Offener Brief an die Presse/Stadt Münster (D)

  Offener Brief an die Presse/Stadt Münster (D)


Seit 1999 steht das ehemalige Gesundheitsamtsgebäude an der Robert-Koch-Straße leer. Mit der Eröffnung eines soziokulturellen Zentrums am Karfreitag, den 13.4.2001, konnte es vorübergehend durch ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm sinnvoll genutzt werden. Am Donnerstag, den 19.4.2001, erzwangen 180 PolizistInnen im Auftrag der Stadtverwaltung das Ende dieses Projektes. Entgegen der Absprache mit Einsatzleiter Udo Strübbe mussten 15 aus dem Schlaf gerissene UnterstützerInnen nicht nur ihre Personalien angeben, sondern sich nach dem friedlichen Verlassen des Gebäudes erkennungsdienstlich behandeln lassen (Fingerabdrücke, “Verbrecherfotos”).

Ziel der AktivistInnen ist ein soziales, selbstorganisiertes und hierarchiefreies Zentrum verschiedener Initiativen. Diese sollen nicht nur unter einem Dach zusammengefasst sein und ausschließlich ihre eigene Arbeit betreiben, sondern sich darüber hinaus vernetzen, aufeinander beziehen und ihren jeweiligen Bereich als Teil des Ganzen betrachten.

Geplant ist ein Ort für unkommerzielle Informations- und Kulturveranstaltungen (Kabarett, Kino, Lesungen, Konzerte, Vorträge), eine Volxküche, ein Infocafé mit Bibliothek sowie Proberäume. Des weiteren Räume für alternative Therapie und Körperarbeit, FrauenLesben, Bildungsinitiativen, antirassistische Gruppen, Kinderbetreuung uvm.

Die finanzielle Unabhängigkeit des Zentrums von der Stadt ist für uns selbstverständlich. Anfallende Nebenkosten sowie Aufwendungen für Reparaturen und Renovierungen werden von uns selber getragen.

Der von der Verwaltung nahegelegte “demokratisch legitimierte Bürgerantrag” für das soziokulturelle Zentrum unterliegt der politischen Willkür der EntscheidungsträgerInnen und ist aus diesem Grund für uns keine ernstzunehmende Alternative. Auch etliche andere Vereine und Initiativen sind dieser Willkür ausgesetzt und befinden sich seit Jahren in der Warteschlange. Diese ist darauf zurückzuführen, daß die Stadt über eine größere Anzahl leerstehender Gebäude verfügt, sie aber höchstbietend verkaufen will, statt sie gemeinnützigen Zwecken zugute kommen zu lassen. Stadtkämmerin Frau Bickeböller verweist in diesem Zusammenhang auf die “angespannte Haushaltslage” der Stadt. Das ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, wenn konsumorientierte Wahlkampfversprechen wie Musikhalle inkl. Museum (ca. 65 Mio.), Preussenstadion (ca. 16 Mio), Erweiterung der Halle Münsterland (ca. 23 Mio) oder diverse Parkhäuser das zur Verfügung stehende Geld verschlingen.

Insofern ist die Argumentation der Stadt unsinnig, unser Projekt als Konkurrent anderer kleiner Initiativen darzustellen, der sich auf illegale Weise einen Vorteil verschafft. Ganz im Gegenteil verstehen wir unser Zentrum als ein gemeinnütziges Projekt, das diesen angeblich konkurrierenden Initiativen Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, die die Stadt der Allgemeinheit bewusst vorenthält. Selbst die laut Stadtkämmerin theoretisch mögliche Zwischennutzung leerstehender Häuser durch verschiedene Gruppen und Vereine wird nicht erwogen.

Die Baulücke auf dem Gelände der ehemaligen besetzten Uppenbergschule verdeutlicht diese politische Linie, da nach Aussage von B. Leuters, Mitglied des Bauausschusses der Stadt Münster, ein Weiterbetrieb des damaligen soziokulturellen Zentrums aus bautechnischer Sicht möglich gewesen wäre. Ausserdem ist die ursprüngliche Planung der Stadt, hier mit einem Medienkompetenzzentrum und sozialem Wohnungsbau gemeinnützige Ziele zu verfolgen, mit der gegenwärtigen Suche nach einem privaten Investor stark in Frage gestellt.

