung bestätigte laut eines Besetzers die Vermutung, daß “dies kein ernstgemeintes Angebot sein kann”.

Trotz dieser Entwicklung wollen die BesetzerInnen ihr Projekt, ein selbstverwaltetes Zentrum zu errichten, weiterhin forcieren. In vielfältigen Aktionsformen wollen sie ihr Anliegen auch in Zukunft publik machen. Zitat einer Besetzerin: “Die Uppe war erst der Anfang!”

[squat!net]


Raeumung der Uppenbergschule in Muenster droht

  Raeumung der Uppenbergschule in Muenster droht


Hallo, liebe Leute!

Nochmal vielen Dank, daß so viele da waren, als am 5. Februar die Demo für unser Zentrum in der Uppenbergschule in Münster anstand. Hat uns einen guten Schritt weitergebracht!


Für Montag, 7. 2., war dann ein Gespräch von der Stadt(verwaltung) angesetzt, zu dem wir per Boten einen Brief geschickt haben. Die Stadt bot uns vorher in einem Schreiben Straffreiheit an, wenn wir am 7. 2. zusichern, bis zum 14. 2. die Uppe freiwillig zu verlassen. Außerdem bot sie uns ein 65qm “großes” Ladenlokal in der Grevener Str. 53 an, um unser “Konzept weiterzuentwickeln”, wie es in dem sog. Angebot hieß. Das konnten wir nicht annehmen, da wir dies für einen Trick hielten, unsere Bewegung zu spalten, denn 1. gibt mensch keine Besetzung von 2500 bis 3000 qm einfach so auf, um 65 qm zu bekommen, und 2. passen wir alle gar nicht in dieses Ladenlokal hinein, und 3. haben wir längst ein Konzept, das von den Ratsfraktionen und der Stadt(verwaltung) nicht zur Kenntnis genommen wird, das aber bereits in der Uppe gelebt und ständig weiterentwickelt wird.

Dann gab es heute, am 9. 2. eine Ratssitzung, in der die GAL und die PDS sich rührend für uns einsetzten. Tenor: Das “soziale Experiment” in der Uppe könne doch bis zum Abriß des Gebäudes in 1,5 bis 2 Jahren laufen, da erst dann die “Überplanung” einen Abriß gebiete.

(Der CDU, FDP und SPD zugewandt:) Es stimme ja, daß die BesetzerInnen einen illegalen Status haben, aber die Stadt(verwaltung) und die Stiftung (Eigentümerin des Gebäudes) könne doch dazu gebracht werden, mit uns zu sprechen und uns das sonst überflüssigerweise abgerissene Gebäude, das sowieso zwei Jahre lang als Bauruine bzw. als Wüste brachliegen würde, zu überlassen.

Dieses Mindestmaß an Vernunft wollten die CDU-FDP-SPD-Ratsleute nicht nachvollziehen. Vor, während und nach der Ratssitzung gab es immer wieder kleinere Protestbekundungen von Seiten der NutzerInnen der Uppe.

Nach der Ratssitzung gingen wir zurück in unser Zentrum an der Schulstraße/Ecke Grevener Str. – begleitet von vielen grünen Männchen. Die ganze Stadt schien voll von ihnen: auch viele Zivilbeamte wurden gesichtet.

Am Abend kam die Nachricht, daß in einem TV-Sender ein Fax des Polizeipräsidiums Münster einging, daß am Morgen des darauffolgenden Tages (10. 2.) um 4.30 Uhr die Räumung der besetzten Uppenbergschule anstünde.

Aufgescheucht von dieser Nachricht packten wir die wertvollsten Sachen zusammen. Erst war es ganz schön chaotisch-hektisch, dann traurig, aber später in der Nacht wurde es dann lustig…

Um die Uppe herum lungerten Zivis, die wegfuhren, sobald wir uns ihnen näherten. Aber es war schon ein Wermutstropfen, so viele Sachen aus der Uppe rauszuschaffen. Sie ist jetzt lange nicht mehr so gemütlich wie noch am Wochenende, als viele von Euch da waren. Wir harren nun der Dinge, die da kommen…

Ich glaube zwar, daß sie erst nach ein-zwei Tagen räumen, aber viele von uns sind absolut aufgeschreckt durch die Gerüchte…

Wir wollen, daß die Uppe bleibt! Aber ich denke, daß mit einem “eingeschränkten Widerstand” unsererseits zu rechnen ist. Aber es soll wenigstens Spaß machen!

Fakt ist, daß wohl nun bald mit einer Räumung zu rechnen ist. Ich habe zwar immer geglaubt, daß sie uns kurz nach der Ratssitzung vom 9. 2. rausschmeißen, aber so ein bißchen Hoffnung hat mensch immer! Salut und danke für Eure Solidarität. Und kommt uns doch besuchen, wenn Ihr wollt.

Ihr wißt ja, wo wir zu finden sind! (Siehe Programm)

Uppe bleibt!

[squat!net]