Ebenso ungewiss ist die Zukunft des ehemaligen Gesundheitsamtes, das seit Ende 1999 leersteht und zum Erhalt der guten Bausubstanz durchgehend beheizt wird. Trotzdem ist der Abriss laut Liegenschaftsamtsleiter B. Roth absurderweise “nicht ausgeschlossen”. Um einen womöglich mehrjährigen Leerstand oder einen unnötigen, profitorientierten Abriss zu verhindern, fordern wir Sie hiermit auf, mit uns in Verhandlungen über eine Nutzung des Gebäudes an der Robert-Koch-Straße 27 zu treten.

Wir werden weiterhin als InteressensvertreterInnen verschiedener Gruppen und Initiativen die klientelorientierte Stadtplanungspolitik transparent machen, um unserem Raumbedarf und dem Wunsch nach einem selbstverwalteten soziokulturellen Zentrum öffentlich Nachdruck zu verleihen.

Initiative für ein selbstverwaltetes soziokulturelles Zentrum, Münster


Besetztes Haus in Muenster geraeumt.

  Besetztes Haus in Muenster geraeumt.


Polizeibeamte vor dem besetzten Zentrum in Muenster Nach fast einer woche wurde besetztes Haus in Münster geräumt. Wurde die Besetzung vor einem Jahr noch über einen Monat geduldet, war der “Spuk” jetzt nach nicht mal einer Woche vorbei.

De fakto hatten nicht einmal annähernd irgend welche Verhandlungen stattgefunden. Während der Ostertage sah es noch so aus, daß es zu Verhandlungen kommen könnte, ließ die Stadt am Dienstag nur verlautbaren, daß die Besetzung nicht toleriert werde und die BesetzerInnen das Haus zu verlassen hätten.

Gestern (mi) stellte die Stadt strafantrag, machte aber am späten Nachmittag doch noch einen Termin mit den BesetzerInnen für heute mittag ab. Schön wärs gewesen, nur heute morgen um 7.00 uhr standen die Grünen vor der Tür. Nach Verhandlungen mit ihnen wurde zugesagt, daß von den BesetzerInnen, wenn sie denn das Haus freiwillig verließen, lediglich die Personalien festgestellt würden. Nun die 14 BesetzerInnen verließen daraufhin das Haus, wurden aber entgegen der zusage zur id-behandlung ins Polizeipräsidium “verbracht”. Vertrauen ist gut…. (…Widerstand ist besser (d.S.))

[squat!net]


Strafantrag gegen Hausbesetzer

  Strafantrag gegen Hausbesetzer


Die Stadt Münster hat wegen der rechtswidrigen Besetzung des früher vom Gesundheitsamt genutzten und jetzt leerstehenden Hauses Robert-Koch-Straße 27 gestern Strafantrag gestellt und erneut eine Räumung durch die Polizei angedroht.

Weil – so die Stadt – mit einem möglichen Investor Gespräche über die künftige Nutzung des zweigeschossigen Gebäudes laufen, habe man “großes Interesse daran”, möglichst bald wieder Verfügungsgewalt über das städtische Eigentum zu erhalten.

Die Pressegruppe der Hausbesetzer kündigte zeitgleich an, heute mit Stadtkämmerin Dr. Helga Bickeböller über die Zukunft des von den Aktivisten in “Schwarz-Buntes Epi-Zentrum” getauften Projektes reden zu wollen. Auch habe die Stadt, so die Hausbesetzer, bislang in “keinster Weise nach einer politischen Lösung gesucht”.

Der Allgemeine Studierenden Ausschuss der Fachhochschule (AStA) und die Grünen in Münster unterstützten gestern in Stellungnahmen die Forderungen der Hausbesetzer nach einem “unabhängigen sozial-kulturellem Zentrum”. GAL-Vorstandsmitglied Carsten Peters: “Es ist nur zu begrüßen, wenn junge Leute sich eigenständig Räume schaffen, in denen sie sich selbstbestimmt betätigen können. Es existiert ein Bedarf für ein solches Zentrum, daher sollten CDU und Stadtverwaltung das Gespräch mit den Besetzern suchen und ein Zentrum ermöglichen.”

Der AStA solidarisierte sich in einer Pressemitteilung mit den Besetzern und wünschte ihnen “viel Kraft, Ausdauer und ein schönes, lebendiges Zentrum”.

Westfählische Nachrichten


Autonome besetzen das alte Gesundheitsamt

  Autonome besetzen das alte Gesundheitsamt


Münster. Rund 30 Autonome halten seit Karfreitag Abend das ehemalige städtische Gesundheitsamt an der Robert-Koch-Straße besetzt. Das dreigeschossige Gebäude steht seit Monaten leer. Auf Transparenten an der Hauswand fordern die Männer und Frauen ein selbstverwaltetes soziales und kulturelles Zentrum. Bereits Anfang vergangenen Jahres hatte die Gruppe die ehemalige Uppenbergschule besetzt. Als die mehrwöchigen Verhandlungen mit der Stadt scheiterten, räume die Polizei die alte Schule. Wir wollen mit der Stadt verhandeln, kündigte gestern einer der Besetzer an.

Die Gruppe sei bereit, die laufenden Kosten für das Gebäude zu bezahlen, wenn die Stadt es ihr als Zentrum überlasse. Wir sind in keinster militant, betonte einer der Männer, die ihre Namen nicht bekannt machen wollen. Wir warten ganz cool ab, gab Stadtdirektor Horst Freye gestern die vorläufige Linie der Stadtverwaltung vor. Das Liegenschaftsamt stehe als Ansprechpartner bereit, gleichwohl appellierte Freye an die Besetzer, das Rechtssystem zu beachten: Sich selbst verwalten, aber keine Miete zahlen wollen das geht nicht. Der Rat werde die Stadtpolitik nicht Dritten überlassen. Wir haben andere Pläne mit dem Haus. Dem Vorschlag der Polizei, das Gebäude am Freitag Abend sofort zu räumen, hatte Freye jedoch nichtzugestimmt.

Das Haus direkt am Zentralfriedhof soll nach Willen der Besetzer ein Treffpunkt für linkspolitische Gruppen, Infoläden, Therapiegruppen, Frauen/Lesben-Initiativen und alternative Musiker werden. Die Autonomen, die ihre Zahl mit auf jeden Fall über 30 angeben, wollen eine Volksküche und einen preiswerten Café-und Kneipenbetrieb einrichten.

Sie kritisieren, dass die Stadt ihre ehemalige Zusage nicht eingehalten habe, ein Ersatzgebäude für die inzwischen abgerissene Uppenbergschule zur Verfügung zu stellen. Einen städtischen Raum an der Grevener Straße halten die Autonomen nicht für akzeptabel: Der ist viel zu klein. Zurzeit ist die Lage an der Robert-Koch-Straße ruhig. Zu einem Konzert und anderen Veranstaltungen seien nach Auskunft der Presse AG der Besetzer bis zu 200 Menschen gekommen. Auch die Polizei meldet keine besonderen Vorkommnisse. In einem Fall mussten Beamten ruhestörenden Lärm unterbinden. Die Autonomen seien den Ermahnungen der Polizei unverzüglich nachgekommen, heißt es. Mit den Nachbarn möchten sich die Besetzer gut stellen: Die haben wir zum Kaffeetrinken eingeladen”.

Westfälische Nachrichten – 16. 04.2001, 23.30 Uhr


Soziales Zentrum Münster akut von Räumung bedroht!

  Soziales Zentrum Münster akut von Räumung bedroht!


Seit Freitag, den 13. April 2001, ist das alte Gesundheitsamt in der Robert-Koch-Str. besetzt, um dort ein unkommerzielles, selbstverwaletes soziales und kulturelles Zentrum (“Schwarz- Buntes Epizentrum”) aufzubauen.

Am heutigen Dienstag nachmittag (17.4.2001) gab es eindeutige Aussagen der Stadt, dass sie unsere Besetzung nicht dulden wird. Ab jetzt ist jederzeit mit einer gewaltsamen Räumung durch die Polizei zu rechnen!

Wir appellieren deshalb an alle solidarischen Menschen, gerade heute und morgen vorbeizukommen, um unser Projekt zu unterstützen und zu demonstrieren, dass viele mit der Linie der Stadt nicht einverstanden sind und die Idee selbstbestimmter Freiräume unterstützen!

Kommt alle!!! Her mit den Freiräumen!!


Wegbeschreibung zum Haus:

Mit der Bahn: Buslinie 11 (Richtung Gievenbeck), 12 (Richtung Horstmarer Landweg) oder 14 (Richtung Zoo): Haltestelle HÜFFERSTIFTUNG ca. 50m zurückgehen, 1.Str. rechts, an der näxten Kreuzung ist das Haus!

Mit dem Auto: Autobahn A1, Abfahrt Münster-Nord Richtung Zentrum immer geradeaus, bis zum Hindenburgplatz/Schloss(rechte Seite) danach rechts abbiegen (Gerichtsstr.) an der 2.Straße links (Himmelreichallee) 1. Straße wieder rechts das Haus ist nach etwa 300m auf der linken Seite

[squat!net]


Hausbesetzung fuer ein soziales Zentrum in Muenster (De)

  Hausbesetzung fuer ein soziales Zentrum in Muenster (De)


Pressemitteilung MS, 13.04.2001

HAUSBESETZUNG FÜR EIN SOZIALES ZENTRUM IN MÜNSTER!!

Seit dem heutigen Karfreitag existiert in Münster ein neues soziales und kulturelles Zentrum ! Das ehemalige Gesundheitsamt in der Robert-Koch-Straße wird hiermit nach mehrmonatigem Leerstand endlich wieder genutzt. Wie schon in der Uppenbergschule haben wir nun erneut einen Freiraum geschaffen, um unsere Idee von einem selbstverwalteten und nicht- kommerziellen Zentrum weiterzuentwickeln.

Linkspolitische Gruppen, Infoläden, Therapiegruppen, Frauen/Lesben-Initiativen, alternative MusikerInnen, Volxküche sowie preiswerter Café-/Kneipenbetrieb – all das wird schon zu lange von profitorientierten Entscheidungsträgern in Rat & Verwaltung an den Rand gedrängt. Diese Klientelpolitik setzt mit prestigeträchtigen Millionenprojekten wie der Musikhalle (oder York-Center, Hafenmodernisierung, Cineplex etc.) auf die Kommerzialisierung von Kultur und ungebremsten Konsum, statt gewachsene Strukturen und alternative Initiativen zu fördern bzw. erhalten. Exemplarisch für die einseitig ausgerichtete Stadtplanung ist der Abriss der Uppenbergschule im letzten Jahr, der einhergeht mit fortschreitender Vernichtung von bezahlbarem Wohn- und Lebensraum: Statt des angekündigten Sozialen Wohnungsbaus inkl. Medienkompetenz-Zentrum liegt das Gelände wenigstens drei Jahre brach – ein privater Investor wird gesucht ! Die Zusage der Stadtverwaltung, sich für ein entsprechendes Ersatzgebäude zur “Uppe” einzusetzen, wurde ebenfalls nicht eingehalten.

Diese herrschende Politik belohnt systematisch diejenigen, die ihr Leben rücksichtslos zum eigenen Nutzen gestalten und bestraft all jene, die ihr Leben sozial und solidarisch organisieren wollen. Wir wehren uns gegen das Prinzip der sozialen Ungleichheit und Ausgrenzung, gegen die alltägliche Verwertung und Entfremdung, Konkurrenz und Kämpfe untereinander.

Vom ersten Tag an besteht ein vielfältiges Veranstaltungsangebot, zu dem alle interessierten Menschen herzlich eingeladen sind !

Wir melden uns wieder …

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Veranstaltungen:

Freitag, 13.4.2001: 17 Uhr Konzert mit Katzenstreik (EmoPunk, Göttingen)

Samstag, 14.4.2001: 20 Uhr Konzert mit Mad Minority (HC-Punk, GÖ) und Daddy Longleg melodischer Punk , Münster)

Sonntag, 15.4.2001: 19 Uhr Wohnzimmerkino mit den Filmen: Harold & Maude (Hal Ashby, 71). Vorprogramm: Grota & Bello (eine stop-motion Animation von Miriam Paester) & Herr Rossi sucht das Glück.

Natürlich könnt ihr auch schon früher sehr gerne vorbeikommen!

PS: Bitte keine Drogen! ***

(Robert-Koch-Str., gegenüber Geographie-Institut)

